Flesh Gothic (German Edition)
hatte, als er das Haus zum ersten Mal betrat. »Bevor ich glaube, dass Hildreth noch am Leben sein könnte, muss ich einen Beweis sehen.«
»Ja?«
»Und Sie haben recht, ich bin bloß Schriftsteller. Ich bin kein Straßengräber. Sie müssen mir helfen, seinen Sarg auszubuddeln.«
Clements zuckte mit den Schultern. »Kinderspiel. Wann? Morgen Nacht?«
»Mitternacht. Wenn ich diese versteckte Tür finde, verlasse ich die Villa um Mitternacht und komme direkt an den Schotterweg. Dort treffen wir uns. Bringen Sie Schaufeln mit.«
»Alles klar.«
»Und falls ich nicht da bin, bedeutet das, ich konnte die Tür nicht finden.« Westmore verstummte kurz. »Oder ich habe es mir anders überlegt.«
»Sie werden es sich nicht anders überlegen«, versicherte ihm Clements. »Sie sind nicht dumm. Sie und ich, Westmore, wir beide finden heraus, was in diesem Irrenhaus wirklich vor sich geht. Eine Ahnung besitzen wir ja zumindest schon.«
»Was meinen Sie damit?«, fragte Westmore.
»Das wissen Sie ganz genau.« Clements zog einen Beutel aus der Tasche und ließ ihn vor Westmore auf den Tisch plumpsen.
»Ich glaube nicht an den Teufel, aber ich denke, Hildreth tut das. Darum geht es bei der ganzen Show, die er dort abzieht.«
Westmore kramte etwas aus der Tüte hervor: ein kleines, schwarzes umgekehrtes Kreuz an einem Silberring. Der Anblick löste eine Erinnerung in ihm aus. Habe ich darüber nicht etwas im Autopsiebericht gelesen?
»Hildreths Partygeschenke«, erklärte Clements. »Schon ein echtes Irrenhaus, nicht wahr? Alle weiblichen Opfer trugen diese Dinger, als sie in der Nacht des 3. April abgeschlachtet wurden. Dämlicher Body-Piercing-Scheiß. Die Mädchen hatten sie an den Nippeln, an den Schamlippen und im Bauchnabel.«
»Woher haben Sie das?«
»Der stellvertretende Kreisgerichtsmediziner war mein bester Freund bei der Navy. Er hat die Autopsien durchgeführt.«
Westmore schüttelte den Kopf. »Gibt es in der Gegend irgendjemanden in einer Machtposition, mit dem Sie nicht verwandt oder befreundet sind? Wahrscheinlich kennen Sie sogar den Verwaltungschef des Countys.«
Clements lachte. »Soll das ein Witz sein? Mit dem spiele ich jeden Freitagabend Karten. Ich war Trauzeuge bei seiner Hochzeit. Außerdem habe ich mit dem Beamten die Polizeiakademie besucht, der als Erster in der Villa eintraf. Er hat die Leichen selbst gesehen. Alle Pornosternchen von Hildreth trugen diese Dinger.« Er tippte auf die Tüte mit den Kreuzen. »Umgekehrte Kreuze sind ein Symbol des Teufels. Darauf war Hildreth aus: extremer Satanismus. Er war wie einer dieser Kultanführer, von denen man manchmal liest – hat einen Haufen junger Leute durch Drogen und Orgien irregemacht und einer Gehirnwäsche unterzogen.« Er steckte den Beutel zurück in seine Tasche. »Und darum ging es am 3. April – um satanische Opferungen. Dieses Arschloch glaubte, es würde den Teufel höchstpersönlich anrufen.«
Nicht den Teufel, schoss Westmore durch den Kopf. Belarius .
Westmore folgte Clements und Connie zum Parkplatz. Clements hatte den Arm um das Mädchen gelegt; offensichtlich waren die beiden mehr als nur Freunde. »Morgen Nacht geht in Ordnung«, bestätigte Clements. »Ich komme um Mitternacht an die Zufahrtsstraße.«
»Gut.« Westmore blickte auf das Wasser hinaus und dachte nach. »Sie wissen mehr als ich über das Haus und Hildreth. Was sollte ich sonst noch erfahren?«
»Nehmen Sie sich vor diesem Scheißkerl namens Mack in Acht; und vor der Frau, wie auch immer sie heißen mag – dieser ehemaligen Pornodarstellerin, die mehr säuft als eine Kompanie russischer Matrosen.«
»Karen.«
»Ja. Vertrauen Sie den beiden bloß nicht.«
»Ich bin ziemlich sicher, dass ich Karen schon vertraue. Sie ist harmlos.«
»Sie stand unter Hildreths Fuchtel und arbeitet für Vivica. Seien Sie bloß vorsichtig. Die ist ein Sprachrohr der Hexenkönigin.«
Verwirrt kniff Westmore die Augen zusammen. »Und was ist, wenn Sie völlig falsch liegen? Wenn Vivica nichts weiß? Vielleicht ist sie wirklich nur eine einsame Frau mittleren Alters, die den Tod ihres Ehemanns untersuchen lässt.«
»Na klar. Und was ist, wenn ich ein rechteckiges Arschloch hätte? Könnte ich dann einen Fernseher scheißen? Vertrauen Sie niemandem. Was immer dort am 3. April passierte, ist noch nicht ausgestanden. Alles spitzt sich auf etwas zu, etwas, das schon bald geschehen wird. Dieser Ort wird demnächst überkochen; und wenn es so weit ist, dann sollten wir
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