Flesh Gothic (German Edition)
schien beinahe so zu sein, als ermittle er für sich selbst, um die eigene Neugier zu befriedigen. »Das war hervorragende Arbeit, Tom. Danke. Aber ich möchte, dass du noch einen weiteren Namen für mich überprüfst.«
»Oh, kein Problem, Kumpel. Ich hab doch sonst nichts Besseres zu tun ...«
»Ja, ja. Stell’s mir meinetwegen doppelt in Rechnung oder so. Aber wenn du Debbie Rodenbaugh weiter recherchierst, möchte ich, dass du auch eine Überprüfung der Ehefrau vornimmst – Vivica Hildreth.«
Ein gedehntes Seufzen. »Na schön.«
Westmores Gedanken drifteten ab – zurück zu Hildreth.
»Bist du noch dran?«, fragte Tom.
»Ja. Ich hab bloß kurz nachgedacht. Das ganze Geld, das Hildreth eingeheimst hat – ausschließlich in Casinos und Spielbanken. Glaubst du wirklich, dass ein Mensch allein so viel Glück haben kann?«
»Manche haben’s, andere eben nicht«, gab Tom fatalistisch zurück. Er lachte trocken. »Wer weiß? Vielleicht hat der Kerl dem Teufel seine Seele verkauft.«
Westmore starrte ins Leere. »Danke für deine Hilfe. Ich halt dich jetzt nicht weiter von der Arbeit ab und ruf in ein paar Tagen wieder durch.«
»Alles klar.«
Westmore legte auf. Er blies den Rauch seiner Zigarette aus und beobachtete, wie er sich in seltsamen Formen kräuselte und schließlich verflüchtigte. Oh Mann. Was soll ich davon bloß halten? Er ergriff sein Glas mit Scotch, schnupperte daran, stellte es zurück und trank stattdessen einen Schluck Eiswasser.
Jemand tippte ihm auf die Schulter. »Ist das die Person, nach der Sie suchen?« Ein Foto wurde ihm vors Gesicht gehalten. »Ich habe eben gehört, wie Sie am Telefon ihren Namen erwähnten ...« Bevor Westmore einen näheren Blick auf den Mann werfen konnte, der mit ihm sprach, verdeckte das Foto seine Sicht.
Es zeigte Debbie Rodenbaugh.
Wer um alles ... Jäh fuhr er auf seinem Sitz herum und sah mit finsterer Miene auf.
Und war ausgesprochen verblüfft darüber, wessen Gesicht er vor sich hatte.
»Ich denke, ich rufe jetzt besser die Polizei«, stieß Westmore wütend hervor. Der Mann, der neben ihm Platz nahm, war kein Unbekannter für ihn. Ein älterer Kerl mit Kurzhaarschnitt, einer kahlen Stelle und dunklem Schnurrbart.
»Sie sind mir so schnell auf die Schliche gekommen?«
Es handelte sich um »Mike« von der Bayside-Schädlingsbekämpfung. Im Augenblick trug er Jeans, ausgetretene Halbschuhe und ein T-Shirt mit Jane Fonda in einem Fadenkreuz.
Westmore wusste nicht recht, was er sagen sollte. »Ich habe erst unlängst auf einem Sicherheitsvideo gesehen, wie Sie CDs in einem illegalen Abhörgerät ausgetauscht haben, während Sie sich als Mitarbeiter einer Schädlingsbekämpfungsfirma ausgaben.«
»Was sagt man dazu ...« Sein Blick blieb an Westmores Scotch hängen. »Ich dachte, Sie trinken nicht mehr.«
Stöhnend ließ Westmore die Schultern sinken. »Tu ich auch nicht. Ist eine lange Geschichte, die Sie vor allem nichts angeht. Zwei Fragen: Warum sollte ich nicht auf der Stelle die Polizei anrufen? Und weshalb tragen Sie ein Foto von Deborah Rodenbaugh mit sich herum?«
»Warten Sie noch damit, die Polizei anzurufen. Ich würde ohnehin straffrei davonkommen. Mein Schwager ist Staatsanwalt und einige meiner besten Freunde arbeiten im Büro der Strafbehörde. Ich war früher Bulle, hab 20 Jahre beim County Sheriff Department abgespult. Als ich in Rente ging, war ich Leiter der Drogenbekämpfungseinheit und habe mehr Belobigungen und Urkunden zu Hause an der Wand hängen als jeder andere Beamte in der Geschichte des Departments.«
»Berichtigung«, sagte Westmore. » Drei Fragen. Wer zum Teufel sind Sie?«
»Bart Clements.« Er reichte Westmore seine Brieftasche, die den Ausweis eines Polizeibeamten im Ruhestand enthielt. Sieht echt aus, dachte Westmore. Aber was weiß ich schon?
»Geben Sie mir eine Minute Zeit, dann beantworte ich Ihnen sämtliche Fragen«, sagte Clements. »Ich bin aus einem ganz bestimmten Grund hier – ich will mit Ihnen reden. Ich wusste, dass der Sloppy Heron Ihre Lieblingskneipe ist. Verdammt, ich bin die vergangene Woche jeden Abend hier gewesen. Wurde langsam Zeit, dass Sie endlich mal aufkreuzen.« Er bestellte beim Barkeeper ein Bier vom Fass, eine Cola und eine Schale mit Zwiebelringen. Die Cola brachte er einer jungen Frau, die draußen alleine an einem dunklen Tisch direkt am Ufer saß.
Als er zurückkam, erkundigte sich Westmore: »Wer ist das?«
»Eine Freundin.«
Westmore zog die Augenbrauen hoch
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