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Fliegende Fetzen

Fliegende Fetzen

Titel: Fliegende Fetzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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aufmerksamer suchen. Die Welt
    sieht zu, Ashal.«
    »Ja, Gebieter.«

    »Feldwebel?«
    »Ja, Nobby?«
    »Erzähl mir noch einmal von unseren besonderen Fähigkeiten.«
    »Sei still und tritt in die Pedale, Nobby.«
    »Zu Befehl, Feldwebel.«
    Es war ziemlich dunkel an Bord. Eine Kerze schwang hin und her – sie
    steckte in einem Halter, der von der Decke herabhing. Unter ihr saß
    Leonard von Quirm und steuerte mit Hilfe von zwei Hebeln. Überall
    rasselten Ketten und knarrten die Seile von kleinen Flaschenzügen.
    Nobbs hatte das Gefühl, im Innern einer Nähmaschine zu hocken; noch
    dazu in einer feuchten. Kondenswasser tropfte unablässig von der Dek-
    ke.
    Seit zehn Minuten traten sie in die Pedale. Leonard hatte den größten
    Teil dieser Zeit damit verbracht, aufgeregt zu reden. Nobby hatte den
    Eindruck, daß er nicht oft unter Leute kam. Er sprach praktisch über
    al es.
    Zum Beispiel über die Lufttanks. Nobby konnte sich halbwegs an die
    Vorstel ung gewöhnen, daß sich Luft irgendwie zusammenpressen und
    in kleinen, knirschenden Fässern unterbringen ließ, die mit Metallbän-
    dern verstärkt und an den Wänden befestigt waren. Doch die Verwen-
    dung der Luft verblüffte ihn.
    »Blasen!« sagte Leonard. »Die Delphine, erinnert ihr euch? Sie
    schwimmen nicht durchs Wasser, sondern fliegen durch eine Wolke aus
    Blasen. Was natürlich viel einfacher ist. Ich habe ein wenig Seife hinzu-
    gefügt, was den Effekt noch verbessern dürfte.«
    »Er glaubt, daß Delphine fliegen«, flüsterte Nobby.
    »Tritt nur weiter in die Pedale.«
    Feldwebel Colon wagte einen Blick über die Schulter.
    Lord Vetinari saß auf einer umgedrehten Kiste inmitten der klickenden
    Ketten und betrachtete einige von Leonards Skizzen, die auf seinen
    Knien lagen.
    »Weitermachen, Feldwebel«, sagte der Patrizier.
    »Ja, Herr.«
    Das Boot wurde schneller, als sie sich von der Stadt entfernten. Durch
    die kleinen Glasfenster fiel sogar ein wenig brackiges Licht.
    »Herr Leonard?« fragte Nobby.
    »Ja?«
    »Wohin sind wir unterwegs?«
    »Seine Exzel enz möchte nach Leshp.«
    »Etwas in der Art dachte ich mir«, sagte Nobby. »Ich dachte: ›Wohin
    will ich auf keinen Fall reisen?‹ Darauf fiel mir sofort die Antwort ein,
    einfach so. Al erdings glaube ich, daß wir Leshp nie erreichen, weil mir
    nämlich gleich die Knie abfallen…«
    »Oh, meine Güte, ihr braucht natürlich nicht die ganze Zeit trampeln«,
    erwiderte Leonard. »Wozu ist deiner Meinung nach wohl das große Ge-
    winde am Bug da?«
    »Ach, das hornartige Ding?« entgegnete Nobby. »Ich dachte, es dient
    dazu, ein ganzes Stück unter der Wasserlinie in den Rumpf feindlicher
    Schiffe gebohrt zu werden…«
    » Was ?« Leonard drehte sich entsetzt um.
    »Schiffe versenken? Schiffe versenken ? Schiffe mit Menschen drauf?«
    »Äh, ja…«
    »Korporal Nobbs, ich glaube, du bist ein sehr törichter junger…
    Mann«, sagte Leonard steif. »Das Boot nutzen, um Schiffe zu versenken?
    Das wäre schrecklich! Keinem Seefahrer käme es jemals in den Sinn,
    etwas so Unehrenhaftes zu tun!«
    »Entschuldigung…«
    »Der Bohrer, so möchte ich betonen, dient dazu, uns an vorbeikom-
    menden Schiffen zu befestigen, in der Art eines Schiffshalters – damit
    meine ich einen Fisch, der sich am Leib von Haien festsaugt. Einige we-
    nige Drehungen genügen, um eine ausreichend stabile Verbindung her-
    zustellen.«
    »Der Bohrer kann also gar nicht den Rumpf durchdringen?«
    »Das könnte nur passieren, wenn man ausgesprochen achtlos und un-
    aufmerksam zu Werke geht!«

    Die Wel en des Ozeans konnten viel eicht nicht gepflügt werden, aber
    die Kruste des Flusses Ankh war stromabwärts von Ankh-Morpork fest
    genug, daß während des Sommers kleine Büsche darauf wachsen konn-
    ten. Die Milka glitt langsam dahin und hinterließ eine Furche.
    »Können wir nicht schnel er vorankommen?« fragte Mumm.
    »Oh, sicher«, erwiderte Jenkins spöttisch. »Wo sollen wir den zusätzli-
    chen Mast aufstellen?«
    »Das Schiff ist kaum mehr als ein kleiner Fleck«, stellte Karotte fest.
    »Warum holen wir nicht auf?«
    »Weil es ein größeres Schiff ist und über etwas verfügt, das man mehr
    Segelfläche nennt«, erklärte Jenkins. »Außerdem haben klatschianische Schiffe einen besonders geschmeidigen Rumpf. Und unser Frachtraum
    steckt voller…«
    Er unterbrach sich, aber es war bereits zu spät.
    »Hauptmann Karotte?« sagte Mumm.
    »Herr Kommandeur?«
    »Wirf alles über Bord.«
    »Nicht die

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