Flesh Gothic (German Edition)
Branche als chancenlos.«
Eine weitere interessante Information, aber Westmore fragte sich, was er damit anfangen sollte. »Erzählen Sie mir von Hildreth. Hatten er und Vivica Kinder?«
»Gott, nein. Ich kann mir kaum ein Paar vorstellen, das ungeeigneter wäre, um Kinder zu erziehen.«
»Wie alt war er? Wie hat er ausgesehen?«
»Er war um die 60. Groß gewachsen. Ein bemerkenswert attraktiver Mann.«
Westmore achtete darauf, die Vergangenheitsform zu verwenden, weil er nicht sicher war, ob Karen von der gefälschten Todesanzeige wusste. Eine heikle Angelegenheit.
Sie zog eine 20 mal 25 Zentimeter große Hochglanzaufnahme hervor und reichte sie ihm. »Darf ich vorstellen: Reginald Hildreth.«
Beinahe ein Klischee. Längeres, zurückfrisiertes Haar, »würdevolles« Grau an den Schläfen, offensichtlich penibel gefärbt. Forschende Augen, dünne Lippen, ein langes schmales Gesicht. Charmant, aber verdorben, fand Westmore. Er sieht aus wie ein reicher Schwindler . »Und Sie glauben, dieser Kerl hat all diese Leute umgebracht? Mit einer Axt?«
»Ja.«
»Warum? Weil er wahnsinnig war?«
»Ich glaube nicht, dass er wahnsinnig war.« Karen starrte geradeaus und kippte ihren nächsten Martini.
»Entschuldigen Sie, falls ich da voreingenommen rüberkomme, aber wenn jemand einen Haufen Leute mit einer Axt in Stücke hackt – dann ist das für mich ein ziemlich deutliches Zeichen von geistiger Instabilität.«
Langsam richtete sie ihre eisblauen Augen auf ihn. »Sie wissen nicht, was Instabilität ist.« Mehrere Sekunden lang hielt sie das ausdruckslose Starren aufrecht ... dann lächelte sie.
Wow.
Westmore schüttelte den Kopf, als sie sich einen weiteren Martini bestellte. »Natürlich hat Mr. Hildreth nicht alle getötet – ihm kam nur die Auflösung zu, der letzte Akt. Die Prostituierten hat er nicht selbst umgebracht.«
»Prostituierte?«
»Die Crack-Huren im oberen Stockwerk.« Sie deutete auf die Aktentasche. »Steht alles da drin. Ich glaube, es war Dreiei, der sie umgebracht hat.«
»Dreiei?« Westmore verzog das Gesicht. »So heißt jemand?«
»Ja, einer der ... Schauspieler. Er hatte drei Hoden. Eine Laune der Natur, aber natürlich perfekt für das Pornogeschäft.«
Westmores Verstand arbeitete auf Hochtouren, um die Information zu verarbeiten, doch bevor er seine nächste Frage stellen konnte, deutete sie erneut auf die Aktentasche. »Seine Fingerabdrücke wurden auf den Messern im Salon gefunden. Steht alles in den Polizeiberichten. Hildreths Fingerabdrücke beschränkten sich auf die Axt.«
»Wo ...«, setzte er an, dann ermahnte er sich: Vorsicht! »Wo wurde Hildreth nach seinem Selbstmord begraben?«
»Auf dem hauseigenen Friedhof.«
Das ist heftig, schoss es Westmore durch den Kopf.
»Der andere Typ war Jaz.«
»Der andere ... ach so, das andere männliche Opfer?«
»Sie werden schon sehen. Jaz war ein weiteres Naturtalent. Hatte einen Schwanz wie eine Knackwurst.«
Westmore zuckte erneut zusammen.
Karen fuhr fort: »Es war fast komisch, wie man diese Kerle nur anhand der Körperteile auseinanderhalten konnte – viele wurden enthauptet und zerstückelt. Bei den Frauen war es natürlich nicht so einfach, aber die künstlichen Titten und ihre Muschis lieferten Hinweise. Und die Kerle – einem wurde der Kopf abgehackt, der andere in zwei Hälften zerteilt. Aber man konnte anhand der Schwänze eindeutig erkennen, welcher Körper zu wem gehörte.«
Westmore saß wie benommen da, überwältigt von der Kombination der grässlichen Bilder und ihrem plötzlichen Schwenk auf Gossensprache. Einige Momente lang konnte er nichts erwidern, dann formulierte er die Frage, die ihm am offensichtlichsten erschien: »Woher wissen Sie das alles?«, fragte er sehr langsam.
»Ich war diejenige, die damals die Leichen entdeckt hat«, antwortete Karen und zuckte dabei mit keiner Wimper. »Ich fuhr am Morgen danach wie immer zur Arbeit. Kurz nach Sonnenaufgang. Ich ging ins Haus und fand sie. Alle tot, alle abgeschlachtet. Überall Blut, und es war noch feucht.«
Westmores Verstand raste. Hildreth hat den Ort in ein Schlachthaus verwandelt, und ich soll herausfinden, was in der Nacht genau passiert ist . Es fühlte sich makaber an. Ein bisschen so, als würde man nach der Verbrennung aller Leichen in ein Konzentrationslager geschickt. Schlagartig verlor dieser Traumjob trotz der fürstlichen Bezahlung seinen Glanz.
Stille. Unbehagen beschlich ihn in der dunklen Bar angesichts der bevorstehenden
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