Flesh Gothic (German Edition)
mich für ein solches Haus entscheiden sollen?«
Karen konnte geistig nicht verarbeiten, was Hildreth sagte. Ihre Angst loderte durch sie hindurch. Sie kreischte so laut und schrill wie die Pfeife einer Lokomotive, als sie zu Boden geworfen wurde und man ihre Fußgelenke mit etwas fesselte, das sich wie ein schleimiges Seil anfühlte. Dann wurde sie mit dem Kopf nach unten auf einen Haken neben ihre Tochter gehängt.
Hildreth lächelte mit einem verschlagenen Leuchten in den Augen. »Mutter und Kind. Was für eine passende Hommage.«
Darlene schrie als Erste, ein mitleiderregendes Geheul geschändeter Unschuld. Dreiei sägte mit dem krummen Messer in das Fleisch ihres Halses. Aus der knochentiefen Wunde strömte Blut wie Wasser aus einem Hahn und ergoss sich in einen Trog, der unter ihnen stand.
»Keine Sorge, Karen«, beschwichtigte Hildreth. »Das ist nur ein Traum, aus dem wir dich entführt haben. Es war deine Lust, die uns den Zugang verschafft hat.«
Jaz schnitt in Karens Hals. Seltsamerweise empfand sie keine Schmerzen, lediglich das Gefühl, geleert zu werden.
»Es ist nur ein Traum, nur ein Traum. Bitte, Karen. Hilf mir, meine Träume zu verwirklichen.«
Sie zuckte an dem Haken, während ihr Blut in den Trog hineinschoss.
»Gut, gut. Vergieß es ordentlich. Es ist so wunderschön, nicht wahr?«
Als nichts mehr übrig war, wurden ihre Köpfe abgeschnitten und zu Boden geworfen. Karen konnte immer noch sehen. Ihr enthaupteter Körper und der ihrer Tochter hingen über ihr. Jaz und Dreiei fuhren mit den Händen über die Leiber, von den Fußgelenken bis zur Hüfte, dann von der Hüfte bis zum Hals, um auch noch die letzten Tropfen herauszupressen.
»Gut«, sagte Hildreth. »Und jetzt bemalt die Wände damit.«
Unterdessen trug Hildreth beide Köpfe zu einem Holztisch mit einer handbetriebenen Presse. Karen konnte immer noch zusehen, als ihr Kopf auf die Druckplatte gelegt wurde. Die Vorrichtung wurde mit einer Handkurbel enger und enger geschraubt, bis die Knochen nachgaben, ihr Gehirn durch den Mund, die Ohren und die Nase gepresst und der Schädel schließlich flach zusammengequetscht wurde.
II
Das Mädchen schlief in Clements’ Bett. Das Mädchen, dachte er stirnrunzelnd. Mittlerweile kannte er ihren Namen. Connie. Und er war im Begriff, ihr in gewisser Weise zu verfallen. Ein Crack-Junkie, eine Prostituierte . Er lachte in sich hinein. Es war ihm egal. Von dem Dreckszeug konnte er sie immer noch losbekommen, wenn diese andere Sache ausgestanden war. Clements blieb fest entschlossen, es zu einem Ende zu bringen, auch wenn er es selbst erledigen musste. Danach würde er für Connie einen langfristigen Entzug organisieren. Was es kostete, interessierte ihn nicht. Er war entweder sehr aufrichtig oder der größte Trottel auf Erden.
Zuvor hatte sie ihm bei der Villa geholfen. Er stellte sein Mobiltelefon auf Vibrationsalarm und sie hielt mit dem Fernglas Ausschau für den Fall, dass Vivica Hildreth im Haus aufkreuzte. Vivica Hildreth war die Einzige, die Clements’ Äußeres kannte und daher sofort entlarvt hätte, dass es sich bei dem Mann in Kammerjägeruniform in Wahrheit um einen ehemaligen Polizisten handelte.
Während er im Atrium so getan hatte, als sprühte er Chemie gegen Ungeziefer, holte er heimlich die CDs aus dem sprachaktivierten digitalen Rekorder, den er unter der Couch in der Mitte des Raums versteckt hatte, und tauschte sie durch leere CD-Rohlinge aus. Die Informationen über Hildreths Servicevertrag stammten von dem Mann, dem die Bayside-Schädlingsbekämpfung gehörte. Clements hatte einst – mit nicht gerade ethischen Mitteln – den Koksdealer hochgenommen, der die Tochter des Besitzers süchtig gemacht hatte. Dieser war ihm noch einen Gefallen schuldig gewesen.
Jetzt musste er sich nur noch die fünf CDs mit sprachaktivierten Aufnahmen anhören. Es würde eine lange Nacht werden.
Schon auf dem ersten Datenträger fanden sich einige längere Unterhaltungen. Nyvysk und die drei übersinnlich Begabten waren mittlerweile alle eingetroffen – ein wirklich verrückter Haufen. Sie hatten von kosmischen Vergewaltigungen geredet, als wären sie tatsächlich passiert. Astralwanderungen. Sie zeigten sich überzeugt davon, dass Hildreth ein wahrer Satanist gewesen und das Haus »geladen« sei, was immer das bedeuten mochte. Dass sie kommen würden, hatte Clements dank der Wanze, die er in Vivica Hildreths Penthouse eingeschleust hatte, im Voraus gewusst. Nun befanden sich in dem
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