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Fliedernächte: Roman (German Edition)

Fliedernächte: Roman (German Edition)

Titel: Fliedernächte: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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einmal hierher zurückzukommen. Sein eigenes Haus unweit des Flüsschens zu errichten, das über die Felsen und durch die schattigen Wälder floss.
    Keinen anderen Ort auf Erden liebte er so wie diesen.
    Doch an diesem Morgen im September kam die Landschaft ihm wie ein Ort aus der Hölle vor. Schweiß tränkte die Uniform, die er trug, und den Grund, auf dem er stand. Sein Schweiß, nicht sein Blut. Noch nicht.
    Wieder ein Tag, an dem er lebte und kämpfte wie in den Wochen zuvor, seit ein inneres Bedürfnis ihn dazu getrieben hatte, sich zur Armee zu melden. Heute allerdings wünschte er aus tiefster Seele, er hätte sich dieses Pflichtgefühl aus dem Herzen gerissen und es unter seinen Stiefelabsätzen zermalmt.
    Er hatte gedacht, dass es in diesem Krieg um Ehre, Ruhm und vielleicht um Abenteuer ging. Jetzt merkte er, dass er bloß Verzweiflung, Elend und Angst mit sich brachte – und Fragen aufwarf, auf die es keine Antwort gab.
    Der rußig schwarze Rauch, der aus den Mündungen der zahllosen Kanonen in den Himmel stieg, legte sich wie ein schmutziger Schleier über das Schlachtfeld und verbarg den strahlend blauen Himmel ebenso wie die Kanonenkugeln, die von beiden Seiten auf die Reise geschickt wurden, um ihr tödliches Werk zu vollbringen und junge Soldaten zu zerfetzen.
    Oh, was für eine Schmach der Krieg für Körper und für Seele bedeutete.
    Die Schreie von Männern hallten in seinen Ohren, erschütterten ihn bis ins Mark, erfassten ihn ganz und gar, bis er nichts anderes mehr vernahm. Nicht einmal den Kanonendonner, das unaufhörliche Pfeifen der Granaten, das Prasseln der Gewehrkugeln, das wie das Trommeln dicker Hagelkörner auf dem Blechdach eines Hauses klang.
    Er blieb einen Moment lang einfach liegen und versuchte seinem eigenen Atem hinterherzujagen, der urplötzlich unerreichbar schien. Das Blut auf seiner Uniform stammte von dem Freund, den er auf dem Marsch hierher gefunden hatte: George, ein stets gut gelaunter angehender Schmied mit strohblondem Haar und Augen so blau und fröhlich wie der Sommerhimmel.
    Jetzt hatte sich das helle Haar rot verfärbt, und seine Augen starrten trüb aus dem verwüsteten Gesicht.
    Er kannte dieses Land, ging es Billy wieder durch den Kopf, während seine Ohren klingelten und sein Herz im Takt der Trommeln schlug. Den gewundenen Hohlweg, der die Grenze zwischen dem Gehöft der Pipers, Freunden seiner Eltern, und der Farm der Roulettes bildete.
    Wohin mochten sie sich geflüchtet haben, seit dieses friedliche Land in den Hügeln von Maryland zum Ort des Grauens geworden war, wo Blut den fruchtbaren Boden tränkte.
    Hills Rebellen hatten sich im Hohlweg vor ihnen verschanzt und nutzten die geschützte Position, um mörderische Salven abzufeuern und die vorrückenden Truppen abzufackeln wie die Zweige eines staubtrockenen Busches. Gleich die erste Kugel hatte Georges Gesicht zur Hälfte zerfetzt und außer ihm noch unzählige andere Männer getötet.
    Der Kanonendonner ließ die Erde unter Billy beben, und er hatte das Gefühl, seit Stunden bereits so zu liegen, durch den dichten Rauch hindurch die winzigen Stücke des blauen Himmels anzustarren, die hier und da zu erahnen waren, und auf das Geschrei, das Stöhnen, das Gebrüll zu lauschen, das begleitet wurde vom unaufhörlichen Krachen der Musketen und Kanonen.
    In Wahrheit lag er erst seit wenigen Minuten so da. Mühsam atmend versuchte er zu verstehen, dass sein Freund tot und er selbst gerade noch am Leben war.
    Zitternd tastete er nach der Tasche seiner Uniformjacke, zog das Bild hervor. Eliza. Seine Lizzy mit dem sonnenhellen Haar und dem Lächeln, das sein Herz aufgehen ließ.
    Sie liebte ihn trotz allem. Wartete auf ihn, und nach diesem Höllenkrieg würde sie seine Frau. Er wollte ihr ein Haus bauen nicht allzu weit von der Stelle entfernt, an der er gerade lag. Und sie würden es mit Liebe und mit Freude und mit dem Gelächter ihrer Kinder füllen.
    Er hatte einen Brief von ihr bekommen, einen einzigen. Über seine Mutter. Irgendwie war es ihr gelungen, ihn aus dem Haus zu schmuggeln, und er verriet ihre Verzweiflung, weil der Vater sie vor der vereinbarten gemeinsamen Flucht in ihrem Zimmer eingesperrt hatte. Trotzdem würden sie sich wiederfinden. Denn sie fand bestimmt einen Weg, um hierherzukommen. Zu ihm oder zu seiner Familie. Da war er sich sicher.
    Er hatte ihr am Vorabend zurückgeschrieben, sich auf seinem Strohsack hin und her gewälzt und jedes seiner Worte sorgfältig bedacht. Und er würde

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