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Fliegende Fetzen

Fliegende Fetzen

Titel: Fliegende Fetzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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Angua hingegen hielt diese Personen für kleingeistige Mistkerle, die fähig waren, einem die Uhrzeit zu verkaufen.
    Karotte ging geräuschvoll durch die Gasse neben dem Süßwarenladen. Eine einfach gestaltete Holztreppe führte zum ersten Stock hinauf, und er deutete auf den Müllhaufen darunter.
    Er schien zum größten Teil aus Flaschen zu bestehen.
    »Trinkt er viel?« hauchte Angua. Karotte schüttelte den Kopf.
    Sie bückte sich, um einen Blick auf die Etiketten zu werfen, doch ihre Nase gab ihr bereits Auskunft.
Schnappers homöopathisches Shampoo. Mihr und Stechmaus’ Kräuterpackung – mit Kräutern! Superspezielles Kopfhauttonikum – mit zusätzlichen Kräutern!
    Dutzende von Shampoo-Sorten. Kräuter, dachte Angua. Gib einige Pflanzen in einen Topf und gieß Wasser hinzu – schon hast du eine Kräuterbrühe.
    Karotte wollte die Treppe hinaufgehen, als Angua ihm die Hand auf die Schulter legte. Sie nahm noch einen weiteren Geruch wahr – wie ein Speer durchstieß er die übrigen Gerüche auf der Straße. Und die Nase eines Werwolfs reagierte besonders empfindlich darauf.
    Karotte nickte und ging mit leisen Schritten zur Tür. Dort deutete er nach unten. Ein Fleck zierte die Schwelle.
    Der Hauptmann zog sein Schwert und stieß die Tür auf.
    Dunnelgurt Schuppert hatte sein besonderes Leiden nicht auf die leichte Schulter genommen. Flaschen aller Größen und Formen standen auf jeder einigermaßen horizontalen Fläche, wiesen sowohl auf die Kunst der Alchimisten hin als auch auf den menschlichen Optimismus.
    Eine Schüssel auf dem Tisch enthielt noch immer das Seifenwasser des letzten Experiments, und die Leiche am Boden trug ein Handtuch um den Hals. Karotte sah auf den Toten hinab. Schneetreiben war gestorben, als er sich die Haare waschen wollte – das Schicksal konnte wirklich grausam sein.
    »Ich glaube, wir können den Tod feststellen«, sagte Karotte.
    »Bäh«, brachte Angua hervor. Sie griff nach der offenen Shampooflasche und schnupperte daran. Der eklige Geruch marinierter Kräuter stieg ihr in die Nase, doch alles war besser als der süßliche, verlockende Duft des Blutes.
    »Ich frage mich, was mit seinem Kopf geschehen ist?« fragte Karotte in entschlossen sachlichem Tonfall. »Oh, er ist nach dort drüben gerollt… Was riecht hier so gräßlich?«
    »Dies!« Angua hob das Shampoo. »Vier Dollar die Flasche. Igitt!«
    Angua roch noch einmal an dem Kräuterschleim, um den Geruch des Blutes zu verdrängen.
    »Es scheint nichts gestohlen zu sein«, sagte Karotte. »Es sei denn, der Täter ging
sehr
vorsichtig zu Werke… Was ist los mit dir?«
    »Frag bloß nicht!«
    Angua öffnete ein Fenster und füllte ihre Lungen mit vergleichsweise sauberer Luft, während Karotte die Taschen der Leiche durchsuchte.
    »Äh… kannst du feststellen, ob hier irgendwelche Gewürznelken herumliegen?« fragte er.
    »Karotte! Bitte! Wir sind in einem Zimmer mit Blut auf dem Boden! Weißt du nicht, was das
für mich
bedeutet? Entschuldigung…«
    Sie eilte hinaus und die Treppenstufen hinunter. In der Gasse herrschte ganz normaler Gassengeruch, vermischt mit den besonderen Aromen von Ankh-Morpork. Aber wenigstens weckte der Gestank in Angua nicht das Verlangen, sich in einen Werwolf zu verwandeln. Sie lehnte sich an die Mauer und versuchte, sich wieder ganz unter Kontrolle zu bringen. Shampoo… Mit nur einem Biß hätte sie dafür sorgen können, daß Schneetreiben viel Geld sparte. Dann wäre ihm klar geworden, was ein
echtes
Haarproblem war…
    Karotte verließ das Zimmer einige Minuten später und schloß die Tür hinter sich ab.
    »Fühlst du dich besser?«
    »Ein wenig…«
    »Da war noch etwas anderes«, sagte Karotte nachdenklich. »Ich glaube, Schneetreiben hat etwas geschrieben, bevor er starb. Die Sache ist sehr seltsam.« Er zeigte Angua etwas, das nach einem billigen Notizblock aussah. »Dies hier muß genau untersucht werden.« Er schüttelte den Kopf. »Armer alter Schneetreiben.«
    »Er war ein Mörder!«
    »Ja, aber es ist scheußlich, so zu sterben.«
    »Enthauptung? Durch ein ziemlich scharfes Schwert, so wie’s aussah. Ich kann mir Schlimmeres vorstellen.«
    »Mag sein. Aber ich muß dauernd daran denken, daß er vielleicht ein ganz anderes Leben geführt hätte, wenn er bessere Haare gehabt oder schon frühzeitig das richtige Shampoo gefunden hätte…«
    »Wenigstens braucht er sich jetzt über Schuppen keine Sorgen mehr zu machen.«
    »Das war ein wenig taktlos.«
    »Entschuldige, aber

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