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Fleischessünde (German Edition)

Fleischessünde (German Edition)

Titel: Fleischessünde (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eve Silver
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sie plagten, drehten ihr den Magen um. Sie war kurz davor, sich zu übergeben.
    „Warte“, sagte sie.
    Die Frau vor ihr blieb stehen, ohne sich umzudrehen.
    Djeserit sah sich um, ob sie einen Platz fand, wo sie sich hinsetzen konnte, fand aber keinen. Sie hatte Mühe, die Übelkeit zu unterdrücken. In immer neuen Wellen überkam die Panik sie. Sie hatte keinen Schimmer, wo sie sich befand oder warum sie hier war, nur eine verschwommene Erinnerung, derer sie nicht richtig habhaft werden konnte, unscharfe Bilder, die nichts erkennen ließen. Hatte sie einen Unfall gehabt? War sie verwundet worden?
    Djeserit atmete tief durch, und es gelang ihr, die Angst zu meistern und einigermaßen klare Gedanken zu fassen. Sie war Hohepriesterin im Setnakht-Tempel, in dem Sutekh verehrt wurde. Sie war eine Führungspersönlichkeit, eine von den starken Frauen. Sie stand zu ihren Überzeugungen, und sie wusste, wo ihr Feind stand: Pyotr Kuznetsov, ihr gleichrangiger Amtskollege. Auch wenn es nur Bruchstücke waren, die ihr wie ein Wetterleuchten durch den Kopf gingen, waren diese Gedanken tröstlich und gaben ihr Zuversicht.
    Ein Gefühl sagte ihr, dass sie in Angelegenheiten der Setnakhts hier war, wo immer sie sich gerade befand. Aber was waren das für Angelegenheiten? An diesem Punkt waren ihre Gedanken blockiert, als liefe sie gegen eine graue Wand, die sich unvermittelt in ihr auftürmte. Und der Schmerz kam zurück, noch stärker als zuvor. Ihr wurde schwindelig, und es fiel ihr schwer, sich auf den Beinen zu halten. Die Dienerin vor ihr hatte wohl etwas bemerkt. Sie kam zurückgeschlurft und bot ihren Arm, um Djeserit zu stützen.
    Peinlich berührt nahm Djeserit die Hilfe an. Das war immer noch besser, als auf dem kalten Steinboden lang hinzuschlagen. Djeserit versuchte, der anderen ins Gesicht zu schauen, aber die hielt den Kopf gesenkt. Weder hob sie den Blick, noch sprach sie ein einziges Wort.
    Auf den Arm der Dienerin gestützt, setzte Djeserit ihren Weg fort. Er schien ihr eine Ewigkeit zu dauern, auch wenn es wahrscheinlich nur Momente waren, bis sie an eine Doppeltür gelangten. Das Mädchen trat vor und stieß die Flügel auf. Gleich darauf verschwand sie zur Seite, ohne sich noch einmal umzuwenden. Djeserit nahm das als Aufforderung, einzutreten.
    Der Raum, den sie betrat, war riesig. Säulen standen in einer Doppelreihe, die mitten hindurch verlief und eine hohe Decke trug. Geschmückt waren die Säulen mit farbenfrohen Bildern, aber Djeserit war nicht in der Stimmung, sie sich genauer anzusehen. Etwas drängte sie, und gleichzeitig packte sie wieder das kalte Grauen. Für keines der beiden Gefühle hatte sie eine Erklärung.
    Eine weitere Dienerin erschien, die die Flügeltür wieder verschloss. Auch sie hielt den Kopf gesenkt und machte nur eine scheuchende Handbewegung, um Djeserit zum Weitergehen aufzufordern.
    Was blieb ihr anderes übrig? Am Ende des Raums sah Djeseriteine kleine Gruppe von Sesseln. Einer davon stand erhöht auf einem Podest wie ein Thron. Sie vermutete, dass sie sich dorthin begeben sollte. Ein lautes Geräusch ließ sie innehalten. Sie drehte sich um. Die zweite Dienerin hatte die Tür mit einem mächtigen Balken verriegelt. Djeserits Unbehagen wuchs. Sie richtete den Blick wieder nach vorn und sah jetzt auf dem Thron einen Mann sitzen. Graues Haar, wettergegerbte Haut … Er kam ihr bekannt vor. Ganz sicher kannte sie ihn.
    Es war Abasi Abubakar.
    Persönlich war sie ihm nie begegnet. Aber jeden Tag hatte sie sein Bild im Tempel hängen sehen. Er war vor ihrer Zeit der oberste Priester der Setnakhts gewesen. Er hatte in seiner Kammer eingeschlossen einen rituellen Mord an sechs jungen Frauen verübt und bei seinen Opfern verharrt, bis ihre Körper in Verwesung übergegangen waren und er schließlich selbst gestorben war.
    Gestorben … Djeserit starrte ihn an. Ihr Atem ging stoßweise, während eine erschreckende Ahnung sie überkam. Er ist tot, dachte sie. Das heißt, dass ich …
    „Komm zu mir“, sagte Abasi und streckte seine Hand zu ihr aus. Djeserit kam zögernd näher. Es kam ihr vor, als setzten ihre Füße ohne ihr Zutun einen vor den anderen. Plötzlich waren die Bilder aus der Erinnerung wieder da. Wie ein Schwarm zorniger Hornissen fielen sie über sie her. Djeserits Magen revoltierte, sodass sie sich die Arme um den Leib schlang. Sie wollte stehen bleiben, aber ihre Füße gehorchten ihr nicht und trugen sie weiter. Sie sah sich in ihrem Büro. Als sie sich umdrehte,

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