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Fliegende Fetzen

Fliegende Fetzen

Titel: Fliegende Fetzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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keine Uniform, junger Mann?«
    Nobby drehte sich um. Die Worte stammten von einer älteren Frau, deren Gesicht an einen Truthahn erinnerte. Ihr strenger Blick schien bereit zu sein, die Todesstrafe zu verhängen.
    »Meinst du mich? Ich habe bereits eine.« Nobby deutete auf seinen verbeulten Helm.
    »Eine
richtige
Uniform«, sagte die Frau scharf und reichte ihm eine weiße Feder. »Was willst
du
unternehmen, wenn die Klatschianer kommen und uns in unseren Betten schänden?«
    Sie bedachte den Rest der Wache mit einem finsteren Blick und eilte weiter. Angua bemerkte einige weitere Frauen ihrer Art unter den Zuschauern. Hier und dort blitzte es weiß.
    »In einem solchen Fall wäre ich bereit, die Klatschianer für sehr mutig zu halten«, sagte Karotte. »Übrigens, Nobby: Die weiße Feder soll dich beschämen und dazu bringen, ebenfalls Soldat zu werden.«
    »Oh, wenn nicht mehr dahintersteckt…«, erwiderte Nobby, der sich von Natur aus nicht schämen konnte. »Was soll ich damit anfangen?«
    »Da fällt mir ein…«, hub Feldwebel Colon aufgeregt an. »Habe ich euch schon erzählt, welche Worte Lord Rust von mir zu hören bekam?«
    »Schon siebzehnmal«, erwiderte Angua und beobachtete die Frau mit den Federn. Wie im Selbstgespräch fügte sie hinzu: »›Kehr mit deinem Schild oder darauf zurück.‹«
    »Ob die Frau wohl bereit ist, mir noch mehr Federn zu geben?« fragte Nobby.
    »Wie war das?« fragte Karotte.
    »Diese Federn«, erklärte Nobby. »Offenbar sind’s echte Gänsefedern. Die könnten recht nützlich sein, wenn ich noch mehr davon bekäme…«
    »Nein, ich meine, was hat Angua gerade gesagt?« fragte Karotte erneut.
    »Was? Oh… damit verabschiedeten Frauen ihre Männer, wenn sie in den Krieg zogen. Kehr mit deinem Schild oder darauf zurück.«
    »
Auf
dem Schild?« wiederholte Nobby. »Du meinst… ihn als Schlitten oder so benutzen?«
    »Nein, ich meine ›tot‹«, sagte Angua. »Es bedeutet: Kehre als Sieger oder gar nicht zurück.«
    »Nun, ich bin
immer
mit meinem Schild heimgekehrt«, sagte Nobby. »Kein Problem.«
    Colon seufzte. »Du bist nicht nur mit deinem Schild heimgekehrt, sondern auch mit den Schilden aller anderen, einem Beutel voller Zähne und fünfzehn Paar noch warmer Stiefel. In einem Karren.«
    »Nun, es hat doch nur dann Sinn, in den Krieg zu ziehen, wenn man weiß, daß man auf der Gewinnerseite steht«, entgegnete Nobby und steckte sich die weiße Feder an den Helm.
    »Du bist
immer
auf der Gewinnerseite, Nobby. Weil du dich am Rand des Schlachtfelds herumtreibst und beobachtest, wer den Sieg erringt. Und dann befreist du irgendeinen armen Gefallenen von der richtigen Uniform und ziehst sie an. Angeblich lassen die Generäle beobachten, welche Uniform du trägst – um auf diese Weise zu erfahren, welchen Verlauf die Schlacht nimmt.«
    »Viele Soldaten haben in vielen verschiedenen Regimentern gedient«, sagte Nobby.
    »Ja, das stimmt«, räumte Colon ein. »Aber nicht während der gleichen Schlacht.«
    Sie betraten das Wachhaus. Die meisten anderen Wächter der aktuellen Schicht hatten sich den Tag freigenommen. Niemand von ihnen wußte, wer die Einsatzbefehle erteilte, und ohne diese Anweisungen gab es nichts zu tun. Die einzigen noch anwesenden Angehörigen der Wache waren diejenigen, die sich immer im Dienst glaubten – und die neuen Rekruten, die noch voller Enthusiasmus steckten.
    »Herrn Mumm fällt bestimmt etwas ein«, sagte Karotte. »Nun, ich begleite die Goriffs zurück zu ihrem Lokal. Herr Goriff meinte, daß er packen und die Stadt verlassen will. Viele Klatschianer machen sich auf den Weg. Verdenken kann man’s ihnen nicht.«
     
    Träume stiegen wie Blasen auf, als Mumm aus den schwarzen Tiefen des Schlafs zurückkehrte.
    Normalerweise wußte er den Augenblick des Erwachens sehr zu schätzen. Dann sah er die Lösungen für seine Probleme. Teile seines Gehirns schienen auch nachts die Arbeit fortzusetzen, um ihm das Ergebnis ihrer Bemühungen zu präsentieren, sobald er die Augen öffnete.
    Doch jetzt kamen nur Erinnerungen. Mumm verzog das Gesicht. Er entsann sich an etwas anderes und stöhnte. Wieder hörte er ein bestimmtes Geräusch, verursacht von seiner Dienstmarke auf dem Tisch in der Rattenkammer. Er fluchte leise.
    Er schlug die Decke zurück und streckte die Hand nach dem Nachtschränkchen aus.
    »Bimmel-bimmel-bamm!«
    »O
nein…
Na schön, wie spät ist es?«
    »Ein Uhr mittags! Hallo, hier Namen einfügen!«
    Mumm starrte verschlafen zum

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