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Flesh Gothic (German Edition)

Flesh Gothic (German Edition)

Titel: Flesh Gothic (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edward Lee
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er sie alle am liebsten umgebracht hätte, ohne mit der Wimper zu zucken. Einfach mit der Remington reingehen ... und drauflosballern . Er musste das Thema wechseln, denn das hier war zwar hochinteressant, aber hochgradig deprimierend. »Und die Bezahlung war ...«
    »Ein Tausender pro Nacht für jede von uns. Dazu so viel Crack, wie wir in die Pfeife bekamen. Wenn wir mit den Kack- und Pissspielchen durch waren, brachte Hildreth immer eine ganze Schüssel von dem Zeug rein. Wie in einem schicken Laden, wo man nach dem Essen Pfefferminzdrops bekommt oder so. Dann gingen alle runter zu ihrer kleinen Teufelsparty, während wir oben im Salon saßen und uns bis zum Sonnenaufgang zukifften. Morgens hat uns dann jemand mit der Limousine zurückchauffiert.«
    »Aber du sagst, du hast nie gesehen, dass Debbie ...« Erneut hielt er das Bild hoch. »Du hast nie gesehen, dass sie diesen kranken Kram mitgemacht hat?«
    »Nein.«
    Clements besaß ein gutes Gespür für Mädchen dieser Art. Crack-Junkies waren begnadete Lügner. Manchmal konnten sie sogar Lügendetektoren überlisten, weil ihre Abhängigkeit von der Droge ihre physiologischen Reaktionen außer Kraft setzte. Aber die da lügt nicht. Sie hat keinen Grund dazu. Es gibt niemanden, den sie schützen muss .
    Eine willkommene Brise wehte durch das offene Autofenster herein. Clements schaute hoch, als er aus der Ferne mehrmals ein hohles Pochen hörte.
    »Sieht so aus, als würden die Typen endlich Leine ziehen«, sagte das Mädchen. Sie rieb bereits wieder ihre Knie.
    Ein letzter Blick durch das Fernglas. Der Transporter der Desinfektionstruppe rollte über den kreisförmigen Platz vor dem Haupteingang. Clements sah zu, wie der Wagen über die Auffahrt zwischen den Bäumen verschwand.
    »Was jetzt?«, fragte das Mädchen.
    Ich will da rein . Der Gedanke schoss ihm schlagartig in den Kopf. Er hatte seine Dietriche und seine übrige Ausrüstung dabei. Aber ...
    Sei nicht dumm.
    »Du musst diese Debbie ja wirklich dringend finden wollen. Was ist sie, deine Tochter?«
    »Nein. Ihre Eltern haben mich engagiert, um sie im Auge zu behalten. Dann fing ich an rumzuschnüffeln und die Eltern wurden ermordet.«
    »Scheiße. Also bist du Privatdetektiv?«
    Das Haus zeichnete sich bedrohlich gegen die Scheinwerfer ab. »War ich mal«, antwortete er.
    »Und wo ist Debbie? Ist sie auch tot? Hat dieser Spinner Hildreth sie wie all die anderen umgebracht?«
    »Nein. Es konnten alle Leichen identifiziert werden. Sie war nicht dabei.«
    »Wo steckt sie dann?«
    Clements ließ den Motor an. »Ich kann es zwar nicht genau erklären, aber ich spüre es einfach. Ich spür’s bis in den tiefsten Abgrund meines Herzens, dass sie noch in dem Haus ist.«

Kapitel 2
    I
    Westmores Selbstvertrauen schwand rapide, als er am Baywalk-Einkaufszentrum aus dem Bus der Linie 35 stieg. Im Schaufenster einer noblen Designerboutique konnte er sein Spiegelbild erkennen. Du lieber Himmel, ich sehe aus wie ein Tourist ... weiße Hose, Slipper und ein weites blau-gelbes Hawaiihemd mit Ananasmuster. Er hätte einen Anzug getragen, wenn er noch einen besitzen würde. Der war seiner Selbstfindung zum Opfer gefallen, als er bei der St. Petersburg Times gekündigt hatte, um sich selbstständig zu machen. Er war in eine wirklich kleine, wirklich billige Wohnung gezogen, hatte das Auto verkauft – ohne Führerschein durfte er sowieso nicht mehr fahren – und alle Kleider, die er nicht unbedingt brauchte, sowie sonstigen Krempel der Wohlfahrt gespendet. Außer der weißen Hose und dem Ananashemd besaß er keine sauberen Klamotten mehr.
    Da sind 10.000 Dollar per Express Mail ein mehr als verlockendes Jobangebot.
    Er hatte eine oberflächliche Suchmaschinenrecherche zu Vivica Hildreth durchgeführt und nichts Nennenswertes gefunden. Dafür reichlich über ihren Ehemann, den unlängst verstorbenen Reginald Parker Hildreth – hauptsächlich Links zu Vertriebspartnern von Porno-DVDs. Seine Frau hingegen blieb eine unbekannte Größe, was sein Misstrauen geweckt hätte, wären da nicht ...
    Zehn verfluchte Riesen in einem Expresspaket, erinnerte er sich. Noch dazu bar, nicht einmal in Form eines Schecks. Ein äußerst lautes Hallo.
    Die Tampa Bay schillerte jenseits des Piers wie lindgrünes Eis in der grellen Sonne. Die pralle Sonne und der frische, salzige Meeresduft, der vom Wasser herwehte, erinnerten ihn daran, weshalb er ursprünglich nach Florida gezogen war. Als weitere Gedächtnisstütze dienten mehrere

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