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Flesh Gothic (German Edition)

Flesh Gothic (German Edition)

Titel: Flesh Gothic (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edward Lee
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betrachtete die Geschehnisse, als wiegte er den Wert ihrer Würdigkeit für einen unbekannten Zweck ab. Leider sah Willis meist nur zu genau, was Hildreth so faszinierte: entweder eine erniedrigende sexuelle Handlung, eine unverhohlene Orgie oder jemand, der abgeschlachtet wurde. In einer besonders verstörenden Vision nahm er eine plumpe, übergewichtige Frau mit ausdruckslosem Blick wahr, die sich Drogen in den Arm spritzte, während ihr einer von Hildreths grinsenden Pornodarstellern einen Revolver mit gespanntem Hahn an den Kopf hielt.
    Dieses Haus ist wahrhaftig ein Ort des Teufels.
    Doch selbst an seinen stärksten Tagen konnte Willis nicht viel ertragen. Die Auswirkungen waren einfach zu erschöpfend. Allein wanderte er den Hauptflur im fünften Stock entlang. Er passierte das Scharlachrote Zimmer, betrat es jedoch nicht. Dort hatte er bereits mehrere Taktionen versucht, aber nichts gesehen. Manche Räume und manche Gegenstände waren nur zu bestimmten Zeiten des Tages geladen, im Allgemeinen zu jenen, die dem Zeitpunkt des Zielereignisses am nächsten kamen. Ich denke, ich mache für heute Nacht Schluss . Die meisten seiner Taktionen waren ausgesprochen klar gewesen – und die Gruppe würde sich zweifellos dafür interessieren –, allerdings gab es nichts wirklich Neues zu berichten. Er hoffte, etwas zu sehen, das ihnen neue Erkenntnisse lieferte. In dieser Nacht jedoch sah er nur mehr von dem, was er bereits kannte. Mehr Mord, mehr Erniedrigung und mehr Perversion. Dieses gesamte Haus war krank . Willis hatte genug.
    In der dritten Etage vernahm er Licht, das durch eine offene Tür in den Gang fiel, und hörte jemanden auf einer Tastatur tippen. Grundsätzlich war Willis ein Einzelgänger, was allerdings keineswegs bedeutete, dass es ihm gefiel, ständig allein zu sein. Durch das Haus fühlte er sich noch abgekapselter, und nun, mitten in der Nacht, bedrückte es ihn. Er betrat den Raum.
    »Ah, das ist also ihr Büro«, sagte er, als er Westmore vor seinem Laptop sitzen sah. »Wie läuft’s?«
    »Kann ich nicht genau sagen.« Der Schriftsteller kicherte. »Ich bin gar nicht sicher, was ich eigentlich schreiben soll.«
    »Bei mir ist’s dasselbe, wenn auch in einem anderen Kontext.« Willis schlenderte umher und betrachtete die beeindruckenden Relikte im Raum. »Ich wurde engagiert, um herzukommen und nach Erscheinungen Ausschau zu halten ... aber ich weiß nicht genau, worum es sich bei diesen Erscheinungen handelt.« Willis zündete sich eine Zigarette an, als er sah, dass Westmore dasselbe tat. Ihm fiel ein DVD-Stapel auf einem kunstvollen Tisch mit Intarsien aus Gold auf. »Was ist das alles?«, fragte er.
    »Haufenweise Pornos, Zeug, das Hildreths Firma produziert hat. Nach ungefähr fünf Minuten kommt einem alles gleich vor.«
    Willis sprach nicht aus, dass er das persönlich anders sah. Als Sexsüchtiger, dessen übersinnliche Fähigkeiten ihn davon abhielten, Frauen zu berühren, war er schon seit langer Zeit süchtig nach Pornos. Eine weitere Begleiterscheinung seines Einzelgängertums. Allein das Wissen, was sich auf den DVDs befand, weckte in ihm den innigen Drang, sich einige davon anzusehen. Allerdings wollte er sich das nicht anmerken lassen – denn so sicher, wie er sich seiner Abhängigkeit war, so sehr schämte er sich auch dafür. Er wandte sich ab. Sein Blick fiel auf die rechteckige Aussparung in der Wand, die den Tresor enthielt.
    »Und da ist das größte Geheimnis der Villa.«
    »Oh, der Safe?«, sagte Westmore. »Ja. Nur Gott weiß, wann wir ihn endlich aufbekommen.«
    »Hat der Schlüsseldienst nicht gesagt, man würde jemand anderen schicken?«
    »Klar, aber erst in ein paar Tagen. Und die waren die einzige Firma im Telefonbuch. Aber es ist schon merkwürdig, dass die Frau, die sie ursprünglich geschickt haben, einfach verschwunden ist, ohne etwas zu sagen, und anscheinend auch noch bei der Firma gekündigt hat.«
    »Glauben Sie, etwas im Haus hat sie vertrieben?«
    Westmore zog eine Augenbraue hoch. »Mittlerweile würde mich das nicht mehr wundern. An diesem Ort kann mich überhaupt nichts mehr überraschen.«
    Willis bemerkte ein Gemälde auf dem Boden: eine junge Brünette in einem Turnürenkleid, die mit der Hand von sich weg zeigte. Schlagartig krampften sich Willis’ Eingeweide zusammen. Es handelte sich um die Frau, die er gesehen hatte, als er die Haarbürste berührte. »Was ist das für ein Gemälde?«, fragte er etwas zurückhaltend.
    »Das ist ’ne merkwürdige

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