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Fliegende Fische Band (Junge Liebe ) (German Edition)

Fliegende Fische Band (Junge Liebe ) (German Edition)

Titel: Fliegende Fische Band (Junge Liebe ) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S. Pavlovic
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ist. Daniel würde gerne mit ihr tauschen, nur für eine Minute. Nur um wieder zu wissen, wie es ist, sich so gut zu fühlen.
    Patrick, der zweite Gitarrist, kommt auf die Bühne, um den Aufbau zu überwachen. Es dauert. „Spellbound!“, skandieren ein paar Mädchen in der ersten Reihe. „Spellbound!“
    Der Soundcheck nimmt kein Ende. Daniel macht sich lang und versucht zu erkennen, ob das Micks Lockenkopf gewesen ist, da beim Technikpult, aber er ist zu weit weg.
    Und dann, mit zwanzig Minuten Verspätung, kommen sie endlich auf die Bühne.
    Applaus brandet auf.
    Jo kommt zuerst. Die Mädels in der ersten Reihe kreischen, als er seine Sticks lässig über den Kopf hebt und nach hinten zu seinem Schlagzeug geht. Lilli lacht und jubelt und winkt, Daniel fragt sich, warum sie nicht ganz vorne ist, bei den Helfern oder seitlich der Bühne, von wo aus Kathys Freund das Konzert verfolgt. Ein Freundschaftsdienst, vermutlich, weil sie weiß, dass er da vorne sterben würde.
    Die anderen kommen auf die Bühne: Kathy, Patrick, Max, der Sänger und schließlich, mit einigen Sekunden Abstand, Mick.
    Es ist nicht zu überhören, wen das weibliche Publikum am besten findet. Es fehlt nur, dass sie Teddybären und Unterwäsche schmeißen. Mick trägt zerrissene Jeans, in denen seine langen Beine noch länger aussehen und ein schwarzes Spellbound-T-Shirt mit langen Ärmeln, die ihm über die schmalen Handgelenke fallen. Er winkt lässig und trabt zu seinem Platz rechts hinter Max.
    Er hat noch keinen Ton gespielt und Daniel könnte schon heulen.
    Er hängt sich die Gitarre um und sieht nach hinten zu Jo, der die Band einzählt.
    „One, two, three, four.“
    Der erste Riff.
    Sweet Home Alabama.
    Der Kirchplatz explodiert. Noch ehe das Konzert richtig begonnen hat, ist klar, dass es als Höhepunkt in die Annalen der Band eingehen wird.
    Für Daniel ist es eine Reise durch die letzten drei Monate. Satisfaction: Krügers Aquarium. „Du bist mein neuer bester Freund.“ Let there be Love: „Lass uns wild bleiben.“ Good Man: „Hat es dir gefallen?“ I will fix you: „Lass mich dein Anker sein.“
    Wie wär’s mit uns, Baby, du siehst wunderbar aus heute Abend, der Schmerz tut so gut und ich wünschte, du wärest hier.
    Zum ersten Mal erkennt Daniel, dass Mick recht hatte. Man muss nicht mehr sagen über die letzten drei Monate. Man muss es nicht kompliziert machen. Denken führt zu nichts. Man braucht nicht mehr Worte, um dieses Universum zu beschreiben, als in einen Liedtext passen.
    Daniel fragt sich, ob Mick weiß, dass er hier ist, dass sein Gesicht eines von den vielen ist. Ob er es sich wünscht. Ob er überhaupt an etwas anderes denkt als an seine Musik.
    Mick flirtet überraschend wenig mit dem Publikum, ganz anders, als Daniel es sich vorgestellt hatte, ganz anders auch als Max, der sich im Jubel seiner Fans sonnt. Mick scheint ziemlich allein mit seiner Gitarre und mit der Musik, die ihn umhüllt wie ein schützender Kokon. Genauso könnte er ohne Publikum spielen. Nur manchmal kommt er nach vorne an den Bühnenrand und schaut ins Publikum, forschend, als suchte er ein bestimmtes Gesicht, oder zumindest bildet Daniel sich das ein und er streckt mit den anderen die Hände hoch und klatscht und fragt sich, ob er es jemals wieder schaffen wird, für jemanden mehr zu sein als nur ein Teil der Masse.
    Gegen Ende des Konzerts bringt die Band einige Lieder, die Daniel nicht kennt. Sie müssen sie noch kurz vor dem Konzert einstudiert haben. Er kann sich vorstellen, wie es gewesen wäre, wenn er zu dieser Zeit nicht aus Micks Leben verschwunden gewesen wäre: Mick hätte seinen Part vielleicht auf Daniels Bett geübt, im Schneidersitz und Daniel hätte zugesehen und wieder einmal gestaunt, wie locker und virtuos Mick mit seinem Instrument umgehen kann, vielleicht hätte Mick dazu gesungen und Daniel hätte vergessen, dass er eigentlich noch Hausaufgaben zu machen gehabt hätte.
    Aber so war es nicht und wer weiß, ob es jemals wieder so sein wird.
    Daniel hat keine Ahnung, wie es weitergehen soll.
    Seine Frist ist abgelaufen und er ist so klug wie zuvor.
    „Eines haben wir noch“, sagt Max in den jubelnden Protest der Fans hinein. „Und dafür räume ich meinen Platz für unsere wunderbare Bassfrau, die nämlich auch hervorragend singen kann. Was die wenigsten wissen.“
    Unter Jubel und Applaus kommt Kathy nach vorne und justiert das Mikro auf ihre Größe. Auch Mick stellt seine Gitarre ab und schließt dann zu Daniels

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