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Flieg, Hitler, flieg!: Roman

Flieg, Hitler, flieg!: Roman

Titel: Flieg, Hitler, flieg!: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ned Beauman
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Nachrichten. Ihr Freund Mr.   Morton hat mich gebeten, Ihrer Schwester das hier zu überbringen.« Millicent gab ihm einen zerknitterten Zettel, der offensichtlich von einem Kind geschrieben war und auf dem stand: »liebe miss erskine, ich wünsche ihre vulva zum nachmittagstee zu treffen. hochachtungsvoll mr. morton.«
    »Wirf das sofort weg, Millicent.«
    Millicent zischte und verließ das Zimmer.
    Kasimir Mowinckel bat seinen Vater um das Salz; er wurde ignoriert.
    »Morton, Sie haben heute Abend nichts getan, als unsere moralischen Vorstellungen zu attackieren und unseren Glauben zu verspotten«, sagte Erskines Vater etwas später. »Warum in aller Welt bezeichnen Sie sich als Faschisten, wenn Sie nicht daran interessiert sind, die Rasse zu säubern?«
    »Weil es, wie gesagt, wichtigere Dinge gibt, um die man sich kümmern muss. Die kapitalistische Demokratie hat sich erschöpft. Sie ist festgefahren. Man sagt, wir leben in einem freien Land, aber eine Freiheit, die einem Mann erlaubt, eine Zeitung zu besitzen oder vor Gericht zu gehen, ist ohne Bedeutung, wenn er sich keine Nahrung leisten kann. Das ist die reine Dekadenz. Es muss etwas geschehen. Und wir haben zwei Möglichkeiten der gesellschaftlichen Erneuerung. Die eine ist der Kommunismus, der gottlos ist und ohnehin nie funktionieren würde. Die andere ist der Faschismus.«
    »Was genau schlagen Sie also vor?«, fragte Erskines Vater.
    »Ich möchte die Anwesenden nicht langweilen.«
    »Bitte, Morton.«
    »Nun, um es kurz zu fassen, die gesamte erwachsene Bevölkerung würde in vierundzwanzig Körperschaften eingeteilt werden: Landwirtschaft, Chemikalien, Transport, Banken und Versicherungen und so fort.«
    »Würde es eine Körperschaft für Musik geben?«, fragte Evelyn.
    »Ich fürchte nein, Liebes, weil die Zwölftonmusik nicht zu den führenden Wirtschaftszweigen Großbritanniens gehört, was die meisten von uns hier am Tisch sehr erleichtert. Du würdest vielleicht den ›Freiberuflern‹ oder ›Diversen Fabrikationen‹ zugeordnet werden. Und natürlich würde es auch eine Körperschaft für verheiratete Frauen geben. Nun, über all diesen würde eine nationale Körperschaft stehen, die sich aus den gewählten Repräsentanten der untergeordneten Körperschaften zusammensetzt. Niemand würde mehr auf der Basis von Wahlslogans, Wahlreden oder gutem Aussehen gewählt werden, denn die Menschen würden ihre Stimmen für Kollegen aus dem eigenen Berufsstand abgeben, und allein die Kompetenz der Kandidaten würde die Wahl entscheiden. Die nationale Körperschaft würde die Profite, die Arbeitszeit, die Arbeitsbedingungen und so weiter regeln und den Konsum der Produktion anpassen, indem sie die Löhne festsetzt. Das wäre das Ende von Armut, Arbeitslosigkeit und Ausbeutung.«
    »In meinen Ohren klingt das nach jüdischem Sozialismus«, meinte Aslet.
    »Ach, sind die Juden Sozialisten?«, fragte Evelyn. »Das ist komisch, ich habe nämlich gehört, dass sie alle ausgesprochene Finanzgenies sind. Ich muss das missverstanden haben.«
    »Ein und dasselbe, nur dass sich der Kopf der Schlange in Moskau befindet und der Schwanz in New York«, sagte Berthold Mowinckel. Seine Lippen waren mit Wein verschmiert, was ihn wie einen Vampir aussehen ließ. »Sie sind alle Juden, und alle wollen sie das zivilisierte Europa auf die Knie zwingen. Deshalb ist es ganz egal, wie wir sie nennen.«
    Erskine verstand »das zivilisierte Europa auf die Ski bringen«, was für ihn recht ungefährlich klang.
    »Die Juden lieben das Finanzwesen so, weil es abstrakt, heimatlos und schmierig ist, genau wie sie«, sagte Amadeo. »Sie fühlen sich beim Marktkapitalismus gut aufgehoben, weil ihre gesamte Religion auf einem Vertrag basiert. Und natürlich wegen der Wüste. Die sengende Sonne und das klare Mondlicht fördern den seelenlosen Intellektualismus. Die Sinne und die Gefühle verkümmern, und nur das Gold bleibt übrig. Dazu kommt, dass ein Mensch in der Wüste nie weiß, ob sich seine Schafherde verdoppelt oder vor Hunger und Krankheit eingeht. So ergreift am Ende die Gier nach grenzenlosem Erwerb, Produktion und Spekulation von den Menschen Besitz. So etwas könnte in einer anständig geregelten bäuerlichen Gesellschaft nie passieren.«
    »Ach, die Juden sind seelenlose Intellektuelle?«, sagte Evelyn. »Das ist komisch, weil ich gehört habe, dass sie alle sexuell zügellos und unersättlich sind. Das ist alles viel zu komplex für mich.«
    »Zugegeben, mein Vorschlag ist

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