Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Flesh Gothic (German Edition)

Flesh Gothic (German Edition)

Titel: Flesh Gothic (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edward Lee
Vom Netzwerk:
außergewöhnlichen Vorwand für Sex und taten so, als wäre ihre Anbetung Satans eine heimliche Revolution, ein Aufbegehren gegen die äußerst repressive Kirche. Albrecht wurde von solchen Leuten damit beauftragt, Porträts von Luzifer und anderen Dämonen anzufertigen. Wenn das hier ein Original ist, bewegt sich der Wert im unteren sechsstelligen Bereich.«
    Kopfschüttelnd betrachtete Westmore das Motiv. »Ich verstehe zwar nicht viel von Kupferstichen, aber der hier sieht mir nicht einmal besonders gelungen aus.«
    »Nein, Albrecht war nicht gerade berühmt für außerordentliches Geschick oder Talent. Im Wesentlichen war er ein Kleckser mit Blechplatten und einem Stichel. Ausschlaggebend für einen hohen Verkaufspreis sind Zustand und Alter des Werks. Aber ...« Nyvysks Blick wanderte über die Platte. »Ich bezweifle, dass Hildreth es aufgrund seines Sammlerwerts erstanden hat.«
    »Weshalb dann?«
    »Das ist ... beunruhigend.«
    »Ich verstehe Sie nicht.«
    »Schauen Sie sich mal den Kupferstich im Kupferstich an.« Nyvysk deutete mit einem großen Finger darauf.
    »Sieht wie ein Monster aus«, fand Westmore.
    »Kein Monster. Ein Dämon – und dieser Kupferstich scheint die einzige künstlerische Darstellung der Kreatur zu sein. In der Regel wurde Albrecht damit beauftragt, Bildnisse bekannterer Dämonen wie Asmodeus, Baal und ihresgleichen anzufertigen. Genau wie Künstler auf Jahrmärkten eher die Porträts berühmter Baseballspieler malen. Da findet man eher selten Spieler aus der dritten Liga, oder? Ich meine damit diesen Dämon hier. Er ist im Reich des Okkulten eine ziemliche Randfigur.«
    Nyvysk deutete auf den Text. ICH, WIE ICH ES WAGE, DAS ANTLITZ AUS MEINER VISION NACHZUBILDEN: BELARIUS.
    »Belarius?« Westmore dachte zurück an seinen Literaturunterricht. »Wenn ich genauer darüber nachdenke, klingelt bei dem Namen etwas. Das ist eine Figur bei Shakespeare, richtig? Aus König Zymbelin?«
    »Ich fürchte, dieser Belarius unterscheidet sich völlig von Shakespeares verliebtem Kriegsherrn. Belarius war Luzifers erster Diener in der Hölle und laut diversen Kompendien belohnte ihn Luzifer für seine Loyalität. Er wurde zum Sexus Cyning gemacht, was aus dem Altenglischen stammt und so viel bedeutet wie Herr der Lust, Meister des Sex, so etwas in der Art. Wenn Luzifer der Fürst der Dunkelheit ist, dann ist Belarius der Fürst der Fleischeslust.«
    Missmutig stellte Nyvysk den Rahmen zurück. Seine Augen weiteten sich, als versetzte ihn eine plötzliche Erkenntnis in Todesangst.
    »Was ist jetzt schon wieder?«, fragte Westmore, verärgert von der plötzlichen Undurchschaubarkeit des Mannes. Für ihn war ein Dämon ein Dämon. Genau wie römische Götter oder Natursymbole der Mythologie.
    »Folgen Sie mir.«
    Nyvysk führte ihn zurück in die Kommunikationszentrale. Er klickte auf eine weitere Audiodatei. »Das stammt aus dem Salon, in dem die Prostituierten enthauptet wurden.«
    Westmore konnte nur ein kaum vernehmliches Dröhnen hören, als lauschte er einem leeren Tonband in voller Lautstärke.
    Dann ertönte es – eine trillernde, tiefe Stimme sprach eine Gruppe bleierner Silben: »Belarius ...«

Kapitel 9
    I
    »Sag an«, forderte Diane.
    »Kopf«, erwiderte Jessica. Sie kannte ihr Glück. Als sie die Münze auffing, runzelte sie die Stirn. Zahl. Verloren .
    Diane war höflich genug, um nicht laut aufzulachen. »Pech gehabt, Schwesterherz. Das kommt davon, wenn man die High School abbricht.«
    »Ja.«
    »Du musst den Sack waschen!«
    So nannten sie Faye Mullins. Der Sack. Denn genauso sah sie aus.
    Dianes Schicht ging demnächst zu Ende. »Wenigstens dürfte sie heute nicht allzu sehr rumtoben. Hat die ganze Nacht keinen Mucks von sich gegeben. Diesmal scheint das Prolixin bei ihr vernünftig zu wirken.«
    »Wahrscheinlich hast du ihr eine doppelte Dosis untergejubelt, damit sie während deiner Schicht Ruhe gibt«, vermutete Jessica.
    »Ich?« Dianes Grinsen wurde breiter. »Das wäre doch eine extreme Pflichtverletzung. Aber falls du glaubst, ich würde so etwas tun, kannst du natürlich eine schriftliche Beschwerde beim Stationsleiter einreichen.«
    Jessica verstand den Scherz. Der typische Galgenhumor, ohne den hier gar nichts lief. Einige der Patientinnen verlangten einem einfach zu viel ab und es scherte sich ohnehin niemand um sie. Sie waren hoffnungslose Fälle, irgendwie hier gestrandet. Die Angehörigen bezahlten die Rechnungen für die stationäre Pflege, damit sie weggesperrt

Weitere Kostenlose Bücher