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Flesh Gothic (German Edition)

Flesh Gothic (German Edition)

Titel: Flesh Gothic (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edward Lee
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vermassle«, sagte Cathleen. »Ich habe euch gewarnt, dass ich eingerostet bin.«
    Sie konzentrierte sich auf den Krug mit Limonade in der Mitte des Tischs. Stück für Stück, einen Zentimeter nach dem anderen, bewegte er sich auf Cathleen zu.
    Sie streckte die Hand nach dem Griff aus, aber im selben Moment, als er nah genug herangerückt war ...
    Klirr.
    Der Krug fiel um.
    »Verdammt!«, fluchte Cathleen.
    Die Limonade ergoss sich über den Tisch. Alle beobachten das Schauspiel aufmerksam.
    »Na ja, fast«, meinte Cathleen.
    Mack sah immer noch unter dem Tisch nach, um zu überprüfen, ob sich dort versteckte Apparaturen oder Magnete befanden. »Ich ... äh ... ich schätze, das war kein Blödsinn ...«
    »Ich kann nicht glauben, was ich gerade gesehen habe«, zeigte sich Karen verblüfft.
    »Das ist trotzdem nichts Großartiges«, wiederholte Cathleen und beseitigte das Chaos mit einigen Küchentüchern.
    Sehen heißt wirklich glauben, dachte Westmore. Die Vorführung hatte ihn regelrecht überwältigt. Wie sollte jemand eine so spontan erbetene Demonstration gezielt manipulieren? Er begann, auch über alles andere nachzugrübeln, was in der Villa bislang vorgefallen war. »Ich kann nur sagen ... ich bin ziemlich beeindruckt.«
    »Das ist die Kraft des Geistes«, ergriff Nyvysk das Wort. »Aber ich bin sicher, Cathleen kann Ihnen bestätigen, dass ihre Fähigkeiten zeitweise eine ziemliche Belastung sein können. Dasselbe gilt für Adrianne und Willis.«
    »Kein Vorteil ohne Nachteil«, bekräftigte Adrianne.
    »Was genau sind die Nachteile?«, wollte Westmore wissen. »Sie alle besitzen unglaubliche Fähigkeiten. Mir scheint, Sie verfügen über einzigartige Kräfte. Wie kann das eine Belastung sein?«
    »Ich kann niemanden berühren«, meldete sich Willis als Erster freiwillig mit einer Antwort. »Ich bin Taktionist. Ich kann in Zielobjekten lesen. Wenn das Zielobjekt eine Person ist, sehe ich Dinge, die ich nicht sehen will. Das ist meine Bürde.«
    Merkwürdigerweise hatte Mack einen Einwand. »Warum erzählen Sie nicht alles, Willis? Wenn Sie genug Mumm hätten, würden Sie es tun.«
    Westmore runzelte die Stirn. Schon während des gesamten Aufenthalts schien zwischen Willis und Mack eine Feindseligkeit zu herrschen, die er sich nicht erklären konnte.
    »Wir alle wurden mit der Ursünde geboren«, sagte Adrianne. »Nicht nur Willis – wir alle . Da ist etwas zwischen uns und Gott ...«
    Eine weitere rätselhafte Andeutung.
    »Richtig«, stimmte Nyvysk ihr zu. »Wir alle haben unsere Geheimnisse. Und die müssen wir an dieser Stelle nicht diskutieren.«
    »Nein? Warum nicht?« Willis wirkte unbehaglich, aber entschlossen. »Mir ist es egal. Mack und ich kennen einander seit fünf Jahren. Wir hassen uns. Jetzt will er, dass ich euch allen erzähle, warum. Also gut, warum nicht?« Dabei starrte er Mack unverwandt an.
    »Nur zu«, spornte Mack ihn an. »Dann können Sie auch gleich einflechten, warum Sie Ihre Zulassung als Arzt verloren haben.«
    Kurz trat betretenes Schweigen ein, das Willis schließlich brach, indem er sagte: »Ich habe ein sexuelles Problem. Das hat nichts mit meinen Zielobjektfähigkeiten zu tun – ich bin das, was man gemeinhin als sexsüchtig bezeichnen würde.«
    »Mach dir nichts draus«, warf Cathleen ein. »Das bin ich auch.«
    »Aber du hast deswegen nie gegen das Gesetz verstoßen«, fuhr Willis fort. »Zu Beginn meiner Laufbahn war ich klinischer Psychiater. Ich habe mich bewusst für den Staatsdienst statt für eine eigene Praxis entschieden. Ich wollte der Welt etwas zurückgeben – weil ich nicht materialistisch veranlagt bin.« Dem Tisch zugewandt zuckte er mit den Schultern. »Der Sozialdienst schien mir ideal zu sein, allerdings bekam ich als Psychiater – wie man sich vielleicht vorstellen kann – die härtesten Fälle auf den Tisch. Vorwiegend misshandelte Frauen, durch Vergewaltigung traumatisierte Opfer. Frauen mit Drogenproblemen.
    Damals war mein Taktionismus ein erheblicher Vorteil – wenn ich eine Patientin berührte, konnte ich viel über ihr bisheriges Leben erfahren. Wie man sich vielleicht denken kann, war das für mich in vielen Fällen ganz schön deprimierend. Zwar ist es mir gelungen, einer Menge Frauen zu helfen, nur hatte das seinen Preis – all die mentalen Rückströme, all die Verzweiflung und das Grauen, das ich bei fast jeder Patientin mit ansehen musste. Im Laufe der Jahre fing ich an, mich mit Sex sozusagen medizinisch zu behandeln.«
    »Sex mit

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