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Fliegende Fetzen

Fliegende Fetzen

Titel: Fliegende Fetzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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in dem Raum zu halten… Das ist skandalös! Wir sind ganz friedlich eingebrochen, und das Biest hat uns völlig grundlos angegriffen!«
    »Ihr habt auf den Obergefreiten Schuh geschossen«, erwiderte Karotte.
    »Aber wir wollten ihn nicht treffen! Nein, das wollten wir nicht!«
    Obergefreiter Schuh deutete auf den Pfeil in seinem Brustharnisch.
    »Seht euch das an!« jammerte er. »Das ist Arbeit für den Schweißer, und wir müssen die Reparaturen unserer Ausrüstung selbst bezahlen, und es bleibt immer etwas zurück, ganz gleich, welche Mühe man sich gibt – man sieht, daß der Harnisch repariert worden ist.«
    Die entsetzten Blicke der vier Männer galten den Nähten an Schuhs Hals und Händen. Ihnen dämmerte die Erkenntnis, daß man bei Menschen zwar viele verschiedene Hautfarben beobachten konnte, es allerdings kaum Lebende gab, deren Haut grünlich-grau schimmerte.
    »Du bist ein
Zombie

    »Hast du vielleicht was gegen Tote?« fragte Obergefreiter Schuh scharf.
    »Und ihr habt Korporal Angua als Geisel genommen. Eine
Dame
«, fuhr Karotte fort. Er sprach noch immer in ruhigem, freundlichem Tonfall, aber etwas in seiner Stimme wies darauf hin, daß irgendwo eine Zündschnur brannte und man besser nicht auf den Knall wartete.
    »Ja… in gewisser Weise… aber offenbar ist sie entkommen, als das
Biest
erschien…«
    »Habt ihr sie im Lager gelassen?« fragte Karotte. Er schien die Gelassenheit selbst zu sein.
    Die vier Männer sanken auf die Knie. Der Anführer hob beschwörend den Kopf.
    »Bitte! Wir sind nur Räuber und Diebe! Wir führen nichts Böses im Schilde!«
    Karotte nickte Schuh zu. »Bring sie zur Wache, Obergefreiter.«
    »Sofort!« erwiderte Schuh. In seinen Augen blitzte es, als er die Armbrust schußbereit machte. »Die Reparatur des Brustharnischs kostet mich zehn Dollar. Ich bin auch so schon ziemlich sauer, und deshalb rate ich euch, keinen Fluchtversuch zu unternehmen.«
    »O nein, wir fliehen nicht, auf keinen Fall! Wir kämen nicht einmal auf den Gedanken.«
    Karotte betrat das Gebäude. In offenen Türen zeigten sich besorgte Gesichter, und der Hauptmann lächelte beruhigend, als er sich dem Lagerraum näherte.
    Korporal Angua rückte gerade ihre Uniform zurecht.
    »Bevor du danach fragst: Ich habe niemanden gebissen«, sagte sie, als Karotte im Eingang erschien. »Nicht einmal Fleischwunden. Ich habe nur ihre Hosen zerrissen. Und das war kein Zuckerschlecken, kann ich dir versichern.«
    Ein weiteres besorgtes Gesicht erschien.
    »Ah, Herr Vortin«, sagte Karotte. »Du wirst feststellen, daß nichts fehlt. Die Einbrecher haben alles liegen gelassen.«
    Der Diamantenhändler wirkte verblüfft.
    »Ich habe gehört, daß sie eine Geisel genommen haben…«
    »Sie haben ihren Fehler eingesehen«, erwiderte Karotte.
    »Und… man hörte ein Knurren… Es klang nach einem Wolf…«
    »Ah ja«, sagte Karotte. »Nun, du weißt ja, wenn sich Einbrecher ergeben…« Das war keine Erklärung, aber Karottes Tonfall deutete darauf hin, daß es
doch
eine war. Als Karotte und Angua gegangen waren, gab sich Vortin ganze fünf Minuten lang damit zufrieden.
    »Nun, dieser Tag beginnt recht angenehm«, sagte Karotte.
    »Herzlichen Dank, nein, ich bin nicht verletzt«, entgegnete Angua.
    »Dadurch lohnt sich die Mühe.«
    »Nur mein Haar ist durcheinander, und eine weitere Bluse ist ruiniert.«
    »Gute Arbeit.«
    »Manchmal habe ich das Gefühl, daß du mir überhaupt nicht zuhörst«, sagte Angua.
    »Freut mich, das zu hören«, erwiderte Karotte.
     
    Die ganze Wache war angetreten. Mumms Blick glitt über das Meer aus Gesichtern.
    Meine Güte, dachte er. Wie viele sind es inzwischen? Vor einigen Jahren konnte man die Angehörigen der Wache an den Fingern der Hand eines blinden Metzgers abzählen, und jetzt…
    Es kamen noch mehr herein.
    Mumm beugte sich zu Karotte. »Wer sind all diese Leute?«
    »Wächter, Herr Kommandeur. Du hast sie dazu ernannt.«
    »Was? Einige von ihnen sehe ich heute zum ersten Mal!«
    »Du hast die Papiere unterschrieben, Herr Kommandeur. Und jeden Monat unterzeichnest du die Soldscheine – nach einer Weile.«
    Bei den letzten Worten lag ein Hauch von Kritik in Karottes Stimme. Mumms Einstellung der Schreibarbeit gegenüber ließ sich folgendermaßen beschreiben: Kümmere dich erst darum, wenn jemand schreit – dann kannst du wenigstens Hilfe erwarten.
    »Aber wie sind diese Leute zu Wächtern geworden?«
    »Auf die übliche Weise, Herr Kommandeur. Nach der Vereidigung

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