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Flesh Gothic (German Edition)

Flesh Gothic (German Edition)

Titel: Flesh Gothic (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edward Lee
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nicht. Du bist ein Wiedergänger. Ich habe jeden Tag mit deinesgleichen zu tun.«
    Ihre grauen Brüste hoben und senkten sich. Atmete sie etwa? »Du bist dir also sicher, dass wir alle gleich sind?«
    »Ja.«
    Sie packte ihn an der Kehle und schleuderte ihn zu Boden. Es geschah so schnell, dass Willis nicht reagieren konnte. Abrupt wurde er von den Beinen geholt und seine Kiefer knallten gegeneinander, als er unsanft mit dem Rücken auf dem Boden landete. Als sich seine trübe Sicht schärfte, kauerte sie rittlings auf ihm. Ihre nackte Scham thronte auf seinem Bauch. Mit einer toten Hand drückte sie seine Kehle zu. Willis konnte nicht denken und kaum atmen.
    »Berühr mich«, krächzte Vanni. »Berühr mein Herz und sieh. Ich muss dir etwas zeigen, das sehr wichtig ist.«
    Willis gelang es, Widerstand zu leisten, der jedoch wirkungslos blieb. Als er den Arm hob, um ihr Gesicht wegzudrücken, packte sie ihn mit der freien Hand am Gelenk. Ihre Scham rieb an ihm. Sie hatte seine rechte Hand ergriffen, die sie langsam zu ihrer linken Brust zog und dagegen presste. Er spürte pulsierende Adern und einen Herzschlag. Kaum einen Wimpernschlag später wurde er von einer Vision heimgesucht.
    »Schau hin, schau hin. Und sieh ...«
    Eine Schlucht unter einem scharlachroten Himmel. Ein Tempel gebadet in unwirklichem schwarzem Mondlicht.
    Ein Tempel aus Fleisch.
    Ein Mann vor den aus Haut und Muskeln bestehenden Säulen zu beiden Seiten der Tempeltüren – Türen mit Strukturen aus Adern, die exakt synchron mit Vannis Herz pulsierten.
    »Siehst du es?«, presste die Stimme von oben hervor.
    Willis antwortete nicht. Die Hand umschloss seine Kehle fester, schnitt ihm die Sauerstoffzufuhr ab und drohte die Knochen im Genick zu brechen. Schließlich nickte er.
    »Dorthin muss ich zurück«, wurde ihm mitgeteilt. »Aber meine Anweisungen lauteten, es dir vorher zu zeigen.«
    »Anweisungen von wem?«, gelang es Willis hervorzustoßen. »Von Belarius?«
    »Nein. Von dem Mann, der vor den Tempeltüren steht ...«
    Willis blickte zurück in die Vision und erkannte den Mann. Hildreth.
    Die höllengleiche Aussicht schwärzte sich. Einige Momente lang konnte Willis nichts mehr sehen ... aber er konnte fühlen. Kalte Lippen sogen seine Zunge aus seinem Mund einer noch kälteren Zunge entgegen. Eine knochige Hand streichelte mit leidenschaftlichen Fingern die Erektion in seinem Schritt.
    Dann öffnete Willis die Augen und fand sich auf dem Boden des Büros wieder.
    Allein.
    V
    Westmore saß in schummriger Dunkelheit im Erdgeschoss an der Theke seiner Lieblingskneipe, die ihn seit seinen Tagen als Alkoholiker bis in die Trockenheit begleitet hatte. The Sloppy Heron war als Pfahlbau direkt an der Küste errichtet worden. Unmittelbar hinter ihm erstreckte sich ein Pier; er konnte hören, wie die Brandung gegen die dort vertäuten Boote klatschte. Den Hauptraum im oberen Stock empfand er in dieser Nacht als zu voll – schuld waren die vielen Studenten, die es in den Semesterferien hierherlockte. Die gerade eben volljährige Klientel machte eifrig Gebrauch von der Happy Hour. Zweifelsohne würden die meisten von ihnen am nächsten Mittag mit dickem Schädel die Nacht bitter bereuen. Mehrere BHs waren bereits vor Westmores Augen im Wasser gelandet. Er brauchte das alles nicht. Dafür bin ich zu alt und – hoffentlich – zu vernünftig . In der unteren Bar herrschte eine wohltuende Stille. Nur wenige andere Gäste saßen hier über ihrem Bier und warfen dann und wann einen Blick auf die Fernseher mit den Sportübertragungen.
    Angenehm ruhig , dachte er.
    Westmore war damit beschäftigt, seine Gedanken zu ordnen; da gab es eine Menge zu tun. Die Geschehnisse der letzten Tage in der Villa überforderten ihn, es waren zu viele neue Eindrücke auf ihn eingeprasselt. Übersinnlich Begabte, Gaussmeter, Stimmphänomene und Infrarotgeister. Herrgott noch mal, ich bin doch bloß ein kleiner Reporter . Aber je mehr er sich auf die Dinge konzentrierte, mit denen er etwas anfangen konnte – vermisste Personen, fragwürdige Gräber, geheimnisvolle Matriarchinnen – desto verwirrter wurde er.
    Irgendwann blickte er auf, als mehrere Gäste entsetzt aufstöhnten. »Bei uns erfahren Sie es exklusiv und zuerst«, verkündete gerade ein Moderator im Fernsehen. »Die New York Yankees haben soeben einen Rekordvertrag mit Superstar Alex A-Rod Rodriguez abgeschlossen, womit sich die Bomber aus der Bronx einen der besten Infielder in der Geschichte des Baseballs

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