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Fliege machen

Fliege machen

Titel: Fliege machen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucie Flebbe
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Blonde ihr eigenes Handy aus der
Tasche.

    Als sie die Tür zum Außenbereich aufschob, wehte ein eisiger
Luftzug den kalten Stoff meiner Jeans gegen meine Schienbeine. Ich drückte die
Tür hinter der Erzieherin zu und beobachtete, wie sie ihr Dekolleté als
Blickfang zurechtschubste, während sie durch den angefrorenen Sand auf die
beiden Hausmeister zustapfte.

    Â 

2.

    Es war Viertel vor sieben an diesem
Montagabend, als ich durchgefroren die Kneipe in Bochum-Stahlhausen erreichte.
Der Schriftzug Bei Molle leuchtete einladend neben einer Werbung für das
Bier der Bochumer Fiege -Brauerei. Die
Hände tief in den Taschen meiner alten Cordjacke vergraben, stieß ich die Tür
mit der Schulter auf.

    Der Laden war eine echte, altmodische Kneipe, mit beige
gefliestem Boden und einem mit Spirituosen überfüllten Regal hinter dem
glänzend polierten Tresen. Die Polster der hölzernen Stühle und Sitzbänke waren
passend zu den Tischdecken rot kariert. Es gab Fußballfotos und VfL-Flaggen an
den Wänden, ein elektronisches Dartspiel, einen Flipper und einen Computer, an
dem man für zwei Euro Trivial Pursuit spielen konnte.

    Müde ließ ich mich auf einen Stuhl am Tisch direkt neben
der Theke plumpsen: »Hi, Molle.«

    Was für bescheuerte Arbeitszeiten! Bisher war mir verborgen
geblieben, dass Kindergärtnerinnen Schicht arbeiten mussten. Aber tatsächlich
wurden die ersten Kinder morgens um halb sieben abgegeben und die letzten erst
gegen neunzehn Uhr wieder abgeholt. Dass Mütter ihre Berufung neuerdings nicht
mehr in der Rolle der preisgünstigen Haushälterin ihrer Ehemänner fanden,
sondern sich flexibel und motiviert an die Zweiundzwanzig-Uhr-Öffnungszeiten
bei Penny anpassten, war für
Erzieherinnen kein Anlass zur Freude.

    Und für ausgebeutete Praktikantinnen war das ein Fluch.
Den Vormittag von sieben bis zwölf hatte ich bei den Vormittagsschlümpfen
verbringen dürfen. Nach einer arbeitnehmerfeindlichen dreistündigen
Mittagspause ging es von drei bis sechs weiter mit den Nachmittagsgnomen. Teildienst
nannte man diese freizeitverhindernde Elf-Stunden-Schicht. Wohl der Grund, aus
dem im Gegensatz zu mir die meisten der Kindergärtnerinnen halbtags arbeiteten.
Nur Noch-Single Doro war genauso lange anwesend wie ich.

    Der Wirt wischte sich die vom Spülen nassen Hände an der
Schürze ab, die stramm seinen Bauch umspannte. Er kam um die Theke herum und
schob mir einen großen, dampfenden Becher unter die Nase: »Mach ruhig Feierabend,
Lila. Ich schaff das hier heute Abend schon allein.«

    Ich schloss meine steifen Finger um die Teetasse:
»Quatsch. Ich bin gleich wieder fit.«

    Das warme Porzellan erzeugte ein schmerzhaftes Pochen in
meinen rot gefrorenen Händen.

    Im gleichen Moment schlang sich ein kräftiger, männlicher
Unterarm um meinen Hals, nahm mich in den Schwitzkasten. Ich ließ den Becher
stehen, krallte meine Finger in den kratzigen Strickärmel und versuchte
fluchend, mich zu befreien – aussichtslos.

    Â»Kannst du mir vielleicht verraten, wie deine moppelige
Kollegin auf die Idee kommt, sie und ich hätten viele Gemeinsamkeiten?«

    Lachend japste ich nach Luft.

    Â»Keine Ahnung, warum alle Frauen auf deinen Gammellook
fliegen«, log ich frech.

    Danner dachte nicht dran, seinen Griff zu lockern. Er
kippte mich mitsamt meinem Stuhl nach hinten und sah von oben auf mich herab:
»Du hast mir das Huhn mit Torschlusspanik nicht zufällig auf den Hals gehetzt?«

    Â»Nicht ›zufällig‹«, grinste ich. »Ich hab ermittelt.
Dafür bezahlst du mich, falls du dich erinnerst. Und deinen Hintern hast du
immer noch selbst vors Fenster gehalten.«

    Danners graue Augen funkelten.

    Â»Immerhin hab ich herausgefunden, dass in unserer Gruppe
kein fremdes Handy gefunden worden ist«, berichtete ich, noch immer kopfüber
nach hinten hängend.

    Danner runzelte die Stirn: »Moppelchen hat aber was anderes
behauptet.«

    Ich verdrehte die Augen: »Mann, du wirst doch nicht auf
den ältesten Trick der Welt reinfallen! Das Ding, mit dem sie dich angequatscht
hat, war natürlich ihr eigenes Telefon. Die brauchte doch einen Vorwand, um
dich angraben zu können.«

    Â»Und hilfsbereit, wie du bist, hast du ihr den passenden
Vorwand geliefert.« Abrupt ließ der Detektiv meinen Hals los und eine Sekunde
später lag ich samt Stuhl auf dem

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