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Fliegende Fetzen

Fliegende Fetzen

Titel: Fliegende Fetzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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Diverse Vorfahren hatten sie bei den Graveuren bestellt und sie dann in die Regale gestellt, weil man einfach eine Bibliothek haben mußte, istdochganzklar. Sie gehörte ebenso
dazu
wie ein Gestüt, die Dienerschaft und irgendein landschaftsgestalterischer Fehler des Absolut Bekloppten Johnson. Was den letzten Punkt betraf: Sybils Großvater hatte Johnson erschossen, bevor er echten Schaden anrichten konnte.
    Sie hielt die Lampe ein wenig höher.
    Käsedicks blickten aus zahlreichen Gemälderahmen auf sie herab, durch den bräunlichen Firnis der Jahrhunderte. Auch die Porträts waren aus zügelloser Angewohnheit gesammelt worden.
    Die meisten von ihnen stellten Männer dar, immer in Rüstungen gekleidet und auf Pferden sitzend. Jeder von ihnen hatte gegen die Todfeinde von Ankh-Morpork gekämpft.
    In der jüngeren Vergangenheit war das manchmal recht schwierig gewesen. Zum Beispiel Sybils Großvater. Er hatte eine Expedition bis zum Wiewunderland führen müssen, um Todfeinde zu finden. Allerdings gab es einen angemessen großen Vorrat davon, als er das ferne Land wieder verließ, begleitet von hingebungsvollen Flüchen. Früher war alles viel leichter gewesen. Käsedick-Regimenter hatten überall in der Sto-Ebene gegen die Feinde der Stadt gekämpft und heldenhafte Verluste verursacht, ziemlich oft bei den gegnerischen Streitkräften. 8
    Einige wenige Bilder zeigten Frauen, doch keine von ihnen durfte etwas Schwereres tragen als einen Handschuh oder einen kleinen Sumpfdrachen. Ihre Aufgabe hatte vor allem darin bestanden, Verbände vorzubereiten und auf die Rückkehr der Ehemänner zu warten, mit Geduld, viel innerer Kraft und in der Hoffnung, daß der jeweilige Gatte mit möglichst vielen Körperteilen heimkehrte.
    Niemand schien
nachzudenken.
Es gab einen Krieg, und schon brachen die Männer auf. Wenn es keinen Krieg gab, suchten sie nach einem. Sie gebrauchten nicht einmal Ausdrücke wie »Pflicht«. Die Sache schien regelrecht eingebaut zu sein, auf der Ebene der Knochen.
    Sybil seufzte. Heutzutage war alles so
schwer.
Lady Sybil stammte aus einer Gesellschaftsschicht, die bisher keine Gelegenheit gefunden hatte, sich an Schwierigkeiten zu gewöhnen. Damit waren vor allem jene Probleme gemeint, die sich nicht lösen ließen, indem man einen Bediensteten anschrie. Vor fünfhundert Jahren hatte einer ihrer Vorfahren einem Klatschianer den Kopf abgeschlagen und den Schädel an einem Pfahl mit nach Hause gebracht. Damals nahm niemand Anstoß daran, denn alle wußten, daß der Klatschianer ebenso gehandelt hätte, wenn er dazu imstande gewesen wäre. Alles schien ganz klar zu sein. Man kämpfte gegen den Feind, und der Feind kämpfte ebenfalls. Alle kannten die Regeln. Und wenn man auf dem Schlachtfeld im wahrsten Sinne des Wortes den Kopf verlor, beklagte man sich später nicht darüber.
    Heutzutage war es natürlich
besser.
Aber dadurch ergaben sich… Schwierigkeiten.
    Damals blieben einige Ehemänner monate- oder gar
jahrelang
fort. Für sie hatten Ehefrauen und Familien eine ähnliche Bedeutung wie die Bibliothek, das Gestüt und Johnsons Explodierende Pagode. Man regelte alles, und anschließend verschwendete man kaum mehr einen Gedanken daran. Sam war wenigstens jeden Tag zu Hause.
    Nun, an den meisten Tagen. Zumindest jede Nacht.
    Nun… wenigstens verbrachte er einen Teil jeder Nacht daheim.
    Wenigstens leistete er ihr bei den Mahlzeiten Gesellschaft.
    Bei den meisten, zumindest.
    In den meisten Fällen
begannen
sie die Mahlzeiten zusammen.
    Wenigstens wußte Sybil, daß er nie sehr weit weg war. Er hielt sich nur an Orten auf, wo er alles selbst zu erledigen versuchte, immer wieder schnell rannte und mit Leuten fertig werden mußte, die ihn umbringen wollten.
    Eigentlich konnte sie von Glück sagen.
     
    Mumm starrte Karotte an, der vor seinem Schreibtisch stand.
    »Worauf läuft das alles hinaus?« fragte er. »Der Mann, von dem wir wissen, daß er den Prinzen
nicht
getroffen hat, ist tot. Und der Mann, dessen Pfeil das Ziel erreichte, hat ebenfalls das Zeitliche gesegnet. Jemand wollte auf sehr ungeschickte Weise den Eindruck erwecken, die Klatschianer hätten Ostie bezahlt. Mir ist klar, warum das jemand tun würde. Dahinter steckt etwas, das Fred
Politik
nennt. Jemand beauftragt Schneetreiben, sich um die Sache zu kümmern, und er hilft dem armen dummen Ostie, der nur dazu bestimmt ist, den Sündenbock zu spielen, und dann
beweist
die Wache, daß Ostie in den Diensten der Klatschianer stand, und das ist

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