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Fliegende Fetzen

Fliegende Fetzen

Titel: Fliegende Fetzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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hierhergezerrt?«
    »Gezerrt? Ich mußte mein eigenes Schiff sabotieren, um dir zu ermög-
    lichen, mich einzuholen!«
    »Ja, aber du… weißt, wie ich reagiere.« Kummer breitete sich in
    Mumm aus. Alle wußten, wie er reagierte.
    »Ja. Möchtest du eine Zigarette, Sir Samuel?«
    »Ich dachte, du kaust lieber Gewürznelken.«
    »In Ankh-Morpork, ja. Ganz gleich, wo man sich aufhält: Es ist immer
    gut, sich ein wenig… ausländisch zu verhalten, denn al e wissen, daß
    Ausländer dumm sind. Außerdem sind diese Zigaretten ziemlich gut.«
    »Frisch aus der Wüste?«
    »Ha! Es ist allgemein bekannt, daß klatschianische Zigaretten aus Ka-
    meldung bestehen.« Ein Streichholz flammte in der Dunkelheit auf, und
    Mumm sah eine krumme Nase, als sich Ahmed die Zigarette anzündete.
    »Nun, ich muß gestehen, daß zumindest in diesem Fal die Vorurteile
    nicht weit von der Wahrheit entfernt sind. Wie dem auch sei: Diese Ziga-
    retten stammen von Sumtri. Es heißt, die Frauen dieser Insel hätten kei-
    ne Seelen. Ich persönlich bezweifle das.«
    Mumm erkannte eine Hand und darin ein Päckchen. Ein oder zwei Se-
    kunden fragte er sich, ob er Ahmed packen konnte…
    »Wie steht es mit deinem Glück?« fragte der Klatschianer.
    »Nicht besonders gut, nehme ich an.«
    »In der Tat. Ein Mann sollte wissen, wie sehr er sein Glück beanspru-
    chen kann. Sol ich dir sagen, woher ich weiß, daß du ein guter Mann
    bist, Sir Samuel?« Im Licht des aufgehenden Mondes beobachtete
    Mumm, wie Ahmed eine Zigarettenspitze hervorholte und die bereits
    angezündete Zigarette hineinschob.
    »Ich bin ganz Ohr.«
    »Nach dem Attentat auf den Prinzen verdächtigte ich jeden. Aber dein Argwohn galt nur den Angehörigen deines eigenen Volkes. Du brachtest
    es einfach nicht fertig, in Erwägung zu ziehen, daß Klatschianer dahin-
    terstecken. Du hast befürchtet, dich durch solche Überlegungen auf eine
    Stufe mit Feldwebel Colon und den anderen Klatschianische-Zigaretten-
    bestehen-aus-Kameldung-Idioten zu stel en.«
    »Wessen Polizist bist du?«
    »Drücken wir es so aus: Ich bekomme mein Geld als Wali von Prinz
    Cadram.«
    »Derzeit dürfte er nicht sehr zufrieden mit dir sein. Immerhin solltest
    du seinen Bruder beschützen.« Ich hatte die gleiche Aufgabe, fügte
    Mumm in Gedanken hinzu. Und wenn schon…
    »Ja. Und wir dachten auf die gleiche Weise. Du hast geglaubt, der Täter
    stamme aus Ankh-Morpork, und ich war sicher, daß er aus Klatsch kam.
    Der Unterschied zwischen uns beiden besteht darin, daß ich recht be-
    hielt. Der Anschlag auf Khufurah wurde in Klatsch geplant.«
    »Ach, tatsächlich? Das sollte die Wache glauben…«
    » Nein, Sir Samuel. Der eigentlich wichtige Aspekt dieser Angelegenheit ist, was jemand dich glauben lassen wol te.«
    »Wirklich? Nun, da irrst du dich. Die Sache mit dem Glas und dem
    Sand auf dem Boden… Ich habe es… sofort… durchschaut…«
    Seine Stimme verklang.
    Nach einer Weile sagte Ahmed fast mitfühlend: »Ja, das hast du.«
    »Verdammt.«
    »Oh, in gewisser Weise hattest du recht. Ostie wurde ursprünglich in
    Ankh-Morpork-Dollar bezahlt. Später dann brach jemand bei ihm ein,
    vertauschte das Geld und sorgte dafür, daß die meisten Glassplitter
    draußen lagen. Bei der Gelegenheit ließ er den Sand zurück. Nun, ich
    muß sagen: Das mit dem Sand fand ich übertrieben. Niemand wäre so
    dumm. Aber es sol te sichergestellt werden, daß al es nach einem ver-
    pfuschten Versuch aussah.«
    »Wer war es?« fragte Mumm.
    »Oh, ein kleiner Dieb. Herribert Hartjojo. Er wußte nicht einmal, war-
    um er den Auftrag erhielt – es genügte ihm, daß er dafür bezahlt wurde.
    Ich gratuliere dir zu deiner Stadt, Herr Mumm. In Ankh-Morpork findet
    man immer jemanden, der für genug Geld zu allem bereit ist.«
    » Jemand muß ihn bezahlt haben.«
    »Ein Mann, dem er in einer Taverne begegnete.«
    Mumm nickte bedrückt. Er fand es immer wieder erstaunlich, wie viele
    Leute bereit waren, sich auf Geschäfte mit jemandem einzulassen, dem
    sie in einer Taverne begegneten.
    »Ja, das klingt plausibel«, sagte er.
    »Wenn der respektable Kommandeur Mumm, führenden Klatschia-
    nern als ein durch und durch ehrlicher Mann bekannt, dem es nur ein
    wenig an Intelligenz mangelt… Wenn Mumm also zu dem Schluß ge-
    langt, daß jemand aus Ankh-Morpork hinter der Tat steckt… Nun, die
    Welt sieht zu. Und die Welt sol te die ›Wahrheit‹ erfahren. Einen Krieg
    wegen irgendeines Felsens beginnen? Das erzeugt Unbehagen

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