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Fliegende Fetzen

Fliegende Fetzen

Titel: Fliegende Fetzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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ging…
    »Oh,
das
«, wiederholte er. »Nun, ich habe das eine oder andere gesehen.« Hauptsächlich auf Postkarten, mußte er einräumen.
    »Bestimmt ist es wundervoll, so viel Freiheit zu genießen«, sagte Bana.
    »Äh…«
    Netal brach erneut in Tränen aus. Sofort wurde sie von ihren Freundinnen umringt.
    »Ich verstehe gar nicht, warum die Männer unbedingt fort müssen«, sagte Bana. »Mein Verlobter ist ebenfalls aufgebrochen.«
    Eine alte Frau am Brunnen lachte gackernd.
    »Ich kenne den Grund, Teuerste. Sie brechen auf, weil es besser ist, als den ganzen Tag über Melonen anzubauen. Sie finden daran sogar mehr Gefallen als an Frauen.«
    »Männer haben mehr Spaß am Krieg als an Frauen?«
    »Weil der Krieg immer frisch und jung ist. Und weil sie erreichen können, daß ein guter Kampf den ganzen Tag dauert.«
    »Aber im Krieg stirbt man!«
    »Es ist besser, im Krieg zu sterben als im Bett – so heißt es jedenfalls.« Auf wiederholtes gackerndes Lachen folgte ein zahnloses Grinsen. »Aber Männer haben einige gute Möglichkeiten, im Bett zu sterben, nicht wahr, Beti?«
    Nobby hoffte, daß sich seine glühenden Ohren nicht durch den Schleier brannten. Er hatte plötzlich den Eindruck, daß er seine Zukunft eingeholt hatte. Zumindest den Teil der Zukunft, der ihn zehn Cent gekostet hatte.
    »Tschuldigung«, sagte er. »Stammt jemand von euch aus Mariage?«
    »Mariage?« entgegnete Bana. »Was soll das denn sein?«
    »Ein Land, das sich irgendwo in der Nähe befindet«, sagte Nobby. Hoffnungsvoll fügte er hinzu: »Das stimmt doch, oder?«
    Die Gesichter teilten ihm etwas anderes mit.
    Nobby seufzte. Aus einem Reflex heraus hob er die Hand zum Ohr, um nach einem Zigarettenstummel zu greifen. Doch als die Hand nach unten sank, war sie leer.
    »Ich sag euch was, Mädchen«, murmelte er niedergeschlagen. »Jetzt bedaure ich, daß ich mich nicht für die Zehn-Dollar-Version entschieden habe. Verspürt ihr manchmal den Wunsch, euch irgendwo hinzusetzen und zu heulen?«
    »Du siehst noch trauriger aus als Netal«, meinte Bana. »Wie können wir dich aufheitern?«
    Nobby starrte sie einige Sekunden an und begann dann zu schluchzen.
     
    Alle sahen Colon groß an, die Hände voll Reis auf halbem Weg zum Mund.
    »Hat er das wirklich gesagt, Faifal? Warum sollte ich zu irgendeinem Kamel zurückkehren wollen? Ich bin Klempner!«
    »Er ist der Clown des Jongleurs. Ich schätze, der Oase seines Geistes fehlen einige Palmen.«
    »Ich meine, die verdammten Biester spucken, und außerdem weigern sie sich, einem die Werkzeugtasche die Treppe hochzutragen…«
    »Wir sollten nicht so streng mit ihm sein. Schließlich kann er nichts dafür.« Der Klatschianer räusperte sich. »Guten Morgen, Freund«, sagte er. »Dürfen wir dich dazu einladen, den Kuskus mit uns zu teilen?«
    Feldwebel Colon blickte auf die große Schüssel, bohrte einen Finger in die Masse und leckte ihn ab.
    »He, das ist Weizengrieß! Ihr habt
Weizengrieß!
Es ist ganz gewöhnlicher Weizengr…« Er unterbrach sich und hüstelte. »Ja, gut. Hat jemand Erdbeermarmelade?«
    Die Klatschianer sahen sich an und zuckten mit den Schultern.
    »Wir kennen die Erdbeermarmelade nicht, von der du sprichst«, sagte jemand. »Wir essen unseren Kuskus mit Lammfleisch.« Er reichte Colon einen langen Holzspieß.
    »Oh, wenn ihr keine Erdbeermarmelade kennt, habt ihr wirklich was verpaßt«, sagte Colon, der sich erneut vergaß. »Als Kinder rührten wir sie in den Weizengrieß und… und…« Er sah in die Gesichter seiner Zuhörer. »Das war natürlich drüben in Ur«, fügte er hinzu.
    Die Männer nickten sich zu. Plötzlich war alles klar.
    Colon rülpste laut. Erstaunte Blicke teilten ihm mit, daß er der einzige war, der von diesem allgemeinen klatschianischen Brauch wußte.
    »Nun«, sagte er, »wo steht das Heer denn heute, so ungefähr?«
    »Warum fragst du, o Voller-Gas-steckender-Mann?«
    »Nun, wir wollen uns mit einigen Vorstellungen bei der Truppe ein wenig Geld verdienen«, erklärte Colon. Er war sehr stolz auf diese Idee. »Ihr wißt schon… ein Lächeln, ein Lied, keine exotischen Tänze. Allerdings müssen wir dazu den Ort aufsuchen, wo sich die Soldaten befinden.«
    »Entschuldige Dicker, aber verstehst du, was ich sage?«
    Colon ging das Risiko ein. »Ja, es ist sehr lecker«, erwiderte er.
    »Dachte ich mir. Er ist also ein Spion. Aber woher kommt er?«
    »Ich weiß nicht… Wer wäre so dumm, einen solchen Narren als Spion zu

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