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Fliegende Fetzen

Fliegende Fetzen

Titel: Fliegende Fetzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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wirkte betroffen. »Nun…«, begann er.
    Mumm stand mühsam auf und klopfte dem Feldwebel auf den Rücken.
    »Na schön, machen wir eine Tradition daraus«, sagte er. »Die nächste heldenhafte Rettung übernimmst du, Fred. Und jetzt…« Er versuchte, die Schultern zu straffen. »Ich gehe zur Wache und schreibe meinen Bericht.«
    »Du bist ganz mit Ruß bedeckt und kannst dich kaum auf den Beinen halten«, sagte Karotte. »Du solltest besser nach Hause gehen.«
    »O nein«, widersprach Mumm. »Zuerst muß ich den Papierkram erledigen. Weiß jemand, wie spät es ist?«
    »Bimmel-bimmel-bamm!« ertönte eine fröhliche Stimme aus seiner Tasche.
    »Verdammt!« fluchte Mumm, aber es war bereits zu spät.
    »Es ist… etwa so um neun«, erklärte eine quiekende, freundliche Stimme, deren Tonfall darum bat, erdrosselt zu werden.
    »Etwa so um neun?«
    »Ja. Haargenau etwa so um neun.«
    Mumm rollte mit den Augen. »
Haargenau
etwa so um neun?« fragte er. Er zog ein kleines Objekt aus der Tasche und hob den Deckel. Der Dämon darin bedachte ihn mit einem zornigen Blick.
    »Gestern«, verkündete er, »hast du folgendes gesagt, und ich zitiere: ›Wenn du nicht mit dem Acht-Uhr-sechsundfünfzig-und-sechs-Sekunden-Präzisions-Unsinn aufhörst, wirst du bald die Unterseite eines Hammers betrachten.‹ Woraufhin ich erwiderte: ›Dadurch wird die Garantie hinfällig. Hier Namen einfügen.‹ Woraufhin du gesagt hast: ›Nimm die Garantie und steck sie dir…‹«
    »Ich dachte, du hättest das Ding verloren«, meinte Karotte.
    »Ha!« erwiderte der Disorganizer. »Mich verloren? Das dachtest du wirklich? Ich nenne es nicht
verlieren,
wenn man etwas in die Tasche steckt, kurz bevor die Hose gewaschen wird.«
    »Reiner Zufall, weiter nichts«, brummte Mumm.
    »Ach? Vermutlich war es auch Zufall, als du mich in den Futternapf des Drachen fallengelassen hast, wie?« Der Dämon grummelte leise vor sich hin und fügte dann hinzu: »Wie dem auch sei… Möchtest du deine Termine für heute erfahren?«
    Mumm blickte zu den qualmenden Resten der Botschaft.
    »Ich bin ganz Ohr«, sagte er.
    »Du hast keine«, erwiderte der Dämon verdrießlich. »Zumindest hast du mir keine genannt.«
    »Na bitte«, erwiderte Mumm. »Genau
das
geht mir so auf die Nerven! Warum sollte
ich
dir irgendwelche Termine nennen?
Deine
Aufgabe ist es doch,
mir
Bescheid zu geben. Warum hast du mir nicht gesagt: ›Etwa gegen acht – einen Aufruhr bei
Banale Mahlzeiten
beenden und Detritus daran hindern, Leute zu erschießen.‹?«
    »Du hast mich nicht darauf hingewiesen, daß ich dich darauf hinweisen sollte!«
    »Weil ich zunächst gar nichts davon
wußte
! So ist das im Leben. Wie soll ich dich auffordern, mich vor Dingen zu warnen, von denen niemand weiß, daß sie geschehen werden? Du hättest nur dann einen echten Nutzen, wenn du das erledigen würdest.«
    »Er kritzelt ins Handbuch«, sagte der Dämon vorwurfsvoll. »Wißt ihr was?
Er kritzelt ins Handbuch.
«
    »Nun, ja, ich mache mir Notizen…«
    »Er versucht sogar, sein Tagebuch im Handbuch zu führen«, fuhr der Dämon fort. »Auf diese Weise will er vor seiner Frau verbergen, daß er sich überhaupt nicht die Mühe macht, den Umgang mit mir zu lernen.«
    »Und was ist mit dem
Mumm
-Handbuch?« entgegnete Mumm scharf. »Ich muß feststellen, daß du dir nie die Mühe gemacht hast, den Umgang mit
mir
zu lernen.«
    Der Dämon zögerte. »Es gibt Handbücher für Menschen?« fragte er.
    »Es wäre eine verdammt gute Idee!« stieß Mumm hervor.
    »Das stimmt«, murmelte Angua.
    »Darin könnte zum Beispiel stehen: ›Kapitel 1 – Bimmel-bimmel-bamm und andere dumme Dinge, mit denen man Menschen um sechs Uhr morgens nervt‹«, sagte Mumm. In seinen Augen blitzte es. »Und ›Probleme – Mein Besitzer will mich in den Abort werfen; was mache ich falsch?‹ Und…«
    Karotte klopfte ihm auf den Rücken. »Du solltest jetzt Feierabend machen, Herr Kommandeur«, sagte er sanft. »Es liegen einige sehr arbeitsreiche Tage hinter dir.«
    Mumm rieb sich die Stirn. »Ich könnte wirklich Ruhe gebrauchen. Kommt, hier gibt es ohnehin nichts mehr zu sehen. Kehren wir heim.«
    »Ich dachte, du wolltest nicht…«, begann Karotte.
    Mumm kam ihm zuvor. »Ich meine natürlich die Wache«, sagte er. »Nach
Hause
gehe ich später.«
     
    Der Schein einer Lampe glitt durch die Käsedick-Bibliothek und strich über Regale mit dicken, in Leder gebundenen Büchern.
    Sybil wußte, daß viele davon nie gelesen worden waren.

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