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Flieg, Hitler, flieg!: Roman

Flieg, Hitler, flieg!: Roman

Titel: Flieg, Hitler, flieg!: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ned Beauman
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an dem er seinen Rausch ausschlafen konnte, ohne dass ihn jemand fand. Türen, Ölgemälde, Schirme, Lampen und Bücher rauschten in atemloser Geschwindigkeit an ihm vorbei; das Mondlicht sickerte in merkwürdigen Winkeln ins Haus, und sein Schatten schien ihn zu verfolgen und zu bellen wie ein Hund.
    Kurz darauf übergab er sich in ein Gebilde, das ein komplizierter Metallkäfig zu sein schien. Er folgte seinem Erbrochenen in den Käfig und rollte sich darin zu einem Ball zusammen, wobei sich Metallspitzen unangenehm in seine Rippen und Schienbeine bohrten. Er nickte ein, aber keine zehn Minuten später wurde er von Licht und Stimmen geweckt. Nachdem er seinen Magen geleert hatte, fühlte er sich schon sehr viel klarer im Kopf. Er versuchte, kein Geräusch zu machen, und fragte sich, wo er war. In einer Foltervorrichtung? Einem experimentellen Klavier? Einem sehr fortschrittlichen Sicherheitssarg? Einem mechanischen Modell von Evelyn Erskines Schoß? Er konnte nicht richtig hinausschauen.
    »Können wir das nicht morgen machen?«, sagte die erste Stimme. »Ich bin sehr müde, und sicher bleibt zwischen den Vorträgen Zeit für ein Gespräch.«
    »Ich fürchte, dass diese Unterredung unbedingt in größter Vertraulichkeit stattfinden muss«, sagte die zweite Stimme. »Deshalb mussten wir warten, bis alle anderen zu Bett gegangen sind. Gießen Sie sich einen Drink ein, und nehmen Sie Platz.«
    »Puh, etwas riecht hier merkwürdig.«
    »Ich rieche nichts.«
    »Ich glaube, es kommt aus Mr.   Erskines Rechenmaschine.«
    »Bitte setzen Sie sich doch, und hören Sie zu, Morton.«
    »Entschuldigung.«
    »Gut. Ich komme direkt zur Sache. Ich darf annehmen, dass Sie mit den Protokollen der Weisen von Zion vertraut sind?«
    »Oberflächlich.«
    »Glauben Sie daran?«
    »Natürlich nicht. Sie sind völlig unglaubwürdig. Das weiß jedes Schulkind. Sie wurden aus einem satirischen Dialog über Napoleon III . aus dem neunzehnten Jahrhundert abgeschrieben. Sie wollen doch nicht behaupten, dass Sie anderer Meinung sind?«
    »Ich meine, dass sie glaubhaft klingen, und ich halte es für sehr einfach borg glorg glorg schnorg, sich ›Beweise‹ aus den Fingern zu saugen, die einen solchen Plagiatsvorwurf stützen. Aber das habe nicht ich zu entscheiden. Der springende Punkt ist, das gemeine Volk hat gelernt, dass es sie nicht ernstzunehmen hat. Sie haben keinen Nutzen mehr für uns.«
    »Für uns?«
    »Für den Faschismus.«
    »Ich weiß nicht, ob sie je von großem Nutzen für den Faschismus waren.«
    »Vielleicht nicht für Ihre Sorte. Aber für diejenigen von uns, die sich nicht mit den Juden ins Bett legen …«
    »Sir, ich –«
    »… waren sie früher von großem Nutzen, um die Leute zur Vernunft zu bringen.«
    Sinner roch Zigarrenrauch.
    »Also, was können wir an ihre Stelle setzen? Das ist die Frage, die Erskine und ich uns vor ein paar Monaten gestellt haben. Wir sind zu dem Schluss gekommen, dass wir mit ein wenig Trickserei – nicht mehr, als der Jude selbst jedes Mal anwendet, wenn er auf den Gemüsemarkt geht – etwas Meisterhaftes erreichen könnten. Kennen Sie den London Jewish Sentry ?«
    »Ich weiß, dass es ihn gibt, ja.«
    »Das dachte ich mir. Die Idee war, ein paar Geheimnisse auszuplaudern, die der Jude selbst nie ausplaudern würde, verstehen Sie, und zwar so, dass es keinen Anlass gibt, am Inhalt zu zweifeln. Propaganda zu einem ehrbaren Zweck. Sehr wirksam. Nun ist das Herausgeben einer Zeitung nicht eben billig, besonders wenn es überwiegend im Geheimen geschehen muss, aber Erskine und ich waren der Meinung, dass Geld keine Rolle spielen sollte, wenn die Zukunft des Empire auf dem Spiel steht. Also haben wir bereitwillig unsere Scheckbücher gezückt.«
    »Wollen Sie damit sagen, dass Sie und Mr.   Erskine die ganze Sache finanziert haben?«
    »Stellen Sie sich nicht dumm, Morton. Sie wissen ganz genau, dass wir keine andere Wahl hatten, als ein oder zwei Dummköpfe aus Mosleys Bande an der Sache zu beteiligen. Erskine und ich fahren nicht sehr oft nach London, und diese Kerle kennen das Terrain. Aber ich wusste die ganze Zeit, dass sie uns ins Verderben führen würden. Diese verdammten Schwarzhemden – ich würde meine Geheimnisse eher einem sechsjährigen Mädchen anvertrauen. Und so ist es gekommen, dass Erskine und ich im Laufe der letzten Monate Briefe der abscheulichsten Art erhalten haben. Alle anonym. Die ersten waren lediglich voller düsterer Andeutungen. Aber jetzt droht man uns

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