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Flesh Gothic (German Edition)

Flesh Gothic (German Edition)

Titel: Flesh Gothic (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edward Lee
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allein von heute«, sagte Nyvysk. »Sie müssen sich nicht alle anhören, das war repräsentativ für den Rest. Oh, und ich weiß, was Sie gerade denken. Tonaufnahmen sind ein ziemlich lahmer Beweis für einen Spuk.«
    »Das denke ich tatsächlich. Das könnte problemlos inszeniert oder mit technischen Mitteln erzeugt worden sein.«
    »Natürlich. Allerdings suchen wir nicht mehr nach Beweisen; wir sind überzeugt davon, dass wir es mit einem geladenen Haus zu tun haben. Von unserem Standpunkt aus dienen diese Botschaften als Informationsquelle. Es spielt keine Rolle, ob Sie daran glauben. Wir tun es, daher gehen wir auf praktische Weise weiter vor.«
    Natürlich. Westmore verkörperte hier den Außenseiter. »Aber sofern diese Aufnahmen echt sind, gebe ich gerne zu ... dass hier etwas Großes läuft.«
    »Aus Ihrer Sicht, ja. Sie haben so etwas noch nie erlebt. Aber aus der Sicht eines übersinnlich Begabten oder eines Technikers wie mir ... Wir haben solche Dinge schon tausendfach gehört. Uns überrascht das nicht im Geringsten.«
    »Und was hat das damit zu tun, dass Sie sich fürchten, das Scharlachrote Zimmer zu betreten?«
    Nyvysk klickte auf eine weitere Datei.
    »Erfreue dich an ihm, erfreue dich daran, was dich erwartet«, flüsterte eine dünne Stimme nach einigen Sekunden Stille. »Frohlocke und reich uns die Hände ...«
    Die Stimme klang männlich und hatte einen unverkennbaren arabischen Akzent. »So wie dieser Ort stirbt meine Liebe nie. Ich liebe dich.«
    Westmore beugte sich näher heran.
    »Ich warte auf dich, Alexander. Spann mich nicht zu lange auf die Folter.«
    »Wer ist Alexander?«, fragte Westmore.
    »Das bin ich«, antwortete Nyvysk.
    Westmore starrte ihn an.
    »Und die Stimme gehört einem 20-jährigen kurdischen Exorzisten namens Saeed. Ich habe mich vor 20 Jahren im Irak sozusagen in ihn verliebt.«
    »Also sind Sie, äh ...«
    »Ich bin schwul, genau. Ich persönlich glaube nicht, dass Gott ein Problem damit hat, aber die katholische Kirche glaubt es. Deshalb habe ich vor langer Zeit die Priesterschaft abgelegt. Trotzdem habe ich bis zum heutigen Tag mein Zölibatsgelübde nicht gebrochen.«
    Da platzte die Bombe.
    »Jeder in diesem Haus hat ein Geheimnis, Mr. Westmore. Ich vermute, für Sie gilt das genauso. Jedenfalls ist der junge Mann aus dieser Aufnahme im Scharlachroten Zimmer seit jenem Tag tot, an dem ich ihm begegnet bin. Ich sollte ihn später treffen, habe mich aber in letzter Minute dagegen entschieden, vermutlich stand mir mein eigenes Gewissen im Weg. Er wurde von Straßenräubern ermordet, die ihm in einer Gasse in der Nähe eines ehemaligen Marktplatzes der alten Stadt Ninive auflauerten.«
    Großer Gott, dachte Westmore.
    Nyvysk führte ihn hinaus. »Es gibt keinen Grund für Sie, hierzubleiben, die Bänder sind alle ähnlich und bedrückend obendrein. Bis morgen habe ich die Ionensensoren in Betrieb genommen. Ich bin sicher, Sie werden fasziniert von den Ergebnissen sein.«
    Westmore verließ sich darauf. Er würde sich demnächst schlafen legen und konnte dann auf Stimmen in seinem Kopf ganz gut verzichten. »Lassen Sie mich rasch nach der Frau vom Schlüsseldienst sehen, wenn wir schon mal hier oben sind«, meinte er auf der Suche nach einer Ablenkung. Geheimnisse , dachte er. Ja, er vermutete, an diesem Ort gab es alle möglichen Geheimnisse.
    Im Büro fehlte von Vanni jede Spur. »Ich frage mich, wo sie steckt.« Der Wandtresor war nach wie vor verschlossen.
    »Wo ist dieser Safe genau?«, fragte Nyvysk.
    Westmore zeigte hin. »Ein Paradebeispiel für ein Geheimnis. Hinter zwei Gemälden und einer Kommode versteckt.«
    Nyvysk blickte auf die beiden an der Wand lehnenden Rahmen und hob den Kupferstich auf. »Oh, das ist ja mal sehr interessant.«
    »Warum?«
    »Es scheint sich um das Original eines deutschen Kupferstechers namens Stettin Albrecht zu handeln. Er war bekannt dafür, sich mit Okkultismus zu beschäftigen und Auftragsarbeiten für reiche satanische Gesellschaften anzufertigen.«
    »Und warum ist er so wichtig, dass Hildreth das Werk versteckt hat?«
    »Niemand weiß, wie echt Albrecht war, aber es steht ziemlich fest, dass seine Auftraggeber nicht echt waren, mit anderen Worten, keine echten Satanisten. Bloß gelangweilte und höchst verdorbene reiche Leute, die sich den Anstrich von Satanisten geben wollten, weil eine ›satanische‹ Orgie aufregender als eine gewöhnliche Orgie war. Diese Gesellschaften suchten lediglich nach einem

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