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Flesh Gothic (German Edition)

Flesh Gothic (German Edition)

Titel: Flesh Gothic (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edward Lee
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beobachten können, wie sie versuchte, den Tresor zu öffnen, aber dann trat eine Veränderung ein. Sie war tot, eine Leiche, die mit mir gesprochen hat. Und ich hatte einen transitiven Kontakt.«
    »Was bedeutet das?«
    Willis stöhnte und war offensichtlich ausgelaugt.
    »Das bedeutet, die Vision – oder was immer es war – hat Willis physisch berührt«, erklärte Nyvysk.
    »Was im Wesentlichen unmöglich ist«, fügte Willis hinzu. »Deshalb vermute ich auch, dass es sich lediglich um eine Halluzination handelt.«
    »Der psychologische Faktor«, mutmaßte Nyvysk. »In einem solchen Haus ist das eine ernsthafte Überlegung, erst recht nachdem man fast eine Woche hier gewesen ist.«
    »Meinen Sie damit, ein Ort wie dieser kann jedem das Gehirn weich kochen?«, hakte Westmore nach.
    »Ich hoffe bei Gott, dass es nur das ist«, sagte Willis.
    Aufmerksam beugte sich Westmore vor. »Aber Vanni hat mit Ihnen geredet? Was hat sie gesagt?«
    »Mehrere Dinge. Sie hat mir selbst eine Vision gezeigt. Sie meinte, Hildreth hätte es ihr aufgetragen. Dann sah ich das Chirice Flaesc, das Nyvysk ja bereits erklärt hat – was ein weiterer Grund für mich ist, zu hoffen, dass es sich um eine durch Suggestion inspirierte Halluzination handelte.«
    »Wie hat es ausgesehen?«
    »Ein Tempel aus Fleisch.«
    »Der Sitz des Sexus Cyning. Belarius«, ergänzte Nyvysk.
    Willis rieb sich über das Gesicht. »Das Viech war lebendig. Es bestand aus Fleisch und Blut und es wuchs.«
    »Adrianne und Karen haben dasselbe gesehen«, erinnerte sich Westmore. »Was noch?«
    »Hildreth.« Erschöpft lehnte sich Willis zurück. »Dann hat sich die Zielvision verändert. Vanni hat angedeutet, dass die Kombination des Tresors gematrisch sei.«
    »Was bedeutet das?«, fragte Willis.
    »Das ist ein Teil des kabbalistischen Alphabets«, teilte ihm Nyvysk mit. »Sie sagte auch etwas von einem ›Akrostichon‹, aber das Wort ist mir nicht bekannt.«
    »Mir auch nicht«, sagte Willis. »Suchen wir ein Wörterbuch.«
    »Wir brauchen kein Wörterbuch!«, stieß Westmore hervor, der bereits aufgesprungen war und aus dem Raum rannte.
    Er lief den Hauptflur hinab und raste die Treppe hinauf in den dritten Stock. Als er das Büro erreichte, war er außer Atem, zitterte aber vor Aufregung. Er warf erst einen Blick auf den Safe, dann betrachtete er den Kupferstich an der gegenüberliegenden Wand. Das kann nicht sein , dachte er.
    Kurz darauf kamen Willis und Nyvysk ins Zimmer gelaufen. »Was ist um Himmels willen los?«, fragte Nyvysk.
    »Kennen Sie etwa die Kombination?«, wollte Willis wissen.
    »Akrostichon«, sagte Westmore. »Mein Hauptfach am College war Englisch – ein Akrostichon ist etwas, das manchmal in der symbolischen Poesie verwendet wurde. Früher schrieben die Leute des öfteren Gedichte mit versteckter Bedeutung – verschlüsselt ...«
    »Vanni hat gesagt, es sei das älteste Verschlüsselungsverfahren der Welt«, erinnerte sich Willis.
    »Damit hat sie wahrscheinlich recht«, bestätigte Westmore. »In der alten Dichtkunst wurden Buchstaben gelegentlich analog zu ihrem numerischen Wert verwendet.« Aufgeregt wanderte sein Blick zum Tresor. »Ich habe gehört, wie sie sagte, dass es eine Kombination aus neun Zahlen ist ...« Dann hob er die Hand, als wollte er um Ruhe bitten, und zählte etwas an den Fingern ab. Schließlich schnappte er sich einen Stift und machte eine Notiz auf der Schreibtischunterlage.
    »Und wie lautet nun die Kombination?« Nyvysks Stimme wurde lauter.
    »Sehen Sie selbst.« Westmore deutete auf den Kupferstich von Johannes beim Verfassen der Offenbarung .
    »Was? 666?«, fragte Nyvysk. »Das haben wir doch schon versucht.«
    »Aber nicht als Akrostichon«, entgegnete Westmore und eilte zum Panzerschrank. »Auf Englisch – SIX. S ist gleich 19, I ist gleich 9, X ist gleich 24«, sagte er und begann, die Kombination einzugeben.
    »Dieselben drei Zahlen dreimal hintereinander?«, sagte Nyvysk. »Neun Zahlen insgesamt?«
    Westmore drehte die drei Zahlen dreimal, dann ...
    Klick .
    ... schwang die Tresortür auf.
    Stille kehrte im Raum ein. Westmore steckte die Hand ins Innere – und fühlte sich über den Tisch gezogen. »Scheiße! Da ist nichts drin ...«
    Eine Pause entstand.
    »Moment mal.«
    Seine Hand tastete über den Boden des Safes und spürte etwas Winziges. Ein Stück Papier ... Er zog es heraus.
    »Was ist das?«, wollte Nyvysk wissen.
    Westmore war enttäuscht. »Sieht wie ein weiterer Code aus.« Auf dem

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