Flesh Gothic (German Edition)
Produktionen von T&T Enterprises angesehen.«
Karen lachte. »Sie Armer. Keine Sorge, ich schaue weg, wenn Sie aufstehen.«
»Da liegen Sie aber falsch. Für mich sind Pornos weder erotisch noch stimulierend. Eher deprimierend. Mittlerweile fühle ich mich davon regelrecht hirntot. Und im Moment sehe ich gerade Sie auf dem Bildschirm.«
Mit leicht geschockter Miene kam Karen um den Schreibtisch herum. »Die Halloween-Party, Gott sei Dank. Ich dachte schon, Sie hätten einen meiner alten Pornos aus den frühen 1990ern gefunden.«
So attraktiv Karen sein mochte, Westmore wollte ganz sicher keine Aufnahmen von ihr sehen, wie sie dasselbe tat, wobei er den anderen T&T-Frauen zugesehen hatte. »Ein toller Bauch, aber – nichts für ungut – Sie sind keine besonders gute Tänzerin.«
»Wenn ich nüchtern bin, dann schon, nur war ich das bei dieser Party definitiv nicht .« Amüsiert betrachtete sie das Geschehen.
»Ich sehe Hildreth nirgendwo. War er nicht bei der Party?«
»Nein, war er nicht. Er hat Halloween sehr ernst genommen.«
Westmore musste über seine Schlussfolgerung lächeln. Er konnte sich das ulkige Bild lebhaft vorstellen, das wahrscheinlich obendrein der Wahrheit entsprach: Hildreth und seine Spießgesellen bei Sprechgesängen in der Kapelle, wobei sie lächerliche schwarze Umhänge und Kapuzen trugen. »Natürlich.«
Karen, die sich immer noch das Filmmaterial von der Party ansah, runzelte plötzlich die Stirn. »Oh Scheiße. Man kann meinen Kaiserschnitt sehen.«
Westmore war die Narbe nicht aufgefallen und er wurde wieder einmal überrascht. »Ich wusste gar nicht, dass Sie Kinder haben.«
»Sehen Sie?« Karen schob den Saum des ohnehin winzigen Bikinihöschens ein Stück nach unten und legte dadurch die dünne Narbe frei. »Ich bekam Darlene, als ich 21 war, stellen Sie sich das vor. Mittlerweile fühle ich mich dadurch alt; sie ist jetzt in ihrem ersten Jahr am College. Und ich bin richtig stolz auf sie. Darlene wurde in Princeton angenommen.«
»Das ist ja toll«, meinte Westmore. »Aber Sie müssen praktisch Millionärin sein, um das Schulgeld bezahlen zu können.«
»Was das Stipendium nicht abdeckt, übernimmt Vivica.«
»Da haben Sie aber Glück. Was passiert, falls Vivica Sie entlässt?«
Karen schwieg einen Moment. »Warum sollte sie das tun?«
»Na ja, ich weiß nicht. Sie haben früher für die Firma ihres Mannes gearbeitet, jetzt ist ihr Mann tot und die Firma geschlossen.«
»Ich würde mal sagen, wenn sie mich feuert, bin ich schlimmer am Arsch als all die Tussis in diesen Videos zusammen.«
Bei Gelegenheit würde Westmore sich überlegen müssen, wie er ihr höflich mitteilen konnte, dass obszönes Gerede sie für ihn nicht gerade attraktiver machte. Dann hätte er beinahe laut aufgestöhnt, als Karen zur Kaffeemaschine ging und sich über den Schrank beugte, um Filter herauszuholen. »Ach ja, weil ich gerade daran denke: Haben Sie je von einer Frau namens Deborah Anne Rodenbaugh gehört?«, fragte er.
»Nein, ich glaube nicht.«
»Sie ist als Halterin des verlassenen Roadsters im Wald gelistet. Vielleicht eine von Hildreths Darstellerinnen?«
»Kann sein.«
Auf dem Bildschirm sah man im Hintergrund eine plumpe, übergewichtige Frau sitzen. Strähniges Haar hing ihr tief in die Augen. Sie wirkte zugedröhnt. »Wer ist das?«, wollte Westmore wissen.
Ohne besonderes Interesse schaute Karen auf den Monitor. »Oh, das ist Faye. Ein hoffnungsloser Fall; mir hat sie immer so leidgetan. Sie war die Hausmeisterin der Firma und hat auch die Außenanlagen ein wenig in Schuss gehalten.«
»Sie trägt nicht mal ein Kostüm.«
»Faye ist kein Partygirl. Eher das schwermütige Mauerblümchen. Sie hat nur auf das Ende der Feier gewartet, um aufräumen zu können. Viele von Hildreths Mädchen haben sich über sie lustig gemacht. Es war echt grausam. Soweit ich weiß, war sie ein heimlicher Junkie.«
Sieht wirklich so aus, als hätte sie irgendwas eingeworfen. Westmore wollte gerade etwas anderes sagen, als sein Herz einen Sprung machte.
Rasch drückte er die Pause-Taste. Auf der DVD von der Halloween-Party war jemand ins Bild getreten.
Das ist sie! Die junge Frau, die er auf dem gerahmten Foto im Schreibtisch und dem Ölgemälde vor dem Tresor gesehen hatte. Allerdings war sie nicht kostümiert, sondern trug einen adretten dunklen Geschäftsanzug und Stöckelschuhe.
Könnte das Deborah Rodenbaugh sein?
»Ich wünschte, ich wüsste, wer das ist«, murmelte er vor sich
Weitere Kostenlose Bücher