Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Fliegende Fetzen

Fliegende Fetzen

Titel: Fliegende Fetzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
Vom Netzwerk:
die Konflikte auf einer persönlichen Basis. Die
    meiste Zeit zankten die Leute einfach nur. Das erzeugte Ärger genug,
    aber es war weitaus besser als ein Schwert in der Leber.
    Die Alten hatten von großen Pfützen aus Blut und umherfliegenden
    Gliedmaßen erzählt, doch einen ganz besonderen Eindruck auf den jun-
    gen Mumm hatte ein Hinweis am Schluß der Erlebnisberichte gemacht:
    »Und wenn man mit dem Fuß an etwas hängenblieb, so sah man besser
    nicht hin, wenn man die letzte Mahlzeit im Magen behalten wol te.« Die-
    sen Worten hatten sie keine Erklärung hinzugefügt. Die beiden anderen
    Alten schienen genau zu wissen, was damit gemeint war. Doch nichts
    konnte schlimmer sein als die Erklärungen, die sich Mumm selbst aus-
    malte. Er erinnerte sich an noch etwas. Die Alten, die den größten Teil
    des Tages damit verbrachten, auf einer Bank in der Sonne zu sitzen, hat-
    ten zusammen fünf Arme, fünf Augen, viereinhalb Beine und zweidrei-
    viertel Gesichter. Hinzu kamen siebzehn Ohren – der Irre Winston zeig-
    te seine Sammlung gern einem braven Jungen, der angemessen furchter-
    füllt wirkte.
    »Er wil einen Krieg führen…« Mumm mußte den Mund öffnen, sonst
    wäre in seinem Kopf nicht genug Platz für eine derart absurde Vorstel-
    lung gewesen. Der Prinz, den al e für ehrlich, ehrenwert und gut hielten,
    wollte einen Krieg.
    »Oh, natürlich«, sagte Ahmed. »Nichts eint ein Volk besser als ein hüb-
    scher kleiner Krieg.«
    Wie sol te man gegen jemanden vorgehen, der auf diese Weise dachte?
    fragte sich Mumm. Wenn es um einen gewöhnlichen Mörder ging…
    dann gab es mehrere Möglichkeiten. Mit einem gewöhnlichen Mörder
    konnte man mit gewöhnlichen Mitteln fertig werden. Es gab Verbrecher,
    und es gab Polizisten; zwischen ihnen bestand ein sonderbares Gleich-
    gewicht. Aber ein Mann, der sich hinsetzte und beschloß, einen Krieg zu beginnen… Bei den sieben Höl en, womit sol te man ihn ausgleichen?
    Dazu brauchte man einen Polizisten von der Größe eines Landes.
    Den Soldaten konnte man nichts vorwerfen. Sie warteten nur darauf,
    daß man ihnen die Richtung zeigte.
    Etwas klackte an eine der umgestürzten Säulen. Mumm blickte nach
    unten und zog den Schlagstock aus der Tasche. Er glänzte im Mond-
    schein.
    Was nützte so ein Ding? Es zeigte nur, daß es ihm erlaubt war, kleine
    Verbrecher zu jagen, die kleine Verbrechen begingen. Damit konnte er
    nichts gegen Verbrecher unternehmen, die so groß waren, daß man sie
    überhaupt nicht sah. Man lebte in ihnen. Bleib bei den kleinen Verbrechen, Sam Mumm. Das ist sicherer.
    »ALSO GUT, JUNGS! SPIESST SIE AUF UND HAUT SIE IN
    STÜCKE!«
    Gestalten sprangen über die geborstenen Säulen.
    Es surrte leise, als Ahmed sein Schwert aus der Scheide zog.
    Mumm sah, wie sich ihm eine Hel ebarde näherte – eine Hel ebarde
    aus Ankh-Morpork! –, und er reagierte mit den Reflexen, die ihn die
    Straßen der Stadt gelehrt hatten. Er verlor keine Zeit, über jemanden zu
    lachen, der dumm genug war, eine Pike gegen einen Fußsoldaten zu ver-
    wenden. Statt dessen wich er der Klinge aus, griff nach dem Schaft und
    zog so fest daran, daß der Hel ebardier nach vorn stolperte, seinem er-
    hobenen Stiefel entgegen.
    Eine halbe Sekunde später sprang Mumm zur Seite und versuchte, sein
    Schwert unter dem Umhang hervorzuziehen. Er wich einer weiteren
    Klinge aus und stieß mit dem Ellenbogen an etwas, das hart genug war,
    um Schmerz zu verursachen.
    Als er den Kopf drehte, sah er ins Gesicht eines Mannes, der sein
    Schwert erhoben hatte…
    Ein seidenes Geräusch erklang…
    Der Mann taumelte zurück, und sein Gesicht zeigte Überraschung, als
    der Schädel herunterfiel.
    Mumm riß sich den Turban vom Kopf.
    »Ich bin aus Ankh-Morpork, ihr verdammten Idioten!«
    Eine große Gestalt ragte vor ihm auf, mit einem Schwert in jeder
    Hand.
    »ICH SCHNEIDE DIR DIE WEICHTEILE AB, DU
    SCHMIERIGER… Oh, bist du das, Sir Samuel?«
    »Wie bitte? Willikins?«
    »Ja, ich bin es wirklich, Herr.« Der Diener straffte seine Gestalt.
    » Willikins ?«
    »Bitte entschuldige mich einen Augenblick, Herr – HÖRT AUF, IHR
    DREIMAL VERFLUCHTEN HURENSÖHNE – ich wußte nicht, daß
    du hier bist, Herr!«
    »Dieser hier wehrt sich, Feldwebel!«
    Ahmed stand mit dem Rücken an einer Säule. Ein Mann lag bereits vor
    ihm auf dem Boden, und drei weitere versuchten, näher an den Wali
    heranzukommen und dabei gleichzeitig eine sichere Distanz zu der sur-
    renden Barriere seines hin und

Weitere Kostenlose Bücher