Fliedernächte: Roman (German Edition)
Gabel.«
Als sie die verschiedenen Zutaten mit schnellen Bewegungen verrührte, wirkte sie ganz anders als die Frau, die sein Hirn noch vor Kurzem völlig vernebelt hatte, dachte er, während er die Steaks auf die Terrasse brachte.
Als er wieder in die Küche kam, war der Salat fertig, und sie suchte ein Salatbesteck. »Ich besitze keins.«
»Macht nichts, eine Gabel und ein Löffel tun’s auch«, sagte sie und trug die Salatschüssel nach draußen. Bis Ryder die Steaks vom Grill nahm, war der Tisch hübsch gedeckt mit Sets und Servietten sowie den Blumen, und sie brachte gerade die fertigen Kartoffeln, Sour Cream, Butter, Pfeffer und Salz heraus. Er musste zugeben, es sah deutlich eleganter aus als bei ihm üblich.
Als sie dann beim Essen saßen, griff sie nach ihrem Glas, lächelte ihn an. »Auf lange Sommernächte, die ich ganz besonders liebe.«
»Ich auch«, erklärte er. »Und jetzt verrat mir mal, mit welchem Talent du dich damals bei deinem Schönheitswettbewerb präsentiert hast. Soviel ich weiß, gehört so was ja dazu, stimmt’s? Ich wette, du hast mit brennenden Fackeln oder so jongliert.«
»Da irrst du dich.« Sie trank einen Schluck von ihrem Wein und griff nach ihrer Gabel.
»Gib dir keine Mühe, Prinzessin. Wenn du es mir nicht erzählst, setz ich einfach Owen darauf an. Er kann im Internet besser recherchieren als ich.«
»Ich hab gesungen.«
»Du kannst singen?«
Schulterzuckend schob sie sich den ersten Bissen in den Mund. »Diesen Teil des Wettbewerbs hab ich leider nicht gewonnen.«
»Dann kannst du also nicht singen?«
»Schon. Gewonnen hat ein Mädchen, das gesteppt und gleichzeitig mit brennenden Fackeln jongliert hat. Hätte ich ebenfalls gesteppt … Wer weiß, aber ich fand es besser, mich auf eine Sache zu konzentrieren.« Lächelnd aß sie ihren Salat.
»Wieso hast du den Wettbewerb gewonnen, wenn du diesen Teil verloren hast?«
»Weil ich überall sonst abgesahnt habe – vor allem mein Interview war genial, wenn du mir diese unbescheidene Bemerkung erlaubst.«
»Ich wette, am genialsten warst du im Badeanzug.«
Wieder setzte sie ihr sinnliches, verführerisches Lächeln auf. »Da hast du wahrscheinlich recht. Wie dem auch sei: Das ist inzwischen ewig her.«
»Bestimmt hast du deine Krone aufgehoben, oder?«
»Meine Mutter, ich nicht. Mir war das Stipendium wichtiger. Darum ging es mir schließlich von Anfang an – ich wollte nicht, dass meine Eltern sich wegen meines Studiums verschulden mussten. Schließlich hatten sie bereits zwei Kinder auf dem College. Da kam das mit dem Gewinn des Wettbewerbs verbundene Stipendium wie ein unerwartetes Geschenk. Diese Schönheitskonkurrenzen sind übrigens ziemlich brutal und ganz und gar kein Zuckerschlecken. Wenn du so willst, hab ich mir das Stipendium sogar hart erarbeitet. Andererseits sind es solche Erfahrungen, die einen im Leben weiterbringen, finde ich.«
»Sing mir etwas vor.«
»Nein, auf keinen Fall«, sagte sie halb amüsiert, halb verlegen. »Außerdem esse ich gerade – das Steak ist übrigens perfekt. He, lass das!« Sie versuchte ihren Teller festzuhalten, doch er hatte ihn schon auf seine Seite gezogen.
»Falls du ihn zurückhaben willst, sing!«
»Das ist total lächerlich.«
»Okay, kein Steak mehr.«
»Also gut.« Sie überlegte kurz und sang die ersten Takte eines Songs, den sie auf der Fahrt hierher im Autoradio gehört hatte.
Ihre Stimme klang überraschend voll und hatte, wie erwartet, ein rauchig-verführerisches Timbre. »Du kannst wirklich singen«, sagte Ryder. »Los, mach weiter.«
»Ich hab Hunger.«
Er stellte ihr den Teller wieder hin. »Und nach dem Essen möchte ich bitte einen Stepptanz sehen. Zumindest eine kleine Kostprobe. Was kannst du sonst noch?«
»Klavierspielen, aber da ich weit und breit kein derartiges Instrument sehe, komm ich um diese Darbietung wohl herum.« Sie schüttelte den Kopf. »Und jetzt bist du dran. Womit könntest du mich überraschen?«
»Ich bin gut mit Bällen.«
»Du meinst, du schießt für Finch die Sabberkugel zum Fenster raus.«
»Das ist einfach. In meinem letzten Jahr auf der Highschool hab ich immerhin das entscheidende Feldtor beim Football erzielt – und damit für meine Mannschaft die Meisterschaft geholt.«
»Hast du am College auch noch Football gespielt?«
»Ich war nur dank meines Sportstipendiums dort – ansonsten war College nicht so mein Ding.«
»Hast du je daran gedacht, Profifootballer zu werden?«
»Nein, den Ehrgeiz
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