Fliegende Fetzen
Widersacher gaben auf, wenn
sie sahen, wie Detritus die Sehne mit dem Daumen zurückzog.
Skeptisch blickte der Trol zum fernen Licht.
»Es ist eine Chance von eins zu einer Million«, sagte er. »Wir noch et-
was näher heran müssen.«
»Ziel auf eine Stelle unterhalb der Wasserlinie, damit sie das Seil nicht
durchschneiden können«, sagte Mumm.
»Äh… ja.«
»Gibt es irgendein Problem, Feldwebel?«
»Wir uns nähern Klatsch, nicht wahr?«
»Auf diesem Kurs sind wir unterwegs, ja.«
»In Klatsch ich werde richtig dumm«, sagte Detritus. »Wegen der Hit-
ze.«
»Ich hoffe, daß wir das Schiff aufhalten können, bevor wir Klatsch er-
reichen.«
»Ich nicht versessen darauf bin, zu werden dumm. Ich weiß, daß sagen
die Leute: ›Detritus, er dümmer sein als…‹«
»Als ein Stück Holz«, sagte Mumm geistesabwesend.
»Ja. Aber ich gehört habe, daß es in der Wüste wird richtig heiß…«
Der Troll wirkte so kummervoll, daß sich Mumm verpflichtet fühlte,
ihm einen kameradschaftlichen Klaps auf den Rücken zu geben.
»Dann sol ten wir den Leuten dort drüben keine Gelegenheit geben,
nach Klatsch zu gelangen«, erwiderte er und schüttelte seine Hand, um
den stechenden Schmerz zu vertreiben.
Das andere Schiff war jetzt so nahe, daß sie Seeleute sahen, die fieber-
haft auf dem Deck arbeiteten. Das Hauptsegel blähte sich im Wind auf.
Detritus hob die Armbrust.
Eine Kugel aus blaugrünem Licht glühte an der Spitze des langen Bol-
zens. Der Troll starrte darauf hinab.
Grünes Feuer huschte über die Masten. Als es das Deck erreichte, ent-
standen zehn oder mehr Kugeln, die zischend und knisternd über die
Planken rollten.
»Das Magie ist?« fragte Detritus. Eine grüne Flamme leckte über seinen
Helm.
»Was bedeutet das, Jenkins?« fragte Mumm.
»Das ist keine Magie, sondern viel schlimmer.« Der Kapitän eilte nach
vorn. »Also los, Jungs – holt die Segel ein!«
»Die Segel bleiben, wo sie sind!« rief Mumm.
»Weißt du, was dies bedeutet ?«
»Es sich nicht einmal warm anfühlt«, sagte Detritus und tastete nach
der Kugel an seiner Armbrust.
»Rühr es nicht an! Rühr es nicht an! Das ist St.-Ungulants-Feuer, ja-
wohl. Und es bedeutet, daß wir alle in einem schrecklichen Sturm um-kommen!«
Mumm sah auf. Wolken rasten über den… nein, sie strömten in den
Himmel und blähten sich dabei schnel auf wie Tinte, die sich in klarem
Wasser ausbreitet. Blaues Licht flackerte irgendwo in ihnen. Das Schiff
erzitterte.
»Wir müssen wenigstens einige der Segel einholen!« drängte Jenkins.
»Das ist die einzige Möglichkeit, um…«
»Niemand rührt etwas an!« rief Mumm. Das grüne Feuer tanzte jetzt
auch auf den Wel en. »Detritus, verhafte jeden, der etwas anrührt!«
»In Ordnung.«
»Immerhin wol en wir schnel vorankommen«, fügte Mumm hinzu,
während es zischte und Donner in der Ferne grol te.
Jenkins glotzte ihn an, als sich das Deck unter ihnen hob und senkte.
»Du bist verrückt! Hast du denn gar keine Ahnung, was mit einem
Schiff passiert, das versucht… Du weißt es wirklich nicht, oder? Dies ist kein normales Wetter! Man muß dabei sehr vorsichtig sein! Einem solchen Sturm kann man nicht entkommen, indem man sich mit vol en
Segeln vom Wind treiben läßt!«
Etwas Glitschiges landete auf Detritus’ Kopf und fiel von dort aufs
Deck, wo es zappelte und davonrutschte.
»Und jetzt regnet’s Fische!« stöhnte Jenkins.
Die Wolken bildeten nun eine gelbbraune Masse, in der unablässig
Blitze zuckten. Und es war warm. Was Mumm besonders seltsam er-
schien. Der Wind heulte wie ein Sack voller Katzen, und die Wellen ver-
wandelten sich auf beiden Seiten des Schiffes in hohe Wände, doch die
Luft schien geradewegs aus einem Backofen zu kommen.
»Sieh nur, selbst die Klatschianer holen ihre Segel ein!« rief Jenkins in
einem Schauer aus Garnelen.
»Gut. Dann erreichen wir sie.«
»Du bist ja wahnsinnig! Autsch!«
Etwas prallte an seinem Kopf ab, schlug an die Reling und blieb vor
Mumm liegen.
Ein Messingknauf.
»O nein «, stöhnte Jenkins und hob die Arme über den Kopf. »Jetzt regnet’s wieder verdammte Bettgestelle!«
Der Kapitän des klatschianischen Schiffes war kein streitsüchtiger Mann,
wenn sich 71-Stunden-Ahmed in der Nähe aufhielt. Er sah zu den knar-
renden Segeln empor und überlegte, wie groß seine Chance war, ins Pa-
radies zu gelangen.
»Viel eicht hat uns der Hund, der das Seil durchgeschnitten hat, einen
Gefal en
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