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Fliegende Fetzen

Fliegende Fetzen

Titel: Fliegende Fetzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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Ein Willi-
    kins ist immer zur Stel e, wenn seine Heimat ruft. Ich glaube, Lord Ven-
    turiis Schwere Infanterie eignet sich für mich. Dort trägt man eine be-
    sonders attraktive rotweiße Uniform, Herr. Mit goldenen Rangabzei-
    chen.«
    Mumm zog die Stiefel an. »Hast du militärische Erfahrung?«
    »O nein, Herr. Aber ich lerne schnell, und ich kann gut mit dem Tran-
    chiermesser umgehen.« Patriotischer Eifer zeigte sich im Gesicht des
    Dieners.
    »Du hast mit gebratenen Truthähnen und so geübt«, sagte Mumm.
    »Ja, Herr«, bestätigte Willikins und polierte den Zeremonienhelm.
    »Und du möchtest gegen die heulenden Horden von Klatsch in den
    Kampf ziehen?«
    »Wenn es nötig ist, Herr«, entgegnete Willikins. »Ich glaube, der Helm
    glänzt jetzt auf angemessene Weise, Herr.«
    »Ein ziemlich sandiger Ort, heißt es. Klatsch, meine ich.«
    »In der Tat, Herr.« Willikins zog den Riemen des Helms unter Mumms
    Kinn stramm.
    »Und felsig. Ja, es sol dort viele Felsen geben. Und jede Menge Staub.«
    »Ein teilweise recht trockenes Land, Herr. Ich glaube, da hast du ganz
    recht.«
    »Und in dieses sandfarbene Land mit sandfarbenen Felsen und sand-
    farbenem Sand willst du ziehen, Willikins, mit deinen Besteck-
    Erfahrungen und in einer rotweißen Uniform?«
    »Mit goldenen Rangabzeichen, Herr.« Willikins schob das Kinn vor.
    »Ja, Herr. Fal s es notwendig werden sol te.«
    »Kommt dir eine solche Vorstel ung überhaupt nicht seltsam vor?«
    »Herr?«
    »Oh, schon gut.« Mumm gähnte. »Nun, wir werden dich vermissen,
    Willikins.« Zittert, ihr Klatschianer, fügte er in Gedanken hinzu.
    »Lord Venturii meinte, bis Silvester sei alles vorbei, Herr.«
    »Ach? Ich wußte gar nicht, daß es schon angefangen hat.«

    Mumm eilte die Treppe hinunter. Der Geruch von Curry wehte ihm
    entgegen.
    »Wir haben etwas für dich aufgespart, Herr Kommandeur«, sagte
    Feldwebel Colon. »Du hast geschlafen, als der Junge es brachte.«
    »Er meint Goriffs Jungen«, erklärte Nobby und versuchte, ein Reiskorn
    auf seinem Blechteller einzufangen. »Genug für die halbe Schicht.«
    »Der Lohn der Pflicht«, kommentierte Mumm und hastete zur Tür.
    »Brot und eingelegte Mangos und so weiter«, schwärmte Colon. »Ich
    habe immer gesagt, daß der alte Goriff gar nicht so übel ist, für einen
    Handtuchkopf, meine ich.«
    Eine Lache aus siedendem Öl… Mumm verharrte an der Tür. Die Familie, dicht zusammengedrängt… Er holte die Uhr hervor. Zwanzig nach zehn.
    Wenn er lief…
    »Würdest du mich bitte in mein Büro begleiten, Fred?« fragte er. »Es
    dauert nicht lange.«
    »Bin schon unterwegs.«
    Mumm führte den Feldwebel nach oben und schloß die Tür.
    Nobby und die anderen Wächter spitzten die Ohren, hörten jedoch
    nur ein unverständliches Murmeln, das eine Zeitlang dauerte.
    Die Tür öffnete sich wieder. Mumm kam die Treppe herunter.
    »Nobby, bitte komm in fünf Minuten zur Universität, in Ordnung? Ich
    möchte in Kontakt bleiben und habe keine Lust, diese Uniform von ei-
    ner Taube bekleckern zu lassen.«
    »In Ordnung, Herr Kommandeur.«
    Mumm verließ die Wache.
    Einige Sekunden später kehrte Feldwebel Colon mit langsamen Schrit-
    ten in den Wachraum zurück. Sein Blick schien nach innen gekehrt zu
    sein, und er trat mit einer Lässigkeit zum Schreibtisch, die nur extrem
    besorgte Personen erzielen können. Eine Zeitlang drehte er die Zettel
    auf dem Tisch hin und her.
    » Dir ist es doch gleich, wie dich die Leute nennen, nicht wahr, Nobby?«
    fragte er schließlich.
    »Wenn’s mir nicht gleich wäre, müßte ich die ganze Zeit besorgt sein«,
    erwiderte Korporal Nobbs fröhlich.
    »Ja. Ja! Und für mich spielt es ebenfal s keine Rolle, was die Leute über mich sagen.« Colon kratzte sich am Kopf. »Eigentlich ergibt es überhaupt keinen Sinn. Ich schätze, der Kommandeur hat einfach zuwenig
    geschlafen.«
    »Er ist ein sehr beschäftigter Mann, Fred.«
    »Weil er versucht, alles selbst zu erledigen. Übrigens, Nobby…«
    »Ja?«
    »Es heißt ›Feldwebel Colon‹, herzlichen Dank.«

    Es gab Sherry. Bei solchen Gelegenheiten gab es immer Sherry. Sam
    Mumm geriet dabei nicht in Versuchung – schon seit einer ganzen Weile
    trank er nur noch Fruchtsaft. Er hatte gehört, daß man Sherry herstel te,
    indem man Wein schlecht werden ließ. Er sah einfach keinen Sinn darin.
    »Und du wirst versuchen, würdevoll auszusehen, nicht wahr?« fragte
    Lady Sybil und rückte seinen Umhang zurecht.
    »Ja, Schatz.«
    »Was wirst

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