Fliegende Fische Band (Junge Liebe ) (German Edition)
Erstaunen seine Geige an den Verstärker an. Dann kommt er nach vorne und beugt sich zu Kathy ans Mikro.
Etwas greift nach Daniel, ein Gefühl, das zu groß ist, um ihm einen Namen zu geben.
Mick räuspert sich ins Mikro.
„Das hier ist für einen besonderen Menschen“, sagt Mick. „Hm. Ich – ich habe ihn irgendwie verloren und ich weiß nicht, ob er heute Abend überhaupt hier ist. Also – wenn ihr ihn findet, dann – gebt ihn mir zurück, ja? Er ist – ungefähr so groß ...“ Mick zeigt mit der flachen Hand.
„Das macht er nicht“, haucht Lilli neben Daniel.
„... blond ... dünn ... er hat eine ziemlich große Nase und … ich habe ihm viel zu verdanken. Auch wenn ich mich nicht ganz fair benommen habe.“
„Oh mein Gott“, sagt Lilli und schlägt die Hand vor den Mund, während ihre Augen sich mit Tränen füllen. „Das ist ja so romantisch.“
„Helft mir, ja?“, sagt Mick ins Mikro. „Ich muss ihn unbedingt zurück haben.“
Jubel brandet auf. Offenbar hat Mick nicht nur Lillis Herz zum Schmelzen gebracht.
„Lasst mich durch“, sagt Lilli energisch. „Ich muss diesen jungen Mann zur Bühne bringen.“
„Nein“, sagt Daniel hilflos. „Nein! Das ist eine Verwechslung!“
„Stell dich nicht an!“, faucht Lilli, in deren Augenwinkeln Tränen glitzern.
„Ich bin publikumsscheu“, protestiert Daniel, aber es geht in der Musik unter, die aufbrandet.
Sanftes Schlagzeug und Gitarrenklänge mischen sich mit Kathys weicher Stimme, dann setzt Mick den Bogen an und lässt seine Geige singen und es liegt mehr darin, als Worte jemals fassen können: Sehnsucht, Verzweiflung, Hoffnung, Versprechen.
„It’s a love story“, singt Kathy. “Baby, just say yes.”
Lilli schiebt Daniel und die umstehenden Fans begreifen den Zusammenhang, lassen ihn durch und schieben ihn weiter und als Mick über Kathys Schulter die zweite Stimme singt, „This love ist difficult, but it’s real“, gibt Daniel die Gegenwehr auf. Fremde Menschen lächeln ihn an, klopfen ihm auf die Schulter, Hände greifen nach ihm und reichen ihn nach vorne durch, während die ersten um ihn herum beginnen, ihre Feuerzeuge zu schwenken.
Daniel versucht verzweifelt, zu begreifen, dass er nicht träumt.
„Don’t be afraid, we’ll make it out of this mess“, singt Kathy und Micks Geige fleht ihn an: Komm zurück, rette mich, ich fühle mich so einsam, ich wollte dich nie verlieren.
„It’s a love story“, singt Kathy. „And it never ends.”
Es ist laut hier vorne und eng und Mick ist so nah, wie er ihm vielleicht noch nie war, obwohl eine Absperrung vor der Bühne ihn von Daniel trennt. Daniel wird gegen die Absperrung gedrückt und ein paar Jungs mit Motorradjacken und Schultern wie Schränken schieben die schweren Absperrungselemente auseinander, bis ein Spalt entsteht, durch den Daniel sich zwängen kann.
Daniel macht einen Schritt. Die Menge liegt hinter ihm. Ein kühler Nachtwind schlüpft unter sein T-Shirt und streicht ihm mit langen Fingern über den Rücken. Er schaut hinauf zur Bühne und Mick sieht ihn, sieht ihn an und lächelt unter Tränen.
Das Lied verklingt und Daniel hält sich am Bühnenrand fest. Seine Knie sind weich. Der Kirchplatz tobt. Mick legt seine Geige hin und springt mit einem Satz von der Bühne. Seine Lippen formen Worte, die vom Lärm des Publikums davongespült werden, aber es ist auch nicht wichtig.
Alles ist gesagt.
Daniel macht einen Schritt und dann schlingt er die Arme um Mick, spürt den schmalen, warmen Rücken, das durchgeschwitzte T-Shirt, spürt, wie Micks Schultern zittern, seinen Atem, der in Stößen gegen Daniels Hals kommt, spürt, wie seine eigenen Rippen in der Umarmung knacken, die viel zu fest ist, um angenehm zu sein, aber dann muss es ja auch einen Grund haben, warum so viele Liedermacher Herz auf Schmerz reimen.
„Du hättest nur anrufen müssen, weißt du?“, flüstert Daniel. „Einfach nur anrufen.“
„Nein“, sagt Mick erstickt. „Wusste ich nicht. Ich konnte nicht anrufen. Ich hätte mich umgebracht, wenn du aufgelegt hättest. Ich wusste, ich brauche etwas Großes.“
„Du bist eine Drama Queen“, sagt Daniel. „Das ist alles.“
„Vielleicht“, sagt Mick und fährt sich mit dem Arm übers Gesicht.
Sie sehen sich an.
„Komm“, sagt Daniel.
„Wohin?“, sagt Mick.
„Egal“, sagt Daniel. „Weg. Einfach weg.“
„Ja“, sagt Mick und Daniel nimmt ihn bei der Hand und zieht ihn hinter die Bühne, weg vom Publikum, weg von
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