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Fleischessünde (German Edition)

Fleischessünde (German Edition)

Titel: Fleischessünde (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eve Silver
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trat ein Mann aus dem Schatten. Er stellte ihr Fragen, auf die sie antwortete. Aber er wollte mehr wissen, Dinge, von denen sie keine Kenntnis hatte.
    Als sie die Antwort schuldig blieb, schnellte die Hand des Besuchers vor, und sie spürte einen unbeschreiblichen Schmerz, bevor sie begriff, dass die Hand in ihren Brustkorb eingedrungen war. Blut strömte aus der Wunde. Es war ein Seelensammler, der gekommen war, sie zu holen.
    Als sie jetzt an sich herabblickte, konnte sie kein Blut mehr entdecken. Auch als sie danach tastete, war von einer Wunde nichts zu spüren.
    „Setz dich“, befahl Abasi mit sanfter Stimme.
    Sie rückte einen der Sessel direkt vor ihn und nahm, am ganzen Leibe zitternd, Platz.
    Abasi stand auf und ging zu einem Tisch, auf dem eine kunstvoll gearbeitete orientalische Teekanne mit kleinen Teegläsern stand. Er schenkte ein Glas ein, tat zwei Stücke Zucker hinzu und kehrte zu ihr zurück. „Trink“, sagte er, während er neben ihr stand und ihr das Glas hinhielt. „Du siehst blass aus.“
    Djeserit nahm das Glas und nippte an dem Tee. Dabei zitterten ihre Hände so sehr, dass sie einen Teil der Flüssigkeit verschüttete und sich die Finger verbrannte. Sie stutzte, dann atmete sie unmerklich auf. Wenn sie Schmerz empfand, konnte sie doch nicht tot sein, oder?
    „Weißt du, warum du hier bist?“, fragte Abasi und nahm den Platz auf seinem mit goldenen Einlegearbeiten geschmückten Thron wieder ein.
    Sie überlegte. Sie hatte schreckliche Dinge getan. Sie hatte Unschuldige getötet. Sie war Teil des Mordkomplotts gewesen gegen … Er war eine bedeutende Persönlichkeit, das wusste sie noch. Aber Genaueres fiel ihr nicht ein, sosehr sie sich auch bemühte. Eine merkwürdige Blockade lähmte ihre Erinnerung. Jedes Mal, wenn sie einem gewissen Thema zu nahe kam, rannte sie gegen diese graue Mauer, und ihr Kopf begann zu schmerzen.
    „Du warst an dem Mord an einem Seelensammler beteiligt.“ Abasis Stimme klang jetzt anders, kalt und abweisend. „Erinnerst du dich jetzt?“
    „Nein“, flüsterte sie außer sich vor Panik und Verwirrung. Sie war doch Sutekhs ergebene Dienerin gewesen. Wie hätte sie einen der Seinen töten können?
    „Er war mein Sohn“, erklärte sich die Gestalt auf dem Thron deutlicher.
    Mit Entsetzen beobachtete sie, wie die Züge Abasis im Gesicht ihres Gegenübers verschwammen und sich neu ordneten – zu einem Gesicht, das ihr ebenfalls bekannt vorkam. Ein gut aussehender junger Mann. Wer war das noch? Der tote Seelensammler war es.
    „Nein“, wiederholte sie kaum hörbar mit gebrochener Stimme.
    Doch. Da war etwas, woran sie sich erinnerte. Blut, blitzende Messer, eine schwarze Schale.
    Das Teeglas entglitt ihren Fingern und zerschellte zu tausend Splittern auf dem Steinboden. Natürlich erinnerte sie sich. Sie hatte mit Kuznetsov einen Pakt geschlossen. Sie waren beide dabei gewesen, als der Reaper getötet worden war. Sie war diejenige gewesen, die die Schale gehalten hatte, um sein Blut aufzufangen. Aber sie waren es nicht gewesen, die die Tat ausgeführt hatten. Das war …
    Mit einem Aufschrei fasste sie sich an den Kopf, der schier zerspringen wollte. Dann glitt sie von ihrem Sitz zu Boden und wälzte sich dort wimmernd von einer Seite auf die andere. Sie sah Gesichter von jungen Mädchen vor sich, von Isistöchtern, für deren Tod sie und Kuznetsov verantwortlich waren.
    „Woran erinnerst du dich jetzt?“ Seine Ton war wieder milder geworden, ruhig, Vertrauen heischend, beinahe zärtlich. Er wollte alles von ihr wissen.
    Fassungslos starrte sie ihn an. Sein Gesicht veränderte sich in einer unglaublichen Geschwindigkeit unaufhörlich. Sie wusste jetzt, wer ihr gegenübersaß. „Es geschah deinetwegen. Um dich zurückzuholen. Du solltest wieder unter der Sonne wandeln.“
    „Und wie?“
    „Die Prophezeiung. Das Blut der Isis und Sutekhs Blut. Und der Gott wird die Zwölf Tore durchschreiten und seinen Fuß wieder auf die Erde setzen.“ Schluchzend lag sie vor ihm am Boden. Sie wollte die Hand ausstrecken, mit den Fingerspitzen seine Sandalen berühren, aber sie traute sich nicht.
    „Sterbliche wären nie in der Lage, einen meiner Seelensammler zu töten. Du hattest Hilfe. Verbündete in der Unterwelt. Sprich.“ Immer noch der schmeichelnde Ton. „Du weißt es bestimmt noch.“
    Sie war bereit, ihm alles zu verraten, aber in ihrem Kopf herrschte Verwirrung, und sie brachte nichts heraus, als ein paar Namen von Leuten zu murmeln, die Zeugen der Tat

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