Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Flesh Gothic (German Edition)

Flesh Gothic (German Edition)

Titel: Flesh Gothic (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edward Lee
Vom Netzwerk:
kann es kontrollieren: Ich bin keine Alkoholikerin. Ich glaube, dass man durch alles, was man mit Maß und Ziel tut, zu einem besseren Menschen wird.«
    Schätzchen, du bist eine Alkoholikerin, dachte er, als er sah, wie sie den Martini in sich hineinschüttete. »So etwas wie Maß und Ziel gibt es nicht, jedenfalls nicht für mich. Die klinische Abhängigkeitsrate für Alkohol liegt bei etwa 15 Prozent. Ich gehörte zu diesen 15 Prozent.«
    Wehmütig wandte sie den Blick ab. »Aber das ist eine falsche Romantik, oder? Wie bei Hemingway. In allen kreativen Menschen steckt ein Dämon, der stärker ist als sie.«
    »Eine interessante Beobachtung.«
    »Und lassen Sie mich raten: Sie sind ein Alkoholiker mit einem Schreibproblem.«
    Westmore lächelte. »Hey, das ist ein tolles Zitat.«
    Sie orderte einen weiteren Martini. »Diesmal mit Blauschimmelkäse in der Olive«, forderte sie den Barkeeper ziemlich unwirsch auf. Dann meinte sie zu Westmore: »Ich bin froh, dass Sie Versuchungen widerstehen können. Diese Kraft werden Sie brauchen.«
    Westmore schnupperte an seinem Drink. Die scharfen Dämpfe erregten ihn angenehm. »Wo? In dem Haus? Oh, entschuldigen Sie, in der Hildreth-Villa?«
    Sie erwiderte nichts, sondern lächelte nur dem Spiegel hinter den Alkoholregalen zu.
    Westmore bestellte ein Dutzend Austern, dann fragte er Karen: »Also haben Sie mich beschatten lassen, einen Detektiv auf mich angesetzt? Ich kann mir nicht vorstellen, woher Sie sonst wüssten, dass ich früher oft in diese Bar kam, dass ich immer einen Dewar’s bestelle, ohne ihn zu trinken, und wie meine Stammkneipe heißt.«
    »Natürlich«, bestätigte sie. »Vivica ist eine vorsichtige Frau. Und eine entschlossene.«
    Westmore blieb leicht verwirrt. Der Kräuterduft ihrer Haare wehte zu ihm herüber und lenkte ihn ab. Gut, dass ich Rätsel mag, dachte er. Als sein Teller mit den Austern kam, lächelte Karen und sagte: »Verheimlichen Sie mir etwas?«
    »Was?«
    »Austern. Es stimmt, was man über sie sagt.«
    »Ach ja?«
    »Ja.« Sie lachte prustend. »Ich werde davon immer tierisch geil .«
    Das Wort erwischte ihn eiskalt. Aus dem Mund einer vermeintlich steifen, züchtigen Geschäftsfrau hörte es sich nicht richtig an. Noch verwirrender fand er, dass sie nach dieser unerwarteten Eröffnung wortlos an ihrem Drink nippte und nach vorne starrte. Ich schätze, ich sollte ihr besser keine Austern anbieten, dachte er scherzhaft. Er schlürfte selbst einige und meinte: »Ist wahrscheinlich alles rein psychologisch.«
    »Die Bedeutung des Wortes ›psychologisch‹ kennen Sie erst, wenn Sie eine Nacht in dem Haus verbracht haben. Das wird Sie dazu bringen, einen ... ausgiebigen Blick auf sich selbst zu werfen.«
    »Ich habe zwar keine Ahnung, wovon Sie reden, aber ich schätze, morgen finde ich es heraus. Holen Sie mich ab? Ich würde mir ja ein Taxi nehmen, allerdings weiß ich nicht, wo die Villa genau ist.«
    »Ich hole Sie ab.« Sie drehte sich um und bückte sich nach etwas, das auf dem Boden lag. Westmore musterte ihre langen, sonnengebräunten Schenkel, die den schwarzen Rock spannten, und beobachtete den Effekt, den die Schwerkraft auf ihre offensichtlich mit Implantaten vergrößerten Brüste ausübte. Was sexuelle Anspielungen angeht, ist der Tag heute wohl kaum zu übertreffen. Zuerst baggert Vivica mich praktisch an und jetzt sitze ich neben dieser Sexbombe, die sich besäuft und darüber plaudert, dass Austern sie scharf machen.
    Sie reichte ihm eine kleine Aktentasche. »Hier sind einige Informationen über die Opfer, wenn man sie so nennen will. Lebensläufe, Szenenfotos, Polizeiberichte – vorwiegend im Zusammenhang mit Drogenmissbrauch – und Autopsieberichte. Alle ziemlich ähnlich.«
    »Und die meisten Opfer waren ...«
    »Pornostars, ja. Zwei Männer, der Rest Frauen – alle sehr attraktiv. Mr. Hildreth umgab sich gern mit ›positiver visueller Energie‹, wie er es nannte. Deshalb hat er T&T Enterprises gekauft. Er sah die Leute in den Filmen, ihm gefiel ihr Äußeres und so kaufte er die Firma. Danach verlegte er den Geschäftsbetrieb in die Villa.«
    »Ein Pornostudio in einer gotischen Villa?«
    »Ja.«
    Westmore musste einfach fragen. »Wie passen Sie da rein?«
    »Ich war die Buchhalterin der Firma.«
    »Na ja, irgendwie besitzen Sie schon den Look einer Buchhalterin. In gewisser Weise.«
    Karen verstand den Wink. »Ja, Mr. Westmore, ich war früher auch eine der Darstellerinnen. Von 20 bis 25. Nach 25 gilt man in der

Weitere Kostenlose Bücher