Fliedernächte: Roman (German Edition)
ihr ihren Arm. »Du irrst in sämtlichen Punkten. Weder hat man dich über diesbezügliche Pläne informiert, mich zurückzugewinnen, noch schätzt du mich richtig ein. Und lass dir als Letztes gesagt sein, dass ich nicht die geringste Neigung verspüre, hier wegzugehen.«
Sheridan schien gar nicht zuzuhören – sie war nur auf Beleidigung aus. Ihre Stimme klang jetzt noch schriller als zuvor. »Du wirst nicht mehr durchkommen mit diesen Spielchen, denn inzwischen bin ich seine Frau, und du bist nichts.«
Hope widerstand dem Drang, ihr die Wahrheit ins Gesicht zu schleudern. »Ich war nie der Typ für irgendwelche Spielchen«, sagte sie betont ruhig. »Ich nicht, das überlasse ich anderen.«
»Du hast dich im Wickham hochgeschlafen, bis du dort quasi die Chefin warst. Und dachtest offensichtlich, dass das sogar für einen Trauschein reicht. Probierst du es hier mit der gleichen Masche? Oder spukt dir deine alte Liebe Jonathan nach wie vor im Kopf herum? So als eine Art Rückversicherung? Er ist leider nicht gerade sehr standfest, war er schon damals nicht. All die angeblichen Geschäftsessen, die er vorschützt …«
So lief das also, dachte Hope. Trotzdem hatte sie keine Lust, sich von dieser ebenso arroganten wie naiven Sheridan abkanzeln zu lassen. Sie zwang sich, nicht ebenfalls ausfallend zu werden.
»Jonathan könnte mir nicht gleichgültiger sein. Geht das nicht endlich in deinen Kopf? Du beleidigst meine Intelligenz, wenn du mir zutraust, ihn freiwillig wiedersehen und vielleicht sogar mit ihm ins Bett gehen zu wollen. Nach allem, was passiert ist – ich bitte dich!«
»Du verlogene Schlampe!«
Hope taumelte einen Schritt zurück, als Sheridans Hand ihre Wange traf.
»Sag die Wahrheit! Wenn du nicht sofort die Wahrheit sagst …«, kreischte sie.
»Machen Sie, dass Sie verschwinden.« Ryder riss die zornbebende Frau ein Stück zurück. »Und zwar möglichst schnell.«
»Nehmen Sie Ihre Finger weg, Sie ungehobelter Bursche, oder ich rufe die Polizei.«
»Tun Sie das, bevor ich Ihnen zuvorkomme.«
»Ryder, bitte.«
»Geh ins Haus.«
»Ja, lauf einfach weg, das tust du ja gerne.«
Sheridan warf sich das Haar schwungvoll über die Schulter zurück und verzog verächtlich das Gesicht.
»Ich werde nirgends hingehen, rate dir allerdings, dich deinerseits zu verziehen.«
»Sobald ich mit deinem Chef gesprochen habe, werde ich gehen. Fang am besten schon mal an, dich nach einem anderen Job umzuschauen. Aber wenn deine Methoden erst überall bekannt sind, wird dich bestimmt niemand mehr einstellen. Und hier fliegst du raus!«
»Erzählen Sie es am besten gleich mir.« Unvermittelt stand Justine neben ihnen. »Mir gehört nämlich dieses Hotel, und folglich bin ich Hopes Chefin. Allerdings überlege ich, ob wir nicht wirklich die Polizei holen, damit die Sie von unserem Grundstück entfernt. Sie sind hier immerhin unbefugt eingedrungen und handgreiflich geworden.«
»Sie benutzt Sie, genauso wie sie alle anderen benutzt. Bestimmt hat sie Jonathan angerufen. Damit er herkommt. Und ihn angefleht, ihr wieder zu ihrem alten Job zu verhelfen. So ist es bestimmt gewesen und nicht anders.«
»Mädchen, wenn Sie in Ihrer Ehe bereits jetzt dermaßen gravierende Probleme haben, sind Sie in echten Schwierigkeiten. Aber die werden Sie bestimmt nicht lösen, indem Sie hier auftauchen und Ihren gesamten Frust an Hope auslassen.«
»Noch einmal«, mischte sich Hope ein. »Seit ich aus Georgetown weg bin, hab ich Jonathan ein einziges Mal gesehen. Ansonsten gab es keinerlei Kontakte, weder telefonisch noch schriftlich und schon gar nicht solche persönlich-intimer Natur. Ich will ihn um nichts in der Welt zurückhaben, und inzwischen frage ich mich ernsthaft, was du mit diesem Schürzenjäger willst.«
Bevor Sheridan sich erneut auf sie stürzen konnte, baute Ryder sich entschlossen zwischen beiden Frauen auf. »Sie werden es bereuen, Lady, falls Sie ihr noch ein einziges Mal zu nahe kommen«, erklärte er mit gefährlich ruhiger Stimme, doch die Drohung war unmissverständlich.
Sheridan sah Hope aus zusammengekniffenen Augen an. »Das ist es also. Offensichtlich ziehst du hier die gleiche Masche ab und gehst mit dem Junior ins Bett. Wie erbärmlich.«
»Sehen Sie die Männer dort drüben? Sie alle haben beobachtet, dass Sie Hope eine verpasst haben. Und das wird jeder Einzelne vor Gericht bezeugen, falls es zu einem Verfahren wegen Körperverletzung kommen sollte. Und das liegt ganz an Ihrem weiteren
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