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Fliegende Fetzen

Fliegende Fetzen

Titel: Fliegende Fetzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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weitaus besorgniserregender.
    In der Dunkelheit hob 71-Stunden-Ahmed die Hand zur Schulter und
    zog sein Schwert.
    Über ihm knarrte das Hauptsegel im Wind.

    Feldwebel Colon wußte, daß er einen der gefährlichsten Augenblicke
    seiner beruflichen Laufbahn erreicht hatte.
    Er mußte es hinter sich bringen. Ihm blieb nichts anderes übrig.
    »Äh… wenn ich dieses M und dieses E und dieses D und dieses E und
    dieses N dem I hinzufüge«, sagte er, »dann kann ich mit dem bereits
    vorhandenen I das Wort ›meiden‹ formen. Dadurch bekomme
    ich…äh… wie nennt man diese blauen Quadrate, Len?«
    »Du bekommst einen Dreimal-den-Wert-deiner-Buchstaben-Bonus«,
    erklärte Leonard von Quirm.
    »Ausgezeichnet, Feldwebel«, sagte Lord Vetinari. »Ich glaube, damit
    gehst du in Führung.«
    »Äh… das glaube ich ebenfal s, Herr«, quiekte Feldwebel Colon.
    » Allerdings stelle ich fest, daß du mir die Verwendung von U, N und F, Ä, H, I, G überlassen hast«, sagte der Patrizier. »Was mich zum Dreimal-das-ganze-Wort-Feld führt. Wenn ich mich nicht sehr irre, gewinne ich
    dadurch.«
    Feldwebel Colon seufzte erleichtert.
    »Ein interessantes Spiel, Leonard«, meinte Vetinari. »Wie heißt es
    noch?«
    »Ich nenne es Man-setze-Wörter-aus-durcheinander-liegenden-
    Buchstaben-zusammen-Spiel, Euer Exzellenz.«
    »Ah ja. Ein angemessen beschreibender Name.«
    »Ha, und ich habe nur drei Punkte«, beklagte sich Nobby. »Weil du
    meine Wörter nicht zugelassen hast, Feldwebel. Dabei gab es überhaupt
    nichts an ihnen auszusetzen.«
    »Ich bin sicher, daß diese Herren nicht wissen möchten, welche Wörter
    du meinst«, sagte Colon streng.
    »Für das X hätte ich zehn Punkte bekommen.«
    Leonard sah auf. »Seltsam. Offenbar bewegen wir uns nicht mehr…«
    Er griff nach oben und öffnete die Luke. Feuchte Nachtluft strömte
    herein, und Stimmen erklangen. Sie schienen recht nahe zu sein und hal -
    ten laut übers Wasser.
    »Heidnisches klatschianisches Kauderwelsch«, sagte Colon. »Worüber
    reden sie?«
    »›Welcher Neffe eines Kamels hat im Tauwerk herumgeschnitten‹«,
    übersetzte Lord Vetinari, ohne aufzusehen. »›Und nicht nur die Seile.
    Seht euch nur dieses Segel an. He du, hilf mir…‹«
    »Ich wußte gar nicht, daß du Klatschianisch sprichst, Exzel enz.«
    »Kein einziges Wort«, sagte Lord Vetinari.
    »Aber du…«
    »Nein«, stellte der Patrizier ruhig fest.
    »Äh… wie du meinst…«
    »Wo sind wir, Leonard?«
    »Nun…äh… meine Sternkarten sind natürlich längst veraltet, aber
    wenn du bereit wärst, bis zum Sonnenaufgang zu warten; ich habe da
    einen Apparat erfunden, mit dem man seine Position mit Hilfe des Son-
    nenstandes bestimmen kann, außerdem eine ziemlich genau gehende
    Uhr, die…«
    »Wo sind wir jetzt, Leonard?«
    »Äh… in der Mitte des Runden Meers, nehme ich an.«
    »In der Mitte?«
    »In unmittelbarer Nähe der Mitte, ja, da bin ich ziemlich sicher. Wenn
    ich die Windgeschwindigkeit messen könnte…«
    »Also müßte Leshp in der Nähe sein?«
    »Oh, ja, ich denke schon…«
    »Gut. Löse uns jetzt von dem anscheinend in Not geratenen Schiff,
    während wir noch den Schutz der Dunkelheit genießen. Morgen früh
    möchte ich mir das neue Land ansehen. Ich schlage vor, wir nutzen den
    Rest der Zeit, um ein wenig zu schlafen.«
    Feldwebel Colon bekam nicht viel Schlaf, weil er mehrmals von sägen-
    den und klopfenden Geräuschen geweckt wurde, die vom Bug des Boo-
    tes kamen. Außerdem tropfte immer mehr Wasser auf ihn herab. Haupt-
    sächlich aber fand er deshalb keine Ruhe, weil er aufgrund des allgemei-
    nen Nachlassens der Aktivität Gelegenheit bekam, über seine Situation
    nachzudenken.
    Manchmal sah er, wie sich der Patrizier über Leonards Skizzen beugte,
    eine schmale Silhouette im Kerzenlicht. Er las, machte sich Notizen…
    Colon begriff, daß er sich in der Gesel schaft eines Mannes befand, vor
    dem sich selbst die Assassinengilde fürchtete, und eines anderen Mannes,
    der die ganze Nacht über aufblieb, um einen Wecker zu finden, von dem
    er sich morgens wecken lassen konnte. Hinzu kam ein dritter Mann, von
    dem er nicht wußte, ob er jemals seine Unterwäsche gewechselt hatte.
    Und er befand sich auf hoher See.
    Er versuchte, die Sache von der positiven Seite zu sehen. Weshalb ver-
    abscheute er Boote und Schiffe? Weil sie sanken. Aber bei diesem Boot war das Versinken von Anfang an eingebaut. Und man brauchte nicht
    die dahinrollenden Wel en zu beobachten, weil sie

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