Fliegende Fetzen
unsterblichen Seele nach-
denken, anstatt die Zeit mit dummen Witzen zu vergeuden«, sagte Ober-
gefreiter Besuch streng.
»Ich mache mir vor al em Sorgen um das Schicksal meines unsterbli-
chen Körpers«, erwiderte Reg.
»Zufälligerweise habe ich hier eine interessante Broschüre«, sagte Reg.
»Sie kann dir dabei helfen…«
»Ist sie groß genug, daß wir sie zu einem Boot falten können, das uns
al en Platz bietet?«
Obergefreiter Besuch glaubte, eine gute Gelegenheit zu erkennen.
»Aha, ja, in metaphorischer Hinsicht ist das tatsächlich der Fall…«
»Hat dieses Schiff kein Rettungsboot?« fragte Grinsi rasch. »Ich glaube,
ich habe eins gesehen, als ich an Bord kam.«
»Ja, Rettungsboot«, brummte Detritus.
»Möchte jemand eine Sardine?« fügte Grinsi hinzu. »Ich habe gerade
eine Dose geöffnet.«
»Rettungsboot«, wiederholte Detritus. Er klang wie jemand, der einer
unangenehmen Wahrheit auf den Grund ging. »Ein… großes, schweres
Ding, mit dem langsamer wir vorangekommen wären…?«
»Ja, ich hab’s ebenfal s gesehen«, sagte Reg.
»Es tatsächlich eins gab«, fuhr Detritus fort. »Das ein Rettungsboot
war, ja?«
»Wir sollten eigentlich in der Lage sein, einen geschützten Ort zu errei-
chen und dort vor Anker zu gehen.«
»Ja, Anker…«, überlegte Detritus. »Das ein großes Ding mit Haken
dran?«
»Genau.«
»Sehr schwer?«
»Natürlich.«
»Ja. Äh… wenn er über Bord geworfen wurde vor einer Weile, weil wir
vorankommen mußten schnel er… das nicht gut für uns wäre jetzt?«
»Wohl kaum.« Reg Schuh blickte durch die Luke. Der Himmel war ei-
ne schmutzige gelbe Decke, in der Blitze komplexe Zackenmuster bilde-
ten. Immer wieder donnerte es.
»Wie weit das Barometer wohl gesunken sein mag?« fragte Reg.
»Bis ganz nach unten«, erwiderte Detritus. »Glaub mir.«
Es lag in der Natur eines D’reg, Türen ganz vorsichtig zu öffnen. Früher
oder später stand ein Feind auf der anderen Seite.
Er sah das Halsband auf dem Boden, direkt vor dem kleinen Loch im
Rumpf, aus dem Wasser tropfte.
71-Stunden-Ahmed fluchte leise.
Er zögerte nur kurz und stieß die Tür dann auf. Mit einem lauten Po-
chen knal te sie gegen die Wand.
»Ich will dir nichts zuleide tun«, teilte er der Düsternis mir. »Wenn das
in meiner Absicht läge, wärst du längst…«
Angua bedauerte es plötzlich, daß sie sich nicht für die Gestalt des
Wolfes entschieden hatte. Für den Wolf hätten sich überhaupt keine
Probleme ergeben. Aber genau das war das Problem. Sie hätte einen
leichten Sieg errungen und wäre anschließend nervös und unruhig gewe-
sen. Ein Mensch konnte solche Empfindungen unter Kontrol e halten,
doch bei einem Wolf sah die Sache anders aus. Ein Wolf geriet vielleicht
in Panik und ließ sich dann zu tierischen Dingen hinreißen.
Sie hatte über der Tür gewartet, ließ sich nun fal en, gab dem Mann ei-
nen Stoß, machte einen Salto rückwärts, schlug die Tür zu und drehte
den Schlüssel um.
Das Schwert schnitt mühelos durch das Holz wie ein heißes Messer
durch weiche Butter.
Neben Angua schnappte jemand nach Luft. Sie wirbelte um die eigene
Achse und sah zwei Männer mit einem Netz – sie hatten den Wolf damit
fangen wol en. Der Anblick einer nackten Frau überraschte sie. Das Er-
scheinen einer nackten Frau bringt Männer immer dazu, ihre Absichten
und Pläne zu überdenken.
Angua trat zweimal kräftig zu, lief in die entgegengesetzte Richtung,
öffnete eine beliebige Tür und warf sie hinter sich wieder zu.
Sie stand in der Kabine mit den Hunden. Sie sprangen auf, öffneten
das Maul – und sanken langsam wieder zu Boden. Ein Werwolf kann
bemerkenswerte Macht über andere Tiere haben, ganz gleich, in welcher
Gestalt er sich ihnen zeigt. Es war vor allem die Macht, anderen Ge-
schöpfen einen Schrecken einzujagen und selbst ungenießbar zu wirken.
Sie. eilte an den Hunden vorbei und strich einen seidenen Vorhang vor
der Koje beiseite.
Der Mann auf dem schmalen Bett öffnete die Augen. Er war Klat-
schianer, doch seine Haut wirkte sonderbar blaß. Er hatte dunkle Ringe
unter den Augen.
»Ah«, sagte er. »Mir scheint, ich bin gestorben und jetzt im Paradies.
Du bist eine Huri ?«
»Solche Frechheiten brauche ich mir nicht gefal en zu lassen«, erwider-
te Angua und zerriß die Seide mit geübter Hand.
Sie wußte, daß sie als weiblicher Werwolf ihren männlichen Kol egen
gegenüber im Vorteil war, denn nackte Frauen
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