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Fliegende Fetzen

Fliegende Fetzen

Titel: Fliegende Fetzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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Herr Kommandeur. Seit letzter Woche gehört er zum Personal der Wache in der Kröselstraße.«
    »Meine Güte…«, ächzte Mumm.
    Knuddel Winzig bemerkte seinen Blick und salutierte. Er war etwa dreizehn Zentimeter groß.
    Mumm versuchte, sein geistiges Gleichgewicht wiederzufinden. Dick und dünn, klein und groß… Außenseiter und Heimatlose. Leute, die woanders keinen Platz finden, fuhr es ihm durch den Sinn. Wir alle.
    »Ich will nicht viele Worte verlieren«, sagte er. »Ihr kennt mich. Besser gesagt: Die meisten von euch kennen mich«, korrigierte er sich und sah dabei kurz zu Karotte. »Ich halte keine langen Reden. Sicher habt ihr bemerkt, daß die Leshp-Angelegenheit erhebliche Unruhe in der Stadt ausgelöst hat. Man munkelt von Krieg und dergleichen. Nun, der Krieg geht uns nichts an. Für den Krieg sind
Soldaten
zuständig. Unsere Aufgabe besteht darin, den Frieden zu wahren. Ich möchte euch etwas zeigen…«
    Er trat zurück und holte mit einer eleganten Geste etwas aus der Tasche. Das war zumindest seine Absicht. Doch das Objekt leistete unerwarteten Widerstand, woraufhin Mumm mit etwas mehr Nachdruck zog…
    Leinen gab nach und riß. Etwas löste sich aus dem Stoff.
    »Verdammter Mist…«
    Mumm hob einen Gegenstand aus glänzendem schwarzem Holz hoch. Am einen Ende befand sich ein silberner Knauf.
    Die Wächter reckten den Hals.
    »Dies… äh… dies…« Der Kommandeur suchte nach den richtigen Worten. »Vor ein paar Wochen kreuzte ein alter Knabe aus dem Palast auf und gab mir dieses verdammte Ding. Daran klebte ein Etikett mit der Aufschrift
Insignien des Komma
n
deurs der Wache, Ankh-Morpork.
Wißt ihr, im Palast geht nichts verloren; dort wird nie etwas weggeworfen.«
    Er winkte mit dem Objekt. Das Holz war erstaunlich schwer.
    »Der Knauf ist mit einem Wappen geschmückt, seht nur.«
    Dreißig Wächter versuchten, das Wappen zu erkennen.
    »Und ich dachte… Ich dachte, lieber Himmel,
das
soll ich tragen? Und ich dachte darüber nach, und dann dachte ich, nein, es ist richtig, dieses eine Mal haben sie’s
richtig
hingekriegt. Es ist nicht einmal eine Waffe, nur ein
Ding.
Man benutzt es nicht, man hat es einfach nur dabei. Genau darum geht es. Ähnlich verhält es sich mit Uniformen. Wißt ihr, ein Soldat wird durch seine Uniform zum kleinen Teil einer Menge aus vielen anderen Teilen, die alle die gleiche Uniform tragen, aber bei einem Polizisten dient die Uniform…«
    Mumm unterbrach sich. Die verwirrten Mienen der Zuhörer verrieten ihm, daß er auf bestem Wege war, ein komplexes Kartenhaus auf einem Fundament zu weniger Karten zu errichten.
    Er hüstelte.
    »
Wie dem auch sei
«, fuhr er fort und machte mit einem finsteren Blick deutlich, daß die Wache besser vergaß, was er in den vergangenen zwanzig Sekunden gesagt hatte. »Unsere Aufgabe besteht darin zu
verhi
n
dern,
daß die Leute gegeneinander kämpfen. Auf den Straßen passiert ziemlich viel. Wahrscheinlich habt ihr gehört, daß wieder Regimenter gebildet werden. Nun, von mir aus sollen die Würdenträger der Stadt nach Herzenslust rekrutieren, aber eins steht fest: Ich lasse keinen Mob zu. Es herrscht eine ziemlich scheußliche Stimmung. Ich weiß nicht, was geschehen wird, aber wir müssen bereit sein, wenn es soweit ist.« Mumm sah sich im Raum um. »Und noch etwas. Morgen trifft ein klatschianischer Gesandter ein. Ich bezweifle, daß die Assassinengilde in dieser Hinsicht irgend etwas plant, aber
heute nacht
überprüfen wir den Weg, den die Prozession der Zauberer morgen nehmen wird. Ein hübscher kleiner Auftrag für die Nachtschicht. Und in diesem besonderen Fall sind wir
alle
für die Nachtschicht eingeteilt.«
    Die Wache stöhnte.
    »Wie mein alter Feldwebel zu sagen pflegte: Wenn ihr keinen Spaß vertragen könnt, hättet ihr nicht Wächter werden sollen«, fügte Mumm hinzu. »Ich dachte da an eine freundliche Tür-zu-Tür-Inspektion. Klinkenputzen. Ein wenig frische Luft an die Uniform lassen und so weiter. Irgendwelche Fragen? Gut. Vielen Dank.«
    Füße scharrten, und die Wächter entspannten sich, als sie begriffen, daß sie wegtreten durften.
    Karotte begann zu klatschen.
    Es war nicht jene Art von Klatschen, mit der Mittlinge Unterlinge veranlaßten, Oberlingen zu applaudieren. 1 Hinter diesem Klatschen steckte echte Begeisterung, und das machte alles nur noch schlimmer. Einige der noch leicht zu beeindruckenden neuen Wächter klatschten ebenfalls, wie Kieselsteine, die den Erdrutsch ankündigen. Wenige Sekunden

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