Fleischessünde (German Edition)
hübschen Verpackung.
Ohne ein weiteres Wort zu verlieren, drückte sie den automatischen Türöffner und setzte sich in Bewegung. Nachdem sie ein Stück gegangen waren und sie immer noch schwieg, fragte Malthus: „Warum sagst du nichts? Hast du deine Zunge verschluckt?“
„Ich unterhalte mich lieber mit zivilisierten Leuten.“
Er hätte es dabei belassen können, aber es reizte ihn zu sehr. „Wenn dir deine Zunge zum Reden zu schade ist, hätte ich vielleicht ein paar andere Vorschläge, was du damit machen könntest.“
Sie blieb abrupt stehen und blickte ihn über die Schulter an. Ihre Augen leuchteten kalt und grün wie ein Gletschersee. „Du bildest dir wohl ein, du kannst dir alles erlauben, was?“
„So ziemlich alles, ja.“ Es war nicht einmal gelogen. Sicher, in seinen jungen Jahren hatte Malthus sein Maß an Elend, Demütigung und Verzweiflung durchmachen müssen. Aber das war lange her. Die jüngere Vergangenheit sah da erheblich rosiger aus. Und das war auch einer der Gründe, warum er sich über Vergangenes nicht den Kopf zerbrach und es vorzog, in der Gegenwart zu leben.
Er grinste sie frech an und warf ihr einen vielsagenden Blick zu.
„Alberner Kindskopf“, meinte sie schnippisch, drehte sich um und setzte ihren Weg fort. Im Geiste korrigierte sie sich. Er benahm sich in ihren Augen nicht kindisch, sondern, was schlimmer war, wie ein pubertierender Teenager.
Malthus war inzwischen damit beschäftigt, die wiegenden Hüften in dem engen Catsuit vor sich zu bewundern. Kindskopf? Er würde es ihr schon zeigen. Er musste sie haben, das stand für ihn fest. Unter sich, auf sich, neben sich, auf jede erdenkliche Art. Die Frage war nur, wie lange es dauern würde, bis er sie so weit hatte. Nein – nicht zu schnell. Er wollte die Vorfreude eine ganze Weile genießen … die Jagd … alles Dinge, die ihm normalerweise versagt blieben. Er wollte auskosten, was ihm da so appetitlich serviert wurde. Allein beim Anblick dieses bezaubernden Hinterteils juckte es ihm schon in den Fingern. Während er darauf starrte, hatte er wieder dieses merkwürdige Déjà-vu-Gefühl.
Sie waren noch nicht weit gegangen, als sich Calliope plötzlich umdrehte und zurück auf die große Glasfront blickte, durch die sie gerade ins Freie getreten waren. Er folgte ihrem Blick, konnte aber nichts entdecken. Doch nur Augenblicke später sahen sie, wie zwei Männer auf ziemlich unsicheren Beinen aus dem Fahrstuhl kamen. Malthus hatte sie nie zuvor gesehen, wusste allerdingssofort, in welche Kategorie sie gehörten. Sie waren Topworld Grunts. Auch die unverwechselbare Ausstrahlung, die ihm vorkam wie der unangenehme Geruch von Achselschweiß, verriet es ihm.
Die Art, wie Calliope reagiert hatte, machte ihn stutzig. Sie schien gewusst zu haben, dass die beiden auftauchen würden. Deshalb fragte er: „Sind das deine Leute?“
„Nein, sie arbeiten für Big Ralph.“
„Und der arbeitet für …?“
Sie ignorierte seine Frage.
Er konnte sich auch so denken, dass es irgendeine Unterweltgröße war. Sie waren alle aus demselben Grund hier versammelt. Die beiden Kerle, Calliope, er selbst. Jeder wollte ein Stück von Kuznetsov. Der Mann war zur Stunde sehr gefragt.
Beim zweiten Hinsehen bemerkte Malthus, dass die zwei Männer reichlich mitgenommen aussahen, woraus er den Schluss zog, dass es schon eine Begegnung zwischen ihnen und Calliope gegeben haben musste. Sie taten ihm beinahe leid.
Calliope schwieg beharrlich.
Das hielt Malthus jedoch nicht davon ab, weiterzubohren. „Schaffst du einen Sprung vier Stockwerke tief?“
Ohne ein Wort setzte sie sich wieder in Bewegung.
„Ich wette, du schaffst es. Ich glaube auch, dass du den Weg über die Terrasse schon eingeplant hattest, bevor du wusstest, dass ich kommen würde. Und bevor du dich an meinem Blut bedient hast.“ Malthus wartete eine Weile, erhielt aber immer noch keine Antwort. „Du darfst dich an dem Gespräch ruhig beteiligen, Darling.“
Gemessenen Schrittes umging sie eine Pfütze auf dem Bürgersteig. Sie wollte nicht durch allzu große Eile auffallen. Dass zwei Leute gegen Mitternacht einen aufgerollten Teppich in der Stadt spazieren führten, war schon verdächtig genug.
„Na schön“, meinte Malthus, der ihr wieder Gelegenheit geben wollte, etwas beizutragen, „dann rede ich eben ein bisschenweiter. Ich finde dieses betretene Schweigen immer so peinlich … gerade beim ersten Date.“
Er schaute genau hin. War da ein Zucken in ihrem
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