Fliedernächte: Roman (German Edition)
Brote sind so lecker. Und das Eis ist alle.«
»Kein Eis am Independence Day? Das sollte verboten werden.«
»Vielleicht könnten wir den Eismann ja verhaften lassen.« Lächelnd und die Finger voller Mayonnaise kletterte das Kind auf Ryders Schoß. »Mom sagt, wir fahren nach dem Feuerwerk bei der Eisdiele vorbei. Willst du mitkommen?«
Ein kaltes Eis an einem heißen Juliabend. »Ja, vielleicht.«
»Mom sagt, Hope muss arbeiten und kann deswegen nicht hier sein.« Murphy leckte sich die Mayonnaise von den Fingern. »Ist Hope deine Freundin?«
War sie seine Freundin? Gott bewahre.
»Nein.«
»Und warum nicht? Sie ist hübsch und schenkt uns immer Plätzchen.«
Was mindestens genauso gut wie kaltes Eis an einem heißen Juliabend war. »Da hast du natürlich recht.«
»Meine Freundin ist auch hübsch. Sie heißt India.«
Gott, der Kleine war einfach zum Schreien. »Was ist denn das für ein Name?«
»Ihrer. Sie hat blaue Augen und mag Captain America.« Er zog Ryders Kopf zu sich herab und flüsterte ihm zu: »Ich hab sie sogar schon mal auf den Mund geküsst. Das war echt schön. Und weil du Hope auch auf den Mund geküsst hast, ist sie deine Freundin.«
»Wenn du nicht sofort die Klappe hältst, werde ich gleich dich küssen. Und zwar mitten auf den Mund.« Erst schaute der Kleine ihn verdattert an, dann begann er sich vor Lachen auszuschütten, und Ryder begriff, dass er ihn absolut nicht ernst nahm.
»Sie fangen doch bestimmt bald an mit dem Feuerwerk, oder?«, wechselte Murphy das Thema.
»Sobald es dunkel ist.«
»Es dauert immer ewig, bis es dunkel ist, außer man will es nicht.«
»Du bist wahrhaft weise, junger Jedi.«
»Dann spiel ich eben noch ein bisschen mit meinem Leuchtschwert, bis es so weit ist.« Zappelnd rutschte er von Ryders Schoß, schnappte sich das Spielzeugschwert, ein Geschenk von Beckett, und schwenkte es fröhlich durch die Luft.
Nicht lange und seine Brüder stürzten mit ihren Schwertern auf ihn zu.
Justine wandte sich an ihren Sohn. »Genauso warst du früher.«
»Wie welcher von den dreien?«
»Wie sie alle. Warum fährst du nicht zum Hotel? Du kannst dir das Feuerwerk genauso gut von dort aus ansehen.«
Ryder streckte sich auf seinem Klappstuhl aus. »Das entspräche nicht der Familientradition.«
»Hiermit bist du offiziell beurlaubt.«
Er berührte leicht ihre Hand. »Ist schon in Ordnung. Sie hat sowieso zu tun.«
Ihre Aufmerksamkeit wurde auf Clare gelenkt, die Liam in die Schranken wies. »Hör sofort auf zu zanken, sonst kassiere ich dein Leuchtschwert für den Rest des Abends.«
Justine blickte zu Clare hin und stellte seufzend fest: »Und ich war früher wie sie. Aber wir können die Zeit nicht festhalten, Ryder.« Mit einer Hand drückte sie die ihres Sohnes und mit der anderen griff sie nach der von Willy B., der mit dem Mops im Schoß neben ihr saß. »Deshalb sollte man zugreifen, wenn etwas gut und richtig ist und man die Gelegenheit bekommt.«
»Hast du etwa ein weiteres Haus gekauft?«
»Du weißt genau, wovon ich rede. Jetzt geht’s los«, murmelte sie, als die erste Rakete in den Himmel geschossen wurde. »Es gibt einfach nichts Großartigeres als den Beginn von etwas Schönem. Ganz egal, was es ist.«
Hope und ihre Gäste standen auf dem oberen Balkon, als der Himmel explodierte. Zu Beginn des Feuerwerks hatte sie Margaritas eingeschenkt, und während sie ihr Glas an ihre Lippen hob, dachte sie an Ryder, der mit der ganzen Familie in den Park gegangen war.
Mit den Blumen hatte er ihr wirklich eine Freude bereitet. Sie mochte Überraschungen, sofern sie sie zu entschlüsseln vermochte. In diesem Fall baten sie um Verzeihung, obwohl das eigentlich nicht nötig gewesen wäre.
Aber was sollte das mit dem Kino? War es ein ganz spontaner Entschluss, oder hatte es mehr zu bedeuten? Immerhin schlug Ryder ihr damit vor, gemeinsam irgendwo hinzugehen, ihre Beziehung also öffentlich zu machen.
Hieß das, dass sie jetzt zusammen waren und nicht bloß miteinander schliefen? Dann würde nämlich ihre Verbindung völlig anders wahrgenommen und dadurch eine andere Struktur erhalten, vielleicht sogar nach anderen Regeln ablaufen.
Wollte sie das überhaupt?
Schließlich war alles bestens. Hope seufzte. Warum etwas verkomplizieren, das im Grunde völlig unproblematisch war? Sie schliefen gerne miteinander und kamen auch außerhalb des Bettes gut miteinander aus. Sie war sich nicht sicher, ob man dieses Übereinkommen mit unnötigen gegenseitigen
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