Fliegende Fetzen
bekam jeder von ihnen einen Helm…«
»He, da steht Reg Schuh! Er ist ein Zombie! Ihm fallen dauernd irgendwelche Körperteile ab!«
»Er genießt hohes Ansehen in der Gemeinschaft der Untoten, Herr Kommandeur«, sagte Karotte.
»Wieso gehört
er
zu uns?«
»Er beklagte sich in der letzten Woche, daß die Wache einige Schwarze Männer belästigte. Er legte seinen Standpunkt mit… äh… großer Vehemenz dar. Ich überzeugte ihn davon, daß die Wache mehr Sachkenntnis benötigt, daraufhin ließ er sich rekrutieren.«
»Jetzt gibt es keine Beschwerden mehr, nehme ich an.«
»Oh, sogar doppelt so viele wie vorher, Herr Kommandeur. Alle kommen von den Untoten und richten sich gegen den Obergefreiten Schuh. Ich frage mich, was der Grund dafür sein mag.«
Mumm musterte Karotte neugierig.
»Er fühlt sich deshalb sehr verletzt, Herr Kommandeur. Er meint, die Untoten verstünden einfach nicht die Probleme des Polizeidienstes in einer multivitalen Gesellschaft, Herr Kommandeur.«
Bei den Göttern, dachte Mumm. Das hätte
ich
tun können. Ich
ergreife
solche Maßnahmen, weil ich keinen Wert darauf lege, nett zu sein. Aber Karotte ist die Nettigkeit in Person. Wenn es eine Goldmedaille dafür gäbe, nett zu sein, hätte man sie ihm schon verliehen. Er kann doch nicht…
Mumm begriff, daß er nie Gewißheit erlangen würde. Nur eins war ihm klar: Irgendwo hinter Karottes unschuldigem Blick war eine Stahltür verborgen.
»
Du
hast ihn in die Wache aufgenommen, stimmt’s?«
»Nein, Herr Kommandeur. Dieses Verdienst gebührt dir. Du hast nicht nur die Aufnahmepapiere unterschrieben, sondern auch den Ausrüstungsschein und die aktuelle Einsatzorder.«
An Mumms innerem Auge zogen zahllose Dokumente vorbei, unter die er in aller Eile seinen Namen gekritzelt hatte. Es ließ sich nicht leugnen: Durch seine Unterschrift waren Reg Schuh und die anderen zu Wächtern geworden. Es stimmte auch, daß sie neue Leute brauchten, aber trotzdem regte sich Unbehagen in ihm, und er dachte: Früher bin
ich
es gewesen, der…
»Außerdem darf jeder rekrutieren, der mindestens den Rang eines Feldwebels bekleidet«, fügte Karotte hinzu, als könnte er die Gedanken des Kommandeurs lesen. »So steht es in der Dienstvorschrift. Auf Seite zweiundzwanzig, direkt unter dem Teefleck.«
»Und… wie viele neue Wächter hast du rekrutiert?«
»Nur ein paar. Wir sind noch immer unterbesetzt.«
»Offenbar brauchen wir so dringend Leute, daß wir sogar auf Tote zurückgreifen.«
»Auf
Un
tote, Herr Kommandeur. Möchtest du jetzt zu den Wächtern sprechen?«
Erneut glitt Mumms Blick über die versammelte… Menge. Es genügte einfach nicht, von »vielen« zu sprechen, fand er. Die Beschreibung »Menge« traf den Kern der Sache ziemlich genau, denn dieses Wort ließ auch ausreichend Platz für Unterschiede.
Mumm sah große und kleine Wächter, dicke und dünne. Er sah Trolle mit Flechten auf den steinernen Schultern, bärtige Zwerge, den tönernen Golem namens Dorfl, mehrere Untote… Noch immer wußte er nicht genau, ob er auch Korporal Angua zu ihnen zählen sollte. Sie war eine intelligente junge Frau und konnte zu einem Wolf werden, wenn die Umstände es erforderten. Leute, die woanders keinen Platz fanden, hatte Colon einmal gesagt. In der Tat: Nur aus solchen Außenseitern und Heimatlosen konnten Polizisten werden.
Im Grunde trugen sie alle Uniform, allerdings von sehr individueller Art. Jeder von ihnen war zum Arsenal geschickt worden, um sich dort mit passenden Dingen ausrüsten zu lassen. Das Ergebnis war eine wandelnde historische Ausstellung: »Komisch gekleidete Soldaten aus allen Epochen«.
»Äh… meine Damen und Herren…«, begann Mumm.
»Bitte seid still und hört Kommandeur Mumm zu!« donnerte Karotte.
Mumm begegnete dem Blick von Angua, die an der Wand lehnte. Sie rollte hilflos mit den Augen.
»Ja,
ja,
danke, Hauptmann Karotte«, sagte er und wandte sich wieder an die versammelte Wache von Ankh-Morpork. Er öffnete den Mund. Und erstarrte. Dann schloß er den Mund wieder, bis auf einen kleinen Teil im Winkel. Aus diesem Winkel fragte er: »Was hat der Haufen auf dem Kopf des Obergefreiten Feuerstein zu bedeuten?«
»Das ist Obergefreiter Knuddel Winzig, Herr Kommandeur. Er mag eine gute Aussicht.«
»Er ist ein
Gnom
!«
»Stimmt haargenau, Herr Kommandeur.«
»Noch einer von deinen Leuten?«
»Von
unseren,
Herr Kommandeur«, erwiderte Karotte jetzt wieder in dem ein wenig vorwurfsvoll klingenden Tonfall. »Ja,
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