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Flesh Gothic (German Edition)

Flesh Gothic (German Edition)

Titel: Flesh Gothic (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edward Lee
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könnte locker als Bandmitglied von ZZ Top durchgehen. Graues Haar, das als Flaum seinen gesamten Oberkörper bedeckte, dazu ein Bart in gleicher Farbe, der bis zum Brustbein wuchs. Arbeitsschuhe, ausgewaschene Jeans, ein schlabbriges T-Shirt. Er zog sich meistens so an. Ein Berater im Pfarramt für psychische Kranke in Richmond hatte das mal als Beweis seiner Bußfertigkeit gewertet. Er versuche bewusst, unattraktiv zu erscheinen »für andere ... äh, für jene, die sich auf unkeusche Weise zu Ihnen hingezogen fühlen könnten« – ein Seitenhieb auf seine Schwäche. Den Bart und die langen Haare interpretierte er ähnlich. Jahrzehntelang hatte Nyvysk einen Kurzhaarschnitt getragen und sich bis auf einen Schnurrbart glatt rasiert.
    Ich schätze, ich wirke wie ein rundum zufriedener Chaot , dachte er.
    Das Einzige, was nicht ins Bild passte, war das große schwarze Kreuz, das um seinen Hals hing.
    Ein Paar mittleren Alters, das den Parkplatz zu Fuß überquerte, stritt miteinander – eine blonde Frau mit einem Amethysthalsband und ein Mann mit Kinnbart und einem Shirt von Joy Division. Die beiden hielten Händchen, sahen jedoch aus, als könnten sie einander nicht ausstehen. Die frage ich besser nicht, beschloss Nyvysk. Drinnen zahlte er sein Benzin, und der alte Mann am Schalter, der ebenfalls ein Kreuz trug, bedachte ihn mit einem merkwürdigen Blick, als er sagte: »Könnten Sie mir wohl erklären, wie ich nach Prospect Hill komme? Ich suche nach der sogenannten Hildreth-Villa.«
    »Keine Ahnung. Nächster!«
    Ah ja, dachte Nyvysk und rief sich den ersten Petrusbrief in Erinnerung. »Ehrt jedermann, habt die Brüder lieb.« Möge der Herr trotzdem mit dir sein . Draußen stand das Pärchen bei den Zapfsäulen, umarmte sich und küsste sich leidenschaftlich. »Scheiße, ich liebe dich über alles«, hauchte der Mann mit dem Kinnbart seiner Begleiterin zu.
    Das ging aber schnell. Liebe ist überall . Nyvysk fragte die beiden: »Entschuldigen Sie, kennen Sie Prospect Hill? Ich suche den Weg zum ...«
    »Hildreth-Haus?«, nahm ihm die Frau die Worte aus dem Mund. Ihre grünen Augen leuchteten wie Smaragde.
    »Ja«, bestätigte Nyvysk. »Gut geraten.«
    Der Mann mit dem Kinnbart schob eine Brille mit Bartgestell die Nase hoch. »Der Ort ist ziemlich berühmt ... und es ist das einzige Gebäude auf dem Hügel. Biegen Sie von der 66th Street nach links auf die Prospect Hill Road ab, die führt Sie dann direkt hin. Aber wenn Sie dort ankommen, wird man Sie später nie wiedersehen.«
    Nyvysk runzelte die Stirn.
    »Dort spukt es«, fügte die Frau hinzu.
    »Wir machen bloß Spaß!«, sagte der Mann. Er hatte auf dem Unterarm eine Tätowierung, die besagte: REDE NICHT, HANDLE. »Letzten Monat hat dort ein Massenmord stattgefunden. Ein durchgeknallter reicher Kerl hat einen Haufen Gäste mit der Axt erschlagen.«
    Nyvysk lächelte. »Hab ich gehört. Danke für die Wegbeschreibung.« Unbewusst spielte Nyvysk mit dem großen Kreuz um seinen Hals. »Gestatten Sie mir, Sie mit den Worten von Mose zu verlassen: ›Fürchtet euch nicht! Bleibt stehen und schaut zu, wie der Herr euch heute rettet.‹ Ach ja, fast hätte ich’s vergessen: ›Devil Rays vor!‹«
    »Cool«, meinte der Typ.
    »Warum wollen Sie denn zur Hildreth-Villa?«, erkundigte sich die Frau.
    »Ich bin Dämonologe und technischer Ermittler für paranormale Phänomene«, antwortete Nyvysk, stieg in seinen Van und brauste davon.
    Fünf Meilen und eine Brücke weiter erspähte Nyvysk an der Hauptstraße ein winziges Schild, das auf die Prospect Hill Road hinwies. Als der Wagen über ein Schlagloch holperte, hörte er, wie hinten etwas klapperte. Wahrscheinlich die Zuflussröhren des Chromatografen , fürchtete er. Oder mein 50.000-Dollar-Barometer . Dann entdeckte er einen weiteren Hinweis: JCT – STATE ROUTE 666. Das meint ihr doch wohl nicht ernst , zuckte er angesichts der Nummerierung zusammen. Ungläubig spähte er auf die Landkarte und stellte fest, dass es die Straße tatsächlich gab, sie jedoch zum Glück woandershin führte. Dann verlangsamte er auf der rechten Spur und hielt Ausschau nach der richtigen Ausfahrt.
    Ein muslimischer Anhalter – 19 oder vielleicht 20 Jahre alt – stand am Straßenrand. Nyvysks Blick heftete sich auf ihn, und er spürte, wie sich seine Brust verengte. Der Anhalter erinnerte ihn an den jungen Kurden, der den Exorzismus an der Frau in Ninive vollzogen hatte, den Jungen namens Saeed. Die Erinnerung toste wie Nebelschwaden

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