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Flesh Gothic (German Edition)

Flesh Gothic (German Edition)

Titel: Flesh Gothic (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edward Lee
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Sache. Es hing an der Wand über dem Tresor und darunter war ein anderes Gemälde – nein, kein Gemälde, sondern dieser Kupferstich.« Westmore drehte ihn um und zeigte ihn Willis. »Anscheinend ist das eine Darstellung von Belarius.«
    Willis betrachtete die kleine verzerrte Fratze. Das Werk war offensichtlich ziemlich alt. Doch es interessierte ihn nicht annähernd so sehr wie das Gemälde der Frau. »Worauf zeigt sie?«
    Westmore deutete auf den zweiten Kupferstich an der gegenüberliegenden Wand.
    »Der Apostel Johannes beim Verfassen der Offenbarung in Patmos, circa 90 nach Christus«, las Willis die Inschrift vor. Er kicherte angesichts des Klischees. »Haben Sie sechs-sechs-sechs als Kombination für den Safe versucht?«
    »Ja. Hat nicht geklappt«, gab Westmore zurück. Ihm fiel auf, dass Willis erneut auf das Gemälde der jungen Frau starrte. »Ihr Name ist Debbie Rodenbaugh. Sie hat für Hildreth gearbeitet. Ich vermute, er stand auf sie, wenn er dieses Gemälde von ihr anfertigen ließ.«
    »Ist sie eine der Frauen, die ermordet wurden?«, erkundigte sich Willis.
    »Nein. Ihre Leiche wurde nicht gefunden. Sie gilt als vermisst. Ich würde zu gern wissen, wo sie steckt.«
    Willis räusperte sich unbehaglich. »Ich habe sie gerade erst gesehen – in einer Vision, meine ich. Wenn ich geladene Gegenstände berühre, sehe ich manchmal Bilder der letzten Person, die sie benutzt hat.«
    »Was?« Westmore wirkte aufgeschreckt. »Sie haben sie in einer Vision gesehen?«
    »Etwas in der Art. Es nennt sich Zielvision. Ich nehme die Vergangenheit von Gegenständen, die ich anfasse, wahr. Und ich habe sie gesehen – hinten in einem der anderen Räume.«
    Westmores Blick wurde abwesend. »Also glauben Sie, dass sie tot ist ...«
    »Oh nein, das habe ich damit nicht behauptet. Menschen wie mich bezeichnet man als Taktionisten«, erklärte Willis. »Jemand, der Gespenster sieht, sieht die Geister der Toten – aber das trifft auf mich nicht zu. Ich besitze nicht die Fähigkeiten eines Mediums. Wenn ich jemanden sehe, bedeutet das nicht zwingend, dass derjenige tot ist. Was ich von ihr gesehen habe, war sehr unklar ...« Er ließ die Andeutung unkommentiert stehen.
    Karen betrat mit einem neugierigen Ausdruck im Gesicht und einem Gin Tonic in der Hand das Zimmer. »Zeit fürs Abendessen, Leute.«
    Westmore schielte am Laptop auf die Uhr. »Abendessen? Es ist fast elf.«
    »Na schön, dann nennen wir es einen vormitternächtlichen Snack.« Ihre Jeans und ihr nackter, flacher und äußerst sonnengebräunter Bauch unter der geknoteten Bluse veranlassten Willis, den Blick von ihr abzuwenden, weil er nicht wollte, dass man ihn beim Glotzen erwischte. »Was gibt’s zu essen?«
    »Cheeseburger«, antwortete Karen. »Ich fange gleich damit an.«
    »Ich glaube, ich passe ...« Aufgrund einiger seiner Zielvisionen aus dieser Nacht verspürte Willis keinen besonderen Appetit.
    »Ich auch«, schloss sich Westmore an und schaltete den Computer aus. »Kann ich mir mal Ihr Auto leihen? Ich muss hier mal für eine Weile raus und fahre in meine Stammkneipe.«
    Willis zeigte sich verwirrt. »Aber ich habe gehört, dass Sie überhaupt nichts trinken.«
    »Tut er auch nicht«, bestätigte Karen. »Er geht in Kneipen, um nicht zu trinken. Ist so eine verschrobene Schriftstellersache.«
    »Ich gehe in Kneipen, um den Kopf freizubekommen«, erklärte Westmore. »Ist eine lange Geschichte.« Sein Blick wanderte zu Karen. »Und? Kann ich mir Ihr Auto nun leihen?«
    »Sie haben doch gar keinen Führerschein.«
    Westmore seufzte. »Sie wissen, dass ich nichts trinken werde. Falls ich Ihr Auto zu Schrott fahre, kaufe ich Ihnen von Vivicas Geld ein brandneues.«
    Sie warf ihm die Schlüssel zu.
    »Danke. Sie sind ein echter Kumpel.«
    »Ich weiß.«
    »Bis später«, verabschiedete sich Westmore und ging.
    Karen sah Willis an. »Der Mistkerl glaubt, dass ich keinen guten Cheeseburger hinbekomme.«
    »Ich bin sicher, Sie machen fantastische Cheeseburger«, gab Willis zurück. »Tatsächlich habe ich es mir anders überlegt. Schmeißen Sie bitte einen für mich mit auf den Grill. Gut durch.«
    »Sie sollten mal das erstklassige Fleisch sehen, das im Kühlschrank liegt. Sind Sie sicher, dass Sie’s nicht blutig wollen?«
    Ich habe heute Nacht schon genug rohes Fleisch in meinen Visionen gesehen. »Gut durch, wenn’s keine Umstände macht.«
    »Geht klar.«
    »Ich komme in zehn Minuten runter.«
    »Fein.« Lächelnd drehte sich Karen um und

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