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Flieg, Hitler, flieg!: Roman

Flieg, Hitler, flieg!: Roman

Titel: Flieg, Hitler, flieg!: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ned Beauman
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bloßzustellen, wenn wir kein Geld rausrücken.«
    »Erpressung?«
    »Ja, mein Junge, Erpressung. Das ist es, nicht weniger als Erpressung. Ich bin froh, dass Ihnen das klar ist. Und normalerweise wäre Erskine und mir das scheißegal. Wenn die Zeitungen schreiben würden, dass wir den London Jewish Sentry finanziert haben, wären wir für jeden Faschisten der Welt Helden. Hitler würde uns vermutlich einen Orden verleihen. Wenn wir eitel wären, würden wir diesen Erpresser geradezu anflehen, zur Times zu gehen. Aber es ist nun einmal so, dass es die gute Sache zurückwerfen würde. Nicht nur würden wir an Einfluss verlieren – und den brauchen wir mehr denn je, weil das Parlament in absehbarer Zeit versuchen wird, einen Krieg mit Deutschland anzuzetteln; denken Sie an meine Worte –, sondern unsere gesamte Arbeit mit dem London Jewish Sentry wäre beendet, bevor sie Früchte getragen hätte. Das dürfen wir nicht zulassen. Aber andererseits wollen wir einem gemeinen Kriminellen nicht nachgeben. Also zahlen wir keinen Penny. Was sagen Sie dazu?«
    »Sehr richtig. Ich denke, Sie sollten zur Polizei gehen.«
    »Machen Sie sich nicht über mich lustig, Morton. Sie wissen ganz genau, dass wir nicht zur Polizei gehen können. Die würden anfangen, ihre Nasen überall reinzustecken. Eine schändliche Affäre wie diese muss von Mann zu Mann geregelt werden.«
    Eine Pause trat ein.
    »Sie wollen doch nicht andeuten –«, setzte Morton an.
    »Ich habe Ihr Gesicht beobachtet, mein Junge. Sie sind so schuldig, wie man nur sein kann. Sie sind kein echter Faschist, nur ein verdammter Opportunist.«
    »Ich bitte Sie, das kann doch nicht Ihr Ernst sein. Ist Mr.   Erskine klar, dass Sie diese Anschuldigungen erheben?«
    »Da Sie seine Tochter heiraten werden, muss er so tun, als seien Sie ein anständiger Kerl, und inzwischen hat er das so lange getan, dass er selbst daran glaubt. Er würde nicht auf mich hören, wenn ich versuchte, es ihm zu erklären. Aber jetzt kommen Sie mit und gestehen es ihm höchstpersönlich. Dann lösen Sie die Verlobung, was übrigens nur zu Ihrem Vorteil sein kann – ich vermute mal, dass Ihnen gar nicht klar ist, womit Sie in der Hochzeitsnacht konfrontiert worden wären –, und leisten eine Art Entschädigung an Erskine und mich. Danach erwarte ich, dass Sie sich entweder aufhängen oder aber fortgehen und für den Rest ihres Lebens bei den Kanaken leben.«
    »Es tut mir leid, Mr.   Bruiseland, aber das ist völlig absurd. Ich hatte keine Ahnung, dass Sie und Mr.   Erskine irgendetwas mit dieser getürkten Zeitung zu tun haben. Tatsächlich hätte ich so etwas nicht von Ihnen erwartet.«
    »Geben Sie es zu, und wir finden eine Lösung.«
    »Es wäre wohl vernünftiger, wenn wir beide das mit Mr.   Erskine besprechen würden.«
    »Sie sind ertappt, Junge. Machen Sie sich nicht zum Idioten.«
    »Vielleicht sollten wir einfach zu Bett gehen und morgen früh –«
    »Was seid ihr Schwarzhemden bloß für ein Abschaum! Ihr seid genauso schlimm wie die Juden! Ich weiß gar nicht, warum ich Ihnen überhaupt die Chance gegeben habe, sich wie ein horg morg norg norg norg norg Gentleman zu verhalten. Kommen Sie her!«
    »Mr.   Bruiseland, um Himmels willen!«, kreischte Morton, und dann sah Sinner durch einen Spalt in der Maschine einen Augenblick lang direkt in Mortons panische Augen, als dessen Gesicht gegen die Seite des Blechhirns geschmettert wurde. Morton schien ihn zu erkennen, aber dann griff Bruiseland ihn an den Haaren, zog ihn ruckartig aus Sinners Blickfeld, und ein Schlag nach dem anderen ließ das Metall, das Sinner umgab, vibrieren, während kleine Blutstropfen wie das Schmieröl des Bösen über die Rädchen und Hebel gesprüht wurden. Es gab einen letzten Schlag, als Bruiseland Mortons Körper auf den Teppich der Bibliothek fallen ließ, und dann hörte Sinner nur noch den lauten, verschleimten Atem des älteren Mannes. Er konnte Blut und Tabak riechen, und das erinnerte ihn ans Premierland.
    Während der Mord geschah, war Sinner zu verwirrt gewesen, um einzugreifen. Jetzt dachte er daran, Bruiseland entgegenzutreten, aber er war immer noch stark betrunken und konnte nicht ausschließen, dass Bruiseland ihn mit einer Gardinenstange überwältigte. Außerdem würde es weder Sinner noch Morton etwas nützen, wenn Sinner dabei erwischt wurde, wie er einen Hausgast zusammenschlug; und überhaupt hatte Erskine gesagt, Morton sei ein Arschloch, und Evelyn hatte nicht einmal

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