Flesh Gothic (German Edition)
Haus außerdem zwei Angestellte von Hildreth und dieser Schriftsteller.
Letzterer verkörperte das schwache Glied in der Kette.
Aber es war noch kein Wort über Debbie Rodenbaugh gefallen.
Ja, es würde eine lange Nacht werden. Mr. Johnnie Walker Black war ebenso anwesend, um ihm Gesellschaft zu leisten, wie der Marlboro Man. Vielleicht wusste einer dieser Spinner etwas über Debbie und darüber, was ihr wirklich zugestoßen war.
Clements betrachtete das Foto auf dem Lebenslauf des Journalisten Richard Westmore. Er tippte mit einem Finger darauf.
Den da nehme ich ins Visier, dachte sich Clements.
Viel später in dieser Nacht hörte Clements eine verzerrte Stimme, die an- und abzuschwellen schien. Im Hintergrund vermeinte er, aus weiter Ferne Schreie wahrzunehmen. Die knisternde Stimme sagte: »Clements! Komm in unsere Mitte und werde einer von uns! Wir wissen, dass du zuhörst ...«
III
Westmore war speiübel.
Wie gelähmt saß er da und starrte auf den Bildschirm. Oh mein Gott. Was ist das nur für eine kranke, kranke Welt ... Wie konnten Menschen solche Dinge tun? Was zwang den menschlichen Willen dazu, sich an solchen Perversionen zu beteiligen? Wie konnten Menschen überhaupt zu so etwas in der Lage sein?
Westmore konnte sich nur eine einzige Antwort zusammenreimen.
Es war böse. So musste es sein. Eine andere Erklärung gab es nicht.
Mehrere der DVDs am unteren Ende des Stapels unterschieden sich von den anderen. Keine sexuellen Eskapaden mit lächerlicher Handlung und grauenhaften Dialogen. Diese Filme entsprachen nicht der Kost, die man im Erotikladen um die Ecke finden würde.
Es handelte sich vielmehr um mitgeschnittene Vergewaltigungen.
Und andere Dinge. Prügel. Sadismus. Sex mit Tieren. Das Schlimmste, das die Menschheit zu bieten hatte, spielte sich dank Reginald Hildreth unmittelbar vor seinen Augen ab. Männer in Masken verkörperten in diesen Fällen die männlichen Protagonisten, zwei davon waren Hildreths Handlanger: Jaz und Dreiei. Junge Frauen – vermutlich Prostituierte oder obdachlose Straßenmädchen – wurden vor dem teilnahmslosen Objektiv der Kamera geschlagen und vergewaltigt. Entweder knebelte man sie oder ließ sie lauthals schreien, was besonders kranke Betrachter vermutlich noch mehr aufgeilte. Häufig verband man ihnen die Augen, um ihr Grauen zu steigern. Es gab mehrere dieser DVDs und alle waren an Orten entstanden, die Westmore wiedererkannte: Zimmer und Salons der Villa.
Ein weiterer Film dokumentierte ein Genitalpiercing – zumindest glaubte Westmore, dass man es so nannte. Eine halbe Stunde, die aus einem einzigen Aufnahmemotiv bestand: dem gespreizten Schambereich einer Frau. Die Vaginalöffnung der Unbekannten wurde mit einem Piercing nach dem anderen verschlossen, indem Chromringe die Schamlippen förmlich zusammennähten. Das Gesicht der Frau kam nie ins Bild, ebenso wenig der Rest ihres Körpers. Die Kamera bewegte sich nie.
Am Ende war Westmore schwindlig. Er brauchte mehrere Minuten, um die Fassung zurückzuerlangen, und als er glaubte, sich wieder im Griff zu haben, stand er auf, um das Büro zu verlassen, musste jedoch stattdessen ins Badezimmer rennen, wo er spontan in die Toilette kotzte.
Danach kehrte er durch das dunkle Treppenhaus ins Südatrium zurück. Seine Augen starrten blicklos ins Leere. Er erinnerte an jemanden, der gerade vom Beobachtungsfenster einer Hinrichtung weggetreten war.
»Sie sehen aus, als hätten Sie ein Gespenst gesehen«, stellte Cathleen fest, als er sich in den Raum schleppte.
»Vielleicht hat er das ja«, meldete sich Willis zu Wort.
Die gesamte Gruppe saß um den Besprechungstisch versammelt. »Ich wünschte, ich hätte einen Geist gesehen«, erwiderte Westmore und nahm Platz. »Tatsächlich habe ich etwas viel Schlimmeres gesehen.«
»Wovon reden Sie?«, fragte Adrianne.
»Ich habe die letzten Stunden damit verbracht, mir einige der ausgefalleneren Produktionen von T&T Enterprises anzusehen. Vergewaltigungsfilme.«
»T&T hat nie irgendwelches Untergrundmaterial gedreht«, warf Karen ein. »Es war immer genehmigte und legale Pornografie.«
»Dieses Zeug nicht. Es war übelkeiterregend. Wahrscheinlich etwas, das Hildreth nebenher zu seinem privaten Vergnügen produziert hat. Allmählich fange ich an, den wahren Hildreth zu erkennen. Der Typ war krank im Kopf.« Westmore fühlte sich immer noch ausgelaugt, von seinem eigenen Geist abgekoppelt. »Nur die kränksten Menschen der Welt würden solchen Dreck erregend
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