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Fliegende Fetzen

Fliegende Fetzen

Titel: Fliegende Fetzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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Feldwebel Colon mit ihren Lippen.
    Das Boot knarrte.
    »Feldwebel?« ließ sich Nobby vernehmen, als sie die Wunder der Tiefe
    betrachteten.
    »Ja, Nobby?«
    »Es heißt doch, daß jeder winzige Teil des Körpers al e sieben Jahre er-
    setzt wird, nicht wahr?«
    »Das ist al gemein bekannt«, erwiderte Feldwebel Colon.
    »Ja. Aber… wieso habe ich noch immer die Tätowierung am rechten
    Arm? Sie ist jetzt acht Jahre alt und müßte längst verschwunden sein.«
    Lange Tangbüschel schwangen im Halbdunkel hin und her.
    »Interessanter Hinweis«, brachte Colon mit zittriger Stimme hervor.
    »Äh…«
    »Ich meine, ist doch ganz klar, wenn auch die Haut ersetzt wird, müßte
    inzwischen alles rosarot und ganz neu sein.«
    Ein Fisch schwamm vorbei – seine Nase sah aus wie eine Säge.
    Mitten in einer Wolke aus Furcht versuchte Colon, möglichst schnel
    zu denken.
    »Es liegt daran«, sagte er schließlich, »daß die blauen Teile der Haut
    durch andere blaue Teile ersetzt werden. Und die stammen von… von
    den Tätowierungen anderer Leute.«
    »Es ist also gar nicht mehr meine Tätowierung, sondern die einer ande-
    ren Person?«
    »Äh… ja.«
    »Erstaunlich. Sie sieht genauso aus wie meine: zwei gekreuzte Dolche
    und darunter ›WAMA‹.«
    »Wama?«
    »Es sollte eigentlich ›Mama‹ heißen, aber ich schlief ein, und die Nadel
    Ned bemerkte nicht, daß ich im wahrsten Sinne des Wortes umgekippt
    war.«
    »So etwas sol te einem eigentlich auffallen…«
    »Er war ebenso stockbesoffen wie ich. Du weißt ja, wie das mit richtigen Tätowierungen ist: Sie sind nur dann authentisch, wenn man sich kaum
    daran erinnern kann, wie man sie erhalten hat.«
    Leonard und der Patrizier betrachteten die maritime Landschaft.
    »Wonach halten sie Ausschau?« fragte Colon.
    »Leonard hat mehrmals Hieroglyphen erwähnt«, sagte Nobby. »Was
    meint er damit, Feldwebel?«
    Colon zögerte, aber nur kurz. »Eine bestimmte Art von Weichtieren,
    Korporal.«
    »Donnerwetter, was du alles weißt«, sagte Nobby in bewunderndem
    Tonfal . »Das hat es also mit Hieroglyphen auf sich. Und wenn wir tiefer
    kommen, heißen sie Dortoglyphen?«
    Nobbys Lächeln wirkte irgendwie seltsam. Feldwebel Colon beschloß,
    kein Risiko einzugehen.
    »Sei nicht dumm, Nobby. ›Dortoglyphen‹, weil sie sich ›dort‹ befin-
    den… Ich bitte dich.«
    »Entschuldige, Feldwebel.«
    »Außerdem ist al gemein bekannt, daß es in diesen Gewässern keine
    Dortoglyphen gibt.«
    Zwei Neugierige Tintenfische sahen neugierig ins Boot.

    Jenkins’ Schiff kam einem schwimmenden Wrack gleich.
    Von einigen Segeln waren nur noch Fetzen übrig. Auf dem Deck lagen
    Seile, deren nautische Namen Mumm nicht lernen wollte. Ein Teil der
    Takelage hing über die Reling ins Wasser.
    Die wenigen heil gebliebenen Segel fingen den frischen Morgenwind
    ein und ließen das Schiff Fahrt aufnehmen.
    Weit oben wölbte der Ausguck die Hände trichterförmig vor dem
    Mund und rief:
    »Land ahoi!«
    »Man sieht es selbst von hier aus«, sagte Mumm. »Warum muß er so
    schreien?«
    »Es bringt Glück.« Jenkins spähte in den Dunst. »Gebra scheint nicht
    das Ziel deines Freundes zu sein. Ich frage mich, wohin er unterwegs
    ist.«
    Mumm blickte zu der gelben Masse am Horizont und sah dann zu Ka-
    rotte auf.
    »Wir holen sie zurück, keine Sorge«, unterbrach er.
    »Oh, ich bin nicht besorgt, nur ein wenig beunruhigt«, erwiderte Karot-
    te.
    »Äh… gut…« Mumm gestikulierte vage. »Sind alle gesund und munter?
    Und außerdem guten Mutes?«
    »Es wäre der Moral sicher dienlich, wenn du einige Worte sprechen
    würdest, Herr Kommandeur.«
    Das monströse Wächterregiment hatte auf Deck Aufstel ung bezogen
    und blinzelte im Sonnenschein. Meine Güte, dachte Mumm, als er die
    üblichen unüblichen Personen sah. Ein Zwerg, ein Mensch, der als
    Zwerg aufgewachsen war und wie ein Handbuch der Etikette dachte, ein
    Zombie, ein Troll, ich selbst, den religiösen Fanatiker nicht zu verges-
    sen…
    Obergefreiter Besuch salutierte. »Bitte um Erlaubnis, sprechen zu dür-
    fen, Herr Kommandeur.«
    »Nur zu«, brummte Mumm.
    »Es freut mich, darauf hinweisen zu dürfen, daß unsere Mission ganz
    offensichtlich göttliches Wohlwol en genießt, Herr Kommandeur. Ich
    beziehe mich dabei auf den Sardinenregen, der uns Nahrung in der Not
    gebracht hat.«
    »Nun, wir konnten eine kleine Stärkung vertragen, aber deshalb gleich
    von ›Not‹ zu reden…«
    »Mit al em Respekt, Herr Kommandeur«, sagte

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