Flieh solange du kannst
köstlich über die Zeichentrickfiguren, und Emma konnte sich endlich ein bisschen entspannen.
Leider bekam sie jetzt Hunger. Um Geld zu sparen, hatte sie nur ein paar von Max’ Pommes gegessen und darauf verzichtet, auch für sich ein richtiges Abendessen zu bestellen. Für Emma zählte jeder einzelne Geldschein. Sie besaß gerade noch zweitausendfünfhundert Dollar. Wenn sie mit ihrem Sohn nicht auf der Straße landen wollte, brauchte sie Geld für die Miete einer Wohnung und außerdem noch genug, um sie so lange über Wasser zu halten, bis sie einen Job gefunden hatte.
Zweitausendfünfhundert Dollar waren nicht gerade viel, um ein neues Leben zu beginnen, vor allem, wenn man noch nicht wusste, wie dieses neue Leben aussehen würde. Sie hatte sich noch nie mit ihrem Lehrerdiplom beworben. Reichte es, um eine Stelle zu bekommen? Und wenn nicht, könnte sie dann in einem anderen Beruf arbeiten? Würden sie es überhaupt bis Iowa schaffen? Und wie sollten sie ohne Auto zurechtkommen?
Es war wirklich ein Glücksfall gewesen, Preston zu treffen. Er hatte ihnen sehr geholfen. Dennoch bereute Emma nicht, ihm die Meinung gesagt zu haben. Mit ihm könnten sie sowieso nicht weiterfahren. Es war einfach zu anstrengend für sie, sich die ganze Zeit darum zu kümmern, dass Max still blieb. Sie hatte ja versucht, freundlich und hilfsbereit zu sein, hatte ihn am Steuer abgelöst und ihm Benzingeld angeboten. Das Geld hatte er abgelehnt, aber das machte ihn noch nicht zu einem Heiligen. Er wollte einfach nichts mit ihnen zu tun haben. Punkt.
Aber wie sollte es jetzt weitergehen?
Ihr fiel einfach nichts mehr ein. Womöglich säßen sie nun Tage, wenn nicht gar Wochen in diesem Ort fest, wenn sie nicht irgendjemanden fanden, der sie mitnahm. Einen Überlandbus konnten sie nicht nehmen, selbst wenn es hier eine Busstation geben sollte. Manuel und die Polizei, die vermutlich immer noch nach dem Autodieb suchte, würden ein besonderes Auge auf öffentliche Transportmittel haben.
Mir wird schon noch etwas einfallen, sagte sie sich. Später. Zuerst musste sie schlafen, auch um das bohrende Hungergefühl loszuwerden. Morgen früh würde sie dann entscheiden, was zu tun war.
Lieber Gott, mach, dass mir morgen früh eine gute Idee kommt.
“Mommy, können wir schwimmen gehen?”
Emma riss die Augen auf, die ihr zugefallen waren. Himmel! Was machte sie denn da! Sie durfte noch nicht einschlafen. Max hatte unterwegs lange geschlafen und würde nicht so schnell müde werden. Er musste baden, und sein Blut musste sie auch noch einmal testen. Außerdem durfte sie nicht vergessen am Empfang Bescheid zu sagen, dass sie um drei Uhr geweckt werden wollte, weil dann der nächste Bluttest nötig war.
Sie drehte sich auf die Seite, um ihn anzusehen. “In diesem Motel gibt es keinen Swimmingpool.”
“Aber mir ist heiß.”
Ihr ging es genauso. Das Motel besaß noch nicht einmal eine Klimaanlage, jedenfalls keine, die funktionierte. Unter dem Fenster stand zwar ein großer Kasten, der vor sich hinratterte und wohl dazu da war, die Luft zu kühlen, aber außer Lärm brachte er nichts hervor. “Wenn es dunkel ist, machen wir das Fenster auf, Liebling. Dann kommt kühle Luft herein.”
“Können wir denn nicht gucken, ob es irgendwo doch einen Swimmingpool gibt?”
“Ich habe keine Ahnung, wo.”
“Bei Mr. Holman im Hotel ist einer.”
Max bemerkte einfach alles. Emma war viel zu sehr damit beschäftigt gewesen, sich über Preston zu ärgern und hatte nicht aufgepasst. “Meinst du wirklich, dass es da einen gibt?”
“Ja, ich hab’s gesehen. Wir können doch einfach rübergehen.”
“Nein, Liebling. Ich bin viel zu müde.”
“Ach bitte, nur ganz kurz.”
Emma fiel ein, dass ihr Koffer in dem von der Polizei sichergestellten Wagen lag. “Wir haben keine Badesachen dabei.”
“Doch, haben wir.” Max sprang auf und lief zum Rucksack, in dem Emma seine Diabetes-Ausrüstung aufbewahrte. Als er ihn hochhob, fiel ihr ein, dass sie die Schwimmsachen am Abend vor ihrer Abreise in die Seitentasche gestopft hatte. Für Max war es gut, wenn er sich so oft wie möglich bewegte, um seinen Blutzuckerspiegel im Gleichgewicht zu halten. Schwimmen bot eine gute Möglichkeit dazu, und im Vergleich zu Baseballschlägern oder ähnlichen Sportgeräten wogen Badesachen kaum etwas.
Mit breitem Grinsen zog Max Emmas schwarzen Bikini und seine eigene rot-weiß-blau gestreifte Badehose hervor und wedelte damit in der Luft herum. “Siehst
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