Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Fliedernächte: Roman (German Edition)

Fliedernächte: Roman (German Edition)

Titel: Fliedernächte: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
Vom Netzwerk:
Verhalten.«
    »Ich …«
    »Steigen Sie in Ihren Wagen, hauen Sie ab und tauchen Sie vor allem nie wieder hier auf. Sollte ich hören, dass Sie sich trotzdem hier herumtreiben – und in einer kleinen Stadt wie dieser macht das garantiert die Runde –, zeige ich Sie an. Und ich wette, dass die Wickhams echt begeistert wären, wenn ihr Name im Zusammenhang mit einer derart hässlichen Geschichte in der Post erscheint.«
    »Sie benutzt Sie nur«, versuchte Sheridan ein letztes Mal ihr Glück. Inzwischen schimmerten in ihren Augen jedoch Tränen, und das Zittern ihrer Stimme verriet, dass ihr Mut im gleichen Maße abnahm wie ihr Glaube an die Ehrlichkeit ihres Mannes.
    Trotzdem gab sie nicht auf. »Sie benutzt Sie, und zugleich versucht sie, meine Ehe zu ruinieren. Und Sie werden der Dumme sein, sobald sie sich einen dickeren Fisch geangelt hat.«
    »Sheridan«, fing Justine mit verblüffend sanfter Stimme an. »Jetzt machen Sie sich wirklich lächerlich. Fahren Sie nach Hause, ja?«
    »Ich fahre. Weil man mit euch Bauerntölpeln einfach nicht vernünftig reden kann.«
    Justine grinste breit und legte Hope den Arm um die Schultern, als Sheridan in ihren Wagen stieg und mit heulendem Motor davonfuhr.
    »Schätzchen, lass dich bitte nicht von dieser Närrin fertigmachen.«
    »Das alles tut mir furchtbar leid.«
    Ryder, der noch kurz einen Blick auf die Hauptstraße geworfen hatte, um sicherzugehen, dass Sheridan wirklich weg war, konnte nicht glauben, was er sah.
    »Also bitte. Wegen dieser Verrückten solltest du nicht eine einzige Träne vergießen.«
    »Es tut mir leid.«
    »Hör auf damit. Es gibt nichts, was dir leidtun müsste«, sagte Justine entschieden. »Und dann komm erst mal mit ins Haus und halt dir einen Eisbeutel ins Gesicht. Diese Furie hatte einen beachtlichen Schlag.«
    »Tut mir leid«, wiederholte Hope erneut. »Ich muss …«
    Sie riss sich von Justine los und stürzte durch die Tür an der verblüfften Carolee vorbei die Treppe hinauf in ihre Wohnung.
    »Ryder, geh hinterher.«
    »Nein. Das kann ich nicht.«
    Justine wirbelte zu ihrem Sohn herum, stemmte beide Fäuste in die Hüften und sah ihn aus zornblitzenden Augen an. »Du gehst sofort zu ihr. Was zum Teufel ist bloß los mit dir?«
    »Sie weint. Mit Tränen kann ich nicht umgehen. Sprich du mit ihr. Los, Mom, du musst dich um sie kümmern.«
    »Grundgütiger.« Sie trommelte Ryder mit einer Faust auf die Brust. »Was für einen Mann hab ich da bloß großgezogen? Einen, der das Weite sucht, wenn seine Frau mal weint?«
    »Ich werde mit ihr reden, sobald sie nicht mehr heult. Du weißt einfach besser, was man in einer solchen Situation Tröstendes sagt.«
    Justine stieß ein erbostes Schnauben aus. »Also gut. Dann tu, was du in solchen Fällen immer tust: Geh los und kauf ihr einen dämlichen Blumenstrauß.«
    Nach einem zweiten, noch härteren Schlag in seine Rippen machte Justine auf dem Absatz kehrt und marschierte durch die Tür ins Haus.
    Ryder rieb sich den Brustkorb, zog sein Handy aus der Tasche und rief im Blumenladen an.

16
    Justine überlegte auf dem Weg nach oben, ob sie den Ersatzschlüssel zu Hopes Apartment holen sollte, kam dann aber zu dem Schluss, dass an diesem Tag die Privatsphäre des armen Mädchens bereits mehr als genug verletzt worden war. Und weil das so war, schimpfte sie leise über dumme Frauen, die anderen die Schuld an ihrer unglücklichen Ehe gaben, sowie über feige Männer, die Reißaus nahmen, sobald sie ein paar Tränen sahen.
    Bevor sie anklopfen konnte, öffnete sich die Tür. Und gleichzeitig sah sie, wie Hope, die schluchzend auf der Couch gelegen hatte, überrascht aufsprang.
    »Also, ich war’s nicht.« Justine deutete auf die Tür und zeigte demonstrativ ihre leeren Hände. »Offenbar ist jemand sehr besorgt um dich.«
    »Entschuldige bitte, ich brauchte einen Moment für mich, um mich zu beruhigen.«
    »Was du brauchst, ist eine Schulter, um dich auszuweinen. Falls es bereits etwas später am Tag wäre, würde ich zusätzlich zu Whiskey raten. Aber um diese frühe Uhrzeit sollten wir es lieber bei der Schulter und einem Tee bewenden lassen – den koche ich dir gleich.«
    Zunächst trat sie allerdings vor die Couch und zog Hope an ihre Brust.
    »O Gott. O Gott!« Angesichts der liebevollen Umarmung brachen sich die Tränen erst richtig Bahn. »Es war einfach entsetzlich.«
    Justine wiegte sie beruhigend hin und her. »Nun, auf einer Skala von eins bis zehn – die Eins steht für einen kleinen

Weitere Kostenlose Bücher