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Fliegende Fetzen

Fliegende Fetzen

Titel: Fliegende Fetzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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hatte, das soviel bedeutete wie
    »ganz gewöhnlich« und »normal«. Seine Wahl fiel schließlich auf banal, weil ihm der Klang dieses Wortes gefiel.
    »Äh… sag ihm… sag ihm, daß du hierbleibst«, wandte sich Mumm an
    Karotte. »Ich kehre zur Wache zurück und schicke jemanden, der dich
    ablösen soll.«
    »Danke«, sagte Goriff.
    »Oh, du verste…« Mumm kam sich wie ein Narr vor. »Natürlich ver-
    stehst du unsere Sprache. Immerhin bist du schon seit fünf oder sechs
    Jahren in der Stadt, nicht wahr?«
    »Es sind schon zehn Jahre.«
    »Tatsächlich?« Mumm fühlte sich immer mehr in die Enge getrieben.
    »So lange bist du schon hier? Im Ernst? Meine Güte… Äh… ich gehe
    jetzt besser… Einen guten Morgen euch al en…«
    Er eilte in den Regen hinaus.
    Seit Jahren gehe ich in dem Lokal ein und aus, dachte Mumm, als er durch die Dunkelheit platschte. Trotzdem fäl t es mir selbst heute noch
    schwer, die Namen der Speisen richtig auszusprechen. Aber Karotte
    spricht fließend Klatschianisch.
    Meine Güte, ich kann einigermaßen Zwergisch und kann auf Trollisch
    wenigstens »Leg den Felsen hin, du bist verhaftet« sagen, aber Klatschianisch…
    Er betrat das Wachhaus, und Regenwasser strömte an ihm herab. Fred
    Colon döste friedlich an seinem Schreibtisch. Aus Respekt vor der Tat-
    sache, daß er Fred schon seit vielen Jahren kannte, nahm Mumm den
    nach Öl riechenden Umhang möglichst geräuschvol ab.
    Als er sich offiziell umdrehte, saß der Feldwebel kerzengerade.
    »Ich wußte gar nicht, daß du heute nacht hierherkommen wol test,
    Herr Mumm…«
    »Es ist ein inoffizieller Besuch, Fred«, erwiderte der Kommandeur. Bei
    manchen Leuten hatte er nichts gegen ein »Herr« einzuwenden. In ge-
    wisser Weise verdienten sie es, ihn so nennen zu dürfen. »Schick jeman-
    den zum Banale Mahlzeiten in der Skandalgasse. Dort gab es einen Zwischenfal .«
    Er ging zur Treppe.
    »Bleibst du hier?« fragte Fred.
    »Ja«, erwiderte Mumm grimmig. »Ich muß mich um den verdammten
    Schreibkram kümmern.«

    Auf Leshp regnete es so heftig, daß es für die Insel kaum einen Unter-
    schied machte, daß sie aus dem Meer aufgestiegen war.
    Die meisten Forscher schliefen jetzt in ihren Booten. Es gab Gebäude auf dem neuen Land, aber…
    Irgend etwas ging in ihnen nicht mit rechten Dingen zu.
    Fester Fanggut spähte unter der Plane hervor, die er über dem Deck
    gespannt hatte. Dunst stieg vom nassen Boden auf, und gelegentliche
    Blitze ließen ihn erglühen.
    In diesem unsteten, flackernden Schein wirkte die Stadt… unheilvol .
    Manche der Dinge konnte Fanggut erkennen – Säulen, Stufen, Torbögen
    –, aber einige andere ließen ihn schaudern. Es sah aus, als hätte jemand
    versucht, uralten Gebäuden einen menschlichen Aspekt hinzuzufügen.
    Es war Fester Fangguts Sohn zu verdanken, daß jetzt al e in ihren Boo-
    ten blieben.
    Am vergangenen Morgen hatten eine Gruppe von Fischern aus Ankh-
    Morpork die Insel aufgesucht, um dort nach jenen Schätzen Ausschau zu
    halten, von denen es – wie al e wußten – auf dem Meeresgrund geradezu
    wimmelte. Sie entdeckten einen vom Regen aus dem Schlick gewasche-
    nen Fliesenboden. Hübsche blaue und weiße Quadrate bildeten ein Mu-
    ster, das Wellen, Muscheln und, in der Mitte, einen Tintenfisch zeigte.
    »Der sieht ziemlich groß aus«, hatte Les gesagt.
    Daraufhin sahen sich al e Anwesenden in dem von Tang bedeckten
    Gebäude um und teilten den Gedanken, der unausgesprochen blieb und aus vielen kleinen Gedanken bestand. Gedanken an Tümpel, deren Wasseroberfläche sich plötzlich kräuselte, oder an ein jähes Plätschern, das
    aus dunklen, überfluteten Kel ern kam und Vorstel ungen von Klauen
    weckte, die durch finstere Tiefen strichen. Die Fischer erinnerten sich an das, was gelegentlich ans Ufer geschwemmt wurde oder in ihren Netzen
    hängenblieb – manchmal holten sie Dinge aus dem Ozean, die einem für
    immer den Appetit auf Meeresfrüchte verderben konnten.
    Auf einmal war niemand mehr an Forschungsausflügen interessiert,
    denn sie al e befürchteten, dabei etwas zu entdecken.
    Fester Fanggut zog den Kopf unter die Plane zurück.
    »Warum kehren wir nicht heim?« fragte sein Sohn. »Du hast doch ge-
    sagt, daß dir dieser Ort unheimlich ist.«
    »Ja, aber es ist ankh-morporkianische Unheimlichkeit, und kein Aus-
    länder hat das Recht, sie anzurühren.«
    »Vater?«
    »Ja?«
    »Wer war Herr Hong?«
    »Woher soll ich das wissen?«
    »Ich meine, als wir zu den Booten

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