Flesh Gothic (German Edition)
zugleich. Sie beschleunigte den Rhythmus und stieß tiefer ...
Irgendwann öffnete sie keuchend die Augen und betrachtete abwesend das Gemälde der von Ungeheuern beäugten Frau. Das Bild verdreifachte ihre Erregung schlagartig. Gab es da etwas, das sie über sich selbst nicht wusste? Fühlte sie sich unterbewusst zu Frauen hingezogen?
Nein, sie sah die Monster an.
Ihre Wonne schwoll an und drohte, sie zu überwältigen. Waren die Dämonen auf dem Bild der Frau näher gerückt? Natürlich nicht, aber es kam ihr so vor. Es handelte sich um bleiche Kreaturen, Hautsäcke mit Armen und Beinen in der Farbe von Butter. Ihr fiel noch etwas anderes auf. Wie konnten sie die Frau beobachten, wenn sie keine Augen besaßen? Keine Augen, Nasen oder Ohren – nur klaffende, zahnlose Münder.
Abscheulich, rang sie sich einen moralischen Gedanken ab, ließ sich von ihrem Treiben mit dem Dildo jedoch nicht abhalten.
Ein konzentrierterer Blick: Stand da eine Gestalt am fernen Tempel? Es kümmerte sie nicht wirklich ...
Vanni schloss die Augen und stellte sich vor ... dass die Dämonen sie beobachteten. Die Kreaturen streckten Hände aus, die knochenlos zu sein schienen, streichelten sie, spielten mit ihr, während sie selbst an sich herumfingerte. Mittlerweile konnte Vanni spüren, wie die Ungeheuer ihre Haut betatschten und ihre Brüste kneteten. Bildete sie sich das nur ein oder herrschte im Raum plötzlich ein stickiger, durchdringender Fleischgeruch vor? In ihrer Fantasie befanden sich viele Hände auf ihr, einige grässlich, andere weich und zielstrebig, aber sehr menschlich. Frauenhände? Tatsächlich vermeinte Vanni, ein weibliches Flüstern zu vernehmen, außerdem etwas Dunkleres, eine Art tiefes, kehliges Stöhnen. Weitere imaginäre Hände strichen über ihre Brüste hinauf und umspielten behutsam ihren Hals.
Ein peitschender Laut. Ein Ruck. Etwas hievte Vanni wie ein Flaschenzug in die Höhe. Der Dildo fiel zu Boden, und als sie sich an die Kehle fasste, fand sie dort keine Hände vor, die ihre Schreie abwürgten – sondern einen Riemen.
Einen der Gurte.
Der nunmehr als Galgenstrick diente.
Ihre Augen traten unnatürlich hervor. Die Seilrollen quietschten, während sie unaufhaltsam nach oben gezogen wurde. Durch die Bewegung rutschten ihre Beine aus dem Gurtzeug. Höher und höher wurde sie mit ihren panisch um sich tretenden Beinen gehievt. Innerhalb weniger Augenblicke war all das rohe, heiße Verlangen, das durch ihre Adern gelodert hatte, durch rohes, blankes Grauen ersetzt worden. Sie zwängte die Finger unter den Riemen um ihren Hals, um einen Teil des Erstickungsdrucks zu lindern. Mit zuckendem Blick starrte sie nach unten ...
Mehrere Frauen glotzten zu ihr empor – atemberaubend schöne Frauen mit perfekten Mannequinkörpern, alle nackt, alle grinsend. Alle blutverschmiert. Schwarzer Nagellack und Lippenstift, verschlagene Augen. Winzige Ornamente baumelten von Ringen in ihren Brustwarzen und Nabeln: verkehrte Kreuze. Und hinter ihnen ...
Da standen deutlich schlimmere Kreaturen.
Verschwommene bleiche Gestalten mit augenlosen Gesichtern. Irgendwie wirkten sie ungeduldig, als warteten sie auf etwas.
Vannis Fußgelenke wurden von zwei der grinsenden Frauen gepackt, sie rissen ihr die Beine schmerzhaft auseinander. Dann wurde sie an dem Seil Zentimeter für Zentimeter hinabgelassen. Vanni hoffte, sie würde sterben, bevor diese Kreaturen über sie herfielen. Die Strangulation ließ ihre Sicht bereits verschwimmen. Das Letzte, was sie sah, bevor die Orgie begann, war eine weitere Gestalt, ein groß gewachsener, schlanker Mann mit langem, gewelltem Haar, der hinter den anderen stand und das Treiben beobachtete ...
IV
»Wo sind die Frauen?«, erkundigte sich Westmore, der gerade ins Atrium zurückgekehrt war. Mack sah sich im Fernsehen bei abgestelltem Ton die Sportergebnisse an, während Nyvysk in seinen Notizblock kritzelte.
»Adrianne und Karen sind zu Bett gegangen«, antwortete er leise. Er zeigte auf ihre mit Vorhängen abgeteilten Zellen. »Sie waren beide sehr müde.«
»Müde?« Mack kicherte mit einem Importbier zwischen den Beinen. »Adrianne hat sich mit Beruhigungsmitteln zugedröhnt und Karen war wie üblich stockbesoffen.«
Es spielte keine Rolle, ob es stimmte. Westmore störte der beißende Zynismus des jungen Mannes.
»Cathleen ist irgendwo unterwegs«, sagte Nyvysk. »Ich vermute, sie streunt durchs Haus.«
Mack schaute auf der Couch über die Schulter hinweg. »Und die
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