Flesh Gothic (German Edition)
zwei flüchtige Blicke nicht verkneifen.
»Das haben sie getan«, brabbelte Faye. »Sie waren das.«
»Wer, Liebes?«
»Belarius und seine Freunde im Chirice Flaesc.«
Jessica kämpfte sich würgend durch den Rest ihrer Arbeit.
»Es kommt wieder ...«
»Was kommt, Faye?«, fragte Jessica, wenn auch nur, um sich abzulenken.
»Das Chirice Flaesc ...«
Jessica starrte die Frau an.
»... und Belarius. Bald.«
Faye kicherte leise und grinste zu ihr nach oben. Sie spreizte die Beine weiter auseinander.
Jessica stöhnte. Oh ja, hätte sie die Schule nur nicht abgebrochen!
II
Westmore erwachte benommen gegen neun Uhr morgens. Kantige Sonnenstrahlen fielen durch eigenartige hohe Fenster in das Atrium. Er hatte geschlafen, ohne zu träumen. Es dauerte eine Weile, bis seine Gehirnwindungen in Gang kamen und er sich an alles erinnerte, was am Vortag geschehen war.
Belarius , dachte er.
Das Unwohlsein, das ihn durchströmte, unterschied sich kaum von der vergangenen Nacht, als er den seltsamen Namen auf der Aufzeichnung gehört hatte.
Ich glaube nicht an Dämonen, erinnerte er sich und holte seinen Kulturbeutel aus dem kleinen Schrank in seiner Trennwandzelle. In einem Morgenmantel des Marriot-Courtyard, den er vor Jahren bei einer Autorenkonferenz hatte mitgehen lassen, tappte er in das große Badezimmer neben der Küche, duschte, rasierte sich und zog sich anschließend an. Danach fühlte er sich bereit ...
Aber wofür?
Westmore spielte mit dem Gedanken, Vivica anzurufen, entschied sich dann jedoch dagegen. Später, wenn ich ihr etwas Konkretes mitzuteilen habe.
Im Büro beschäftigte er sich einige Stunden lang damit, seine Notizen am Laptop zu einem Bericht zusammenzustellen, dann fiel ihm plötzlich ein: der Safe! Als er nachsah, präsentierte sich der Panzerschrank nach wie vor verschlossen. Von der Safeknackerin fehlte jede Spur. Mack hatte immer noch ferngesehen, als Westmore zu Bett gegangen war. Hatte sie den Tresor geöffnet und es dem jungen Sicherheitschef gemeldet? Westmore schaute durch das Fenster hinunter und stellte fest, dass ihr Wagen verschwunden war. Mack musste Bescheid wissen.
Als er ins Atrium zurückkehrte, hörte er mindestens einen der Männer laut schnarchen. Er vermutete, dass die meisten dieser Spiritisten spät aufstanden. Dann murmelte eine der Frauen – Adrianne, glaubte er – ängstlich etwas im Schlaf. »Nein, nicht!«
Albträume.
Westmore fand Macks Trennwandzelle und klopfte. »Mack? Hey, Mack!«
»Hä?«
»Tut mir leid, Sie aufzuwecken, aber was ist aus der Frau vom Schlüsseldienst geworden?«
Ein Grunzen, ein Husten, dann lugte Mack nur in Boxershorts durch den Vorhang der Trennwandzelle. Er rieb sich den Schlaf aus den Augen. »Scheiße, keine Ahnung. Ist sie noch hier?«
»Der Tresor ist immer noch zu und der Wagen ist weg.«
Mack ging zum Erkerfenster und zuckte zusammen, als er die Vorhänge aufzog und einen Schwall Sonnenlicht hereinließ. »Scheiße«, stieß er abermals hervor. »Vielleicht ist sie noch nicht fertig. Vielleicht kommt sie zurück. Oder sie konnte das Mistding einfach nicht öffnen. Sie hat ja gesagt, dass sie es nicht garantieren kann.«
»Haben Sie die Frau vergangene Nacht überhaupt noch mal gesehen?«
Mack war eindeutig erst halb wach. »Na ja, nein. Ich meine, später nicht mehr.«
»Sagen Sie mal, was gibt’s da eigentlich noch zu berichten?«
»Hä?«
»Sie haben vergangene Nacht etwas in der Richtung angedeutet, dass sie nicht nur beim Knacken von Schlössern gut sei. Was meinten Sie damit?«
Mack seufzte gedehnt, dann zuckte er mit den Schultern. »Ich hab sie geknattert, Mann. Ich hab Ihnen ja gesagt, dass sie auf mich steht.«
Unglaublich . »Soll das heißen, Sie hatten Sex mit der Schlüsseldienstmitarbeiterin?«
»Ja. Sie hat mich angemacht, verstehen Sie? Und sie ist ein heißes Teil. Mördertitten.« Mack schleifte seine Füße zur Küche und rieb sich erneut die Augen. »Haben Sie schon Kaffee gekocht?«
Westmore schüttelte den Kopf. Mack war vermutlich um die 25. Herrgott, die Jugend von heute. Die haben so beiläufig Sex miteinander, wie andere auf der Couch durch die Fernsehsender zappen . Westmore dachte über seine eigene Moral nach. Oder vielleicht werde ich auch bloß alt ...
»Ja, ich glaube, ihr Name ist Vanni. Sie traf gestern Nacht um kurz vor 22:00 Uhr hier ein«, sagte er später zu dem Mann am Telefon. Er hatte beim Schlüsseldienst angerufen. »Hat sie gesagt, ob sie zurückkommt, um den Job zu
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